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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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was?«
    Keine Antwort.
    Mit einiger Mühe zog Kris seine Lederjacke aus dem Korb, was mit einem protestierenden Maunzen beantwortet wurde, das wieder in ein Fauchen überging.
    »Die Jacke gehört aber mir. Ich habe sie schon vermisst. Es wird nämlich langsam kalt draußen, weißt du.«
    Was den Kater auch nicht weiter interessierte. Er versuchte aber, aus dem verhassten Behältnis herauszukommen, doch das Unterfangen scheiterte kläglich.
    »Ich helfe dir, Kumpel, aber beiß mich nicht.«
    Der Kater schien nicht nur verletzt, sondern auch taub auf beiden Ohren zu sein. Natürlich versuchte er, die Hand, die ihm half, zu beißen. Doch als er auf der braunen Decke lag, gab er Ruhe und musterte einigermaßen neugierig die Umgebung.
    »Ich muss einkaufen und lasse dich jetzt für ein paar Minuten alleine, Raufer. Mach keinen Scheiß, klar?«
    4. Katzenpille
     
    Raufer streckte sich auf seinem Lager aus. Was blieb ihm auch anderes übrig? Wenigstens hatte man ihn aus dem engen Korb gelassen, und dieser Ort, auch wenn er ihn nicht kannte, roch nicht so widerwärtig nach Krankheitund Angst wie der, an dem er die beiden letzten Tage verbracht hatte. Wonach er aber wirklich roch, konnte er nicht so genau sagen. Nach Mensch natürlich, aber sonst ... Er müsste umherstreifen können, um alles näher zu erkunden, Fluchtwege finden, Verstecke, Futterstellen, eine Ecke zum Scharren. Doch da ging nichts. Er kam einfach nicht auf die Pfoten. Weil man sie eingepackt hatte. Und weil sie wehtaten.
    Andererseits, von dem Platz aus, an dem er jetzt lag, hatte er eine erstaunliche Aussicht. Mit seinem gesamten Körper robbte er etwas näher an das bodentiefe Fenster. Erst hatte er etwas Angst, dass er runterfallen könnte, aber dann stieß seine Nase an das kühle Glas.
    Er musste eine Weile darüber nachdenken. Schließlich hatte er verstanden, dass eine durchsichtige Wand ihn schützte.
    Das war interessant.
    Interessant war auch, was er draußen sehen konnte: eine weiße Hauswand, ein graues Dach, darauf graue Tauben, darüber ein grauer Himmel.
    Die Tauben beschäftigten ihn eine Zeitlang. Vor einigen Wochen hatte er einmal eine gefangen und verzehrt. War ein Festmahl gewesen. Aber mit Jagen war ja nun nichts mehr.
    Wieder überkam ihn eine tiefgreifende Furcht – was sollte nur aus ihm werden? Nicht einmal aufstehen konnte er.
    Unglücklich legte er das Kinn auf den Boden. Dabei störte ihn diese dämliche Manschette, er brummte unwillig und versuchte dann, sich in seine inneren Welten zurückzuziehen.
    Schritte störten ihn. Eine Hand, die über seinen Rücken strich.
    Er wäre so gerne geflohen.
    So konnte er nur fauchen.
    »Stell dich nicht so an, Kumpel. Wir haben eine große Aufgabe vor uns. Du musst deine Tablette nehmen.«
    Der Kater schielte misstrauisch zu dem Mann hoch. Der hielt ein weißes Kügelchen in der Hand und sah ihn ebenso unschlüssig an.
    »Ähm – du müsstest mal das Maul aufmachen.«
    Denkste!
    Die Aussicht auf den Hof war gar nicht schlecht. Er hatte sich vor einiger Zeit mal hoch auf den einen Baum gewagt, der dort wuchs. Von oben hatte man einen guten Überblick. Doch das hier war eigentlich sogar noch besser.
    »Junge, die Anja aus dem Tierheim hat gesagt, du musst diese doofe Pille nehmen.«
    Und?
    Da unten strichen zwei seiner Revierkumpane um den Verschlag. Bestimmt hatte die Frau wieder eine Schale mit diesen Knusperbröckchen reingestellt. Das wäre jetzt was!
    »Kater, die Pille wartet.«
    Soll sie doch.
    Ah, und jetzt kam auch die hübsche Rote. Mit der hatte er noch im Sommer …
    Der Mann sollte ihn loslassen. LOSLASSEN!
    »Au!«
    Na, wenigstens die Zähne funktionierten noch.
    »Hey, das Zeug ist gut für dich!«
    Meinst DU.
    Der Kater robbte noch ein Stück näher an das Fenster.
    »Raufer, ich kann auch anders!«
    War das eine Drohung?
    War das wohl. Da musste man gegenhalten. Das Fauchen klappte ziemlich gut.
    »Ach Mist!«, murrte der Mann.
    Und ging weg.
    Siehste!
    5. Ratloser Raufer
     
    Kris stieg reichlich entnervt die Treppe nach unten, um bei Peregrina Hummel um Hilfe zu bitten. Zum Glück war sie da und lud ihn sofort in ihre Wohnung ein, als sie seine ratlose Miene sah.
    »Was bedrückt Sie, Kris?«
    »Ich habe einen Kater.«
    »Ich habe Aspirin.«
    »Gott, schon wieder Tabletten. Nein, ich habe einenechten Kater. Ich habe Ihnen doch von dem Raufer erzählt, den ich vorgestern ins Tierheim gebracht habe. Den hat man vor zwei Stunden bei mir abgeliefert, mit dem Hinweis, ihn

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