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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gebührend zu pflegen, zu füttern und mit Pillen zu versorgen.«
    »Katzen sind üblicherweise pflegeleicht.«
    »Dieser Kater nicht. Hätten Sie wohl ein paar Minuten Zeit, mich mit der Bedienung eines aufsässigen, schlecht gelaunten Katers vertraut zu machen, Ina?«
    »Bedienung – da haben Sie schon gleich das richtige Wort gewählt. Obwohl mir schwant, dass Sie es in einem anderen Zusammenhang meinten. Die Grundeinstellung eines Menschen, junger Mann, einer Katze gegenüber ist das Dienen.«
    »So etwas Ähnliches hatte ich befürchtet.«
    »Besitzen Sie die Grundausstattung, um einen Kater in der Wohnung zu halten?«
    »Natürlich nicht. Mann, Ina, ich hab nie ein Tier gehabt. Ich dachte, Katzen …«
    »Katzen sind sehr selbständig, aber wenn sie verletzt sind, muss man sie füttern, und was sie gefuttert haben, muss man irgendwann wieder entsorgen. Also kaufen Sie Näpfe, Futterdöschen, Katzenstreu und eine Kiste.«
    »Mpf.«
    »Doch, das tun Sie, und wenn Sie das Zeug haben, komme ich und weise Sie in die Rolle des Bediensteten ein.«
    »O Mann!«
    Aber Kris folgte ihrem Rat, und als er beladen mit allerlei Katzenkram an ihrer Tür vorbeikam, klingelte er wieder bei Peregrina Hummel.
    »Gut gemacht!«, sagte Ina, als sie seine Einkäufe musterte. »Jetzt kümmern wir uns um den Patienten.«
    Raufer war eingedöst und beachtete – vermutlich – die beiden Menschen nicht.
    »Strammer Kerl, der Raufer«, urteilte Ina. »Er hat da unten eindeutig die Revierhoheit. Die anderen haben ihm immer Vortritt an den Futterschalen gelassen. Und Eindringlinge hat er mit harten Worten und scharfen Krallen verjagt. Sehen Sie hier, das Ohr hat er sich mal dabei angerissen, und ich bin sicher, unter dem dichten Pelz gibt es allerlei Narben. Aber bösartig ist er eigentlich nicht. Nur ein Raufer eben.«
    »Er hat versucht, mich zu beißen.«
    »Natürlich. Nehmen Sie es nicht persönlich, hilfsbedürftig zu sein, ist eine neue, angsterregende Erfahrung für ihn.«
    »Scheint so. Und wie bekommen wir nun die Pille in ihn hinein?«
    »Da gibt es einen Trick. Aber dazu braucht man Mut.« Ina kniete neben Raufer nieder, der sie misstrauisch beobachtete. Dann demonstrierte sie das Vorgehen. »Man muss Zeigefinger und Daumen an die Seiten des Mauls platzieren und sanften Druck ausüben. Sobald die Katze dasMaul aufmacht, muss man die Pille hineinfallen lassen und die Hand wegnehmen. Er macht dann das Mäulchen zu und schluckt die Pille.«
    Ina erhob sich leicht ächzend, Raufer machte das Maul auf und spuckte die Pille auf die Decke.
    »Brillant«, sagte Kris.
    »Ein intelligenter Junge, unser Patient. Aber, Kris, wir Menschen verfügen auch über eine rudimentäre Intelligenz, und die setzen wir jetzt ein. Kommen Sie!«
    Ina zupfte Kris am Ärmel seines Sweatshirts und deutete Richtung Küche. Er folgte mit fragender Miene, doch erst als die Tür hinter ihnen zugefallen war, antwortete sie: »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Katzen sehr viel mehr verstehen, als sie zugeben wollen. Was haben Sie in Ihrem Kühlschrank?«
    »Ähm – mein Essen.«
    Schon hatte Ina die Tür aufgemacht und inspizierte den Inhalt.
    »Furchtbar gesund leben Sie. Das ist ja nur Gemüse.«
    »Ist nicht wahr, da ist auch Bier und Käse und ein Stück Lachs.«
    »Bier ist auch gesund, aber was wir brauchen können, ist der Lachs.«
    »Nein.«
    »Doch. Sie werden ein Stück davon entbehren können.« Schon hatte Ina die Beutel herausgenommen und sah sich um. »Gut eingerichtete Küche für einen Junggesellen, Kris.Nehmen Sie den Mörser dort und zermahlen Sie eine der Tabletten zu Pulver.«
    »Sie kommandieren mich herum.«
    »Richtig. Tun Sie, was ich sage, sonst lasse ich Sie mit Raufer alleine.«
    »Yes, Ma’am!«
    Ina schnitt den Lachs in kleine Stücke, präparierte sie mit dem Pulver aus dem Mörser und rollte sie so zusammen, dass es von außen nicht zu sehen war.
    »Und nun ein neuer Versuch!«
    Raufer hob tatsächlich neugierig den Kopf, als sie ihm das erste Stückchen Fisch vor die Nase hielt. Zögerlich zunächst, dann aber schnappte er energisch zu und verschlang es auf einen Bissen. Die vier nächsten Stückchen ebenso.
    »Sehr gut, Raufer, sehr gut.«
    Sie streichelte seinen Rücken, und er legte wieder sein Kinn auf den Boden.
    »Lachs, Kaviar, Leberpastete, Champagnertrüffel – was darf ich sonst noch für den verwöhnten Gaumen meines Gastes bevorraten?«, fragte Kris.
    »Sahne, weißes Hühnerfleisch, Garnelen … Nein, Kris,

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