Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
kommen.
    Es gelang ihm nicht. Immer wieder brach er zusammen. Kris war mit einem Satz bei ihm.
    »Scheiße!«, sagte er.
    Der Kater fauchte ihn wild an und mühte sich weiter, auf seine Vorderbeine zu kommen.
    »Junge, du brauchst Hilfe.«
    Der Kater versuchte ihn zu beißen, fauchte vor Wut und Schmerzen.
    Kris zog seinen Lederblouson aus und warf ihn über das Tier.
    »Geht nicht anders, Kumpel.«
    Der Kater zappelte und schrie, doch Kris hielt ihn fest und ging mit energischen Schritten zu seinem Auto. Als er ihn in den Korb im Kofferraum legte, erschlaffte das Tier plötzlich.
    »Nicht, mein Junge. Nicht! Du hältst durch, Freundchen. Das bringst du jetzt nicht!«
    Er stellte die Klappkiste samt Kater und Jacke auf den Beifahrersitz und gab Gas.
    Die nächtlichen Straßen waren kaum belebt, so störte sich kaum jemand daran, dass er etliche Verkehrsregeln übertrat. Kris aber störte es, dass ihm eine warme, feuchte Flüssigkeit von der Stirn rann und ihm die Sicht zu nehmen drohte. Er wischte darüber und wunderte sich nicht sonderlich über seine rot verschmierte Hand.
    »Scheiße!«, murmelte er nochmals, dann bog er in die Auffahrt zum Tierheim ein.
    Sorgsam hob er den reglosen Kater aus dem Korb, wickelte seine Jacke fester um ihn und ging zum Tor. Die Klingel war beleuchtet, und als er sie gedrückt hatte, fragte eine weibliche Stimme nach seinem Begehr.
    »Ein Notfall. Katze.«
    Der Türsummer ertönte, und Kris ging die wenigen Schritte zu dem niedrigen, von einer trüben Lampe beleuchteten Gebäude. Eine junge Frau öffnete ihm, auf ihrem Gesicht malte sich Erschrecken ab. Doch für Befindlichkeiten dieser Art hatte Kris keine Zeit.
    »Der Kater ist in eine Schlägerei geraten.«
    »Nicht nur der, oder?«
    »Nein. Helfen Sie ihm.«
    »Ähm – ja. Legen Sie ihn hier hin. Und fahren Sie ins Krankenhaus. Sie sehen nicht eben anmutig aus.«
    »Klar.«
    Kris drehte sich um und ignorierte den Ruf: »Hey, sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen!« »Uninteressant«, knurrte Kris und ließ das Gitter hinter sich zufallen.
    Sein nächstes Ziel war tatsächlich das städtische Krankenhaus.
    Die Notaufnahme war grell erleuchtet, und die diensthabende Schwester warf nur einen kurzen Blick auf ihn.
    »Kommen Sie mit!«, sagte sie kurz angebunden und führte ihn in einen Raum, der durch weißbespannte Stellwände in kleine Abteilungen unterteilt war.
    »Ich hole die Frau Doktor!«
    Die Schwester verschwand, und Kris setzte sich auf die Liege. Diesmal zog er ein Taschentuch aus der Jeanstasche und tupfte sich die Stirn ab.
    »Sieger oder Verlierer?«, fragte eine heitere Stimme, als er das blutige Papiertuch in den Eimer warf.
    »Sieger.«
    »Wettkampf oder wirkliches Leben?«
    »Real life.«
    »Mit wie viel anderen habe ich zu rechnen?«
    Während dieser schnellen Fragen hatte die Ärztin, eine agile grauhaarige Frau, ihr Handwerkszeug schon zusammengesucht und eine Hand unter sein Kinn gelegt. »Drei. Aber ich glaube, sie können noch kriechen, wenn sie wieder bei Atem sind.«
    »Gut. Sieht nach einem Streifschuss aus.«
    »Schlagring.«
    Die Ärztin gab ein unwilliges Geräusch von sich und meinte dann: »Augen schließen.«
    »Ungern.«
    »Augen zu!«
    »Ich will nicht.«
    »Klappe!«
    Kris gehorchte – was blieb ihm auch anderes übrig? Doch er zuckte schmerzhaft zusammen, als die Nadel der Spritze sich in seine Haut bohrte. Dann hieß die Ärztin ihn ein Formular ausfüllen, und danach ging alles sehr schnell. Der Riss über seiner Augenbraue war geklammert, das Blut von seinem Gesicht gewaschen, ein Pflaster aufgeklebt.
    »Die Tabletten sind gegen die Schmerzen«, sagte sie und drückte ihm eine Packung in die Hand.
    »Brauche ich nicht.«
    »Nein, ich weiß. Aber das hier«, murmelte sie und pustete ihm leicht über die Stirn. »Heile, heile Gänschen, es wird ja wieder gut. Das Kätzchen hat ein Schwänzchen, es wird ja wieder gut. Heile, heile Mausespeck, in hundert Jahr ist alles weg.«
    Kris lachte, legte der Ärztin den Arm um die Hüfte und gab ihr einen herzhaften Schmatz auf die Wange.
    Dann verließ er das Krankenhaus, um endlich in seine Wohnung zu fahren.
    Doch Ruhe war ihm noch nicht vergönnt. Vor der Hintereinfahrt parkte ein Polizeiauto, er hielt dahinter, und als er ausstieg, näherte sich ihm bereits ein Beamter in Zivil.
    »Kris Grimal!«
    »Der nämliche. Hat mich jemand angezeigt?«
    »Noch nicht. Hast du was zu diesem Trümmerfeld zu sagen? Wir haben zwei angeschlagene Figuren vorgefunden,

Weitere Kostenlose Bücher