Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Besucher und trat in die Tür.
Plunder drückte sich umgehend an die Wand und starrte ihn an.
»Ich habe mit meinem Kater gesprochen. Er ist ein bisschen zurückhaltend Fremden gegenüber.«
Mehr noch als sein gutes Aussehen nahm mich Simon Asmussens Benehmen ein. Er ging in die Knie und streckte dem wieder ein wenig zitternden Plunder langsamdie Hand entgegen. Dabei murmelte er leise, beruhigende Worte.
»Ich habe Plunder mitsamt diesem Laden von meiner Tante geerbt«, erklärte ich, als ich sah, dass der Kater tatsächlich vertraulich zwinkerte. »Sie scheinen sich mit Katzen auszukennen?«
»Ich hatte früher einen strammen Raufer und eine eingebildete kleine Schmusekatze. Sie haben mir viel beigebracht. Der hier ist ein schönes Tier.«
Er erhob sich, und wir setzten uns an den Tisch. Ich goss den Kaffee ein, und Plunder, offensichtlich beruhigt, trollte sich wieder in seinen Korb.
»Ich habe Ihnen unser Warenverzeichnis mitgebracht, Frau Valenti. Wenn Sie möchten, können wir anhand der Abbildungen schauen, was den Stücken entspricht, die Sie hier vorgefunden haben.«
»Eine gute Idee. Ich habe die infrage kommenden Gegenstände hier.«
Ich nahm eine der Vasen von meinem Schreibtisch und reichte sie ihm. Er drehte sie bedächtig in der Hand und untersuchte sie gründlich. Sein Gesichtsausdruck wurde dabei immer undurchdringlicher. Ich fragte mich, ob er ein Konkurrenzprodukt zu seinen Erzeugnissen darin erkannte und nicht wusste, ob er mir das sagen sollte oder nicht. Denn in seinem Katalog entdeckte ich eben einige ähnliche Vasen, Replikate von japanischen Cloisonné-Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert.
»Darf ich das Gegenstück auch einmal sehen?«
Ich reichte es ihm, und Simon Asmussen untersuchte es ebenso gründlich.
»Woher haben Sie diese Vasen, Frau Valenti?«
»Ich weiß es nicht. Das ist ja mein Problem – sie waren nirgendwo aufgeführt. Meine Patentante hat auf allen möglichen Auktionen Dinge erstanden, da mag das eine oder andere untergegangen sein.«
Er stellte die Vase mit äußerster Vorsicht auf ihren Platz zurück und nahm den Brieföffner in die Hand. Mir schien der Öffner etwas zu überladen, die Vergoldungen der Scheide waren orientalisch verschnörkelt, ein kitschig blauer, daumennagelgroßer Stein leuchtete aus den Goldornamenten des Heftes.
Langsam zog Simon Asmussen den Dolch aus der Scheide und betrachtete die Klinge. Sie war nicht glänzend poliert, sondern wirkte fast wie Stoff, etwa Moiré.
»Rosendamast!«, sagte er leise und berührte sehr vorsichtig die Schneide. Dann steckte er das Messer zurück und legte es vor sich auf den Tisch.
»Die Herkunft dieses Stückes kennen Sie aber gewiss?«
»Nein, leider auch nicht. Genau so wenig wie die der Spieldose und der Katze.«
Durchdringend sah er mich an.
»Nicht? Erstaunlich.« Dann nahm er die Spieldose zur Hand und untersuchte sie, legte sie zur Seite und prüfte die Katze.
Ich war inzwischen mehr als nervös geworden. Stimmte etwas mit den Stücken nicht?
Als er die Porzellankatze ausreichend betrachtet hatte, fragte er: »Ich hoffe, Sie sind gut versichert, Frau Valenti.«
»Es gibt eine Versicherung, die den Laden betrifft, ja. Ich muss mich darum noch kümmern, meine Tante hat sie damals abgeschlossen. Aber was soll diese Frage? Wirklich wertvolle Objekte hat sie nie besessen, und ich werde nur Geschenkartikel verkaufen.«
»Sie wissen also tatsächlich nicht, was Sie hier haben?«
Verständnislos blickte ich ihn an.
»Ich sehe schon, von Antiquitäten haben Sie wirklich keine Ahnung. Dies hier ist ein Damaszenerdolch, etwa 16. Jahrhundert. Die Spieldose scheint mir ein Original aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu sein. Wenn mich nicht alles täuscht, stammen die japanischen Vasen aus der Meiji-Periode, und die Periode der ›Famille Rose‹, aus der die Katze stammt, erlebte Anfang 1700 in China ihre Blütezeit. Diese Exponate stellen ein Vermögen dar, Frau Valenti.«
Ich hatte das Gefühl, als sei ich in einen Schleudergang geraten, alles drehte sich. »Ach du großer Gott!«, war alles, was ich noch stammeln konnte.
»Ich schlage vor, Sie bringen diese Dinge an einen sicheren Ort. Hier im Laden sind sie nicht gut aufgehoben.«
»Ja, aber … Wo mag Tante Juliane sie nur herbekommen haben? Sie standen unter dem ganzen verstaubten Plunder.«
»Erstaunlich. Die alte Dame war schon ein wenig …«
»Schrullig, Herr Asmussen, aber durchaus geschäftstüchtig. Ich verstehe das nicht.«
Er nahm
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