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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Raufer ist anspruchslos. Aber er ist krank, da brauchen wir alle ein bisschen mehr Zuwendung – und Hilfe. Ich zeige Ihnen das mit der Katzenkiste jetzt noch.«
    »Katzenkiste.«
    »Sie werden ihm helfen müssen, Kris. Er kann nicht laufen, geschweige denn, sich ein Loch scharren.«
    »Ähm …«
    »Kris, stellen Sie sich mal vor, Sie hätten beide Arme gebrochen.«
    Kris war still. Dann nickte er.
    Er brauchte sich nicht vorzustellen, wie das war, diese Erfahrung hatte er hinter sich. Sie war so grauenvoll, dass er sich nicht gerne daran erinnerte.
    6. Inas Hilfe
     
    Die Frau war ihm vertraut. Na ja, soweit ein wilder Kater von Vertrauen zu Menschen sprechen konnte. Sie war fast täglich in seinen Hof gekommen und hatte die Näpfe in seinem Verschlag gefüllt. Sie sprach mit ihm und seinem Clan – auf angenehme Weise. Ja, sie kannte sogar ein paar Katzenworte. Nicht, dass er je darauf reagiert hätte. Aber es zeichnete sie vor allen anderen Menschen aus. Vor allem vor solchen, die ihn mit scharfen Worten, mit geworfenen Steinen oder gar Tritten aus ihren Revieren vertrieben.
    Deshalb hatte er auch so getan, als ob er den fiesen Nebengeschmack in den Fischhäppchen nicht bemerkt hätte.
    Er hatte ihr sogar erlaubt, ihm über den Rücken zu streicheln. Na ja, er hätte sich ja doch nicht wehren können. Und ganz idiotisch geschmeichelt hatte er sich gefühlt, als sie von seinen Heldentaten berichtete. Die Raufereien, dieer gewonnen hatte, die pflichtgetreue Revierwache – und Bastet, ja, sie fand ihn auch ganz ansehnlich. Grau und schwarz war sein Fell getigert, ganz schwarz sein Schwanz und auch die Pfoten. Der Riss im Ohr, fand er selbst, gab ihm etwas Verwegenes. Hatte die hübsche Rote im Frühjahr auch gesagt.
    Ach, die hübsche Rote. Sie saß jetzt da unten mit ihrer Freundin, einer etwas gezausten Dreifarbigen, und ließ es sich schmecken. Hoffentlich kamen diese vier Männer nicht wieder. Als sie den Futterplatz überfallen hatten, hatte er die beiden Kätzinnen gerade noch in die Flucht jagen können, sonst hätten sie bestimmt auch Prügel abbekommen. Nur er selbst war unter diesem geborstenen Holzverschlag eingeklemmt worden.
    Ein Zittern lief durch Raufers Körper. Wann immer er eindöste, durchlebte er diese furchtbare Szene wieder und wieder. Und seither konnte er nicht mehr laufen.
    Bei allem mussten die Menschen ihm helfen. Es war so demütigend!
    Gut, von Ina konnte er es sich gerade noch gefallen lassen. Sie war ein Katzenmensch.
    Aber dieser Mann!
    Entführt hatte er ihn, als er sich nicht wehren konnte.
    In ein Haus voller schlimmer Schwingungen und Gerüche hatte er ihn gebracht.
    Alleingelassen.
    Na gut, seine Jacke war ihm geblieben.
    Aber dann hatten sie ihm die Pfoten gefesselt und ihn wieder zu diesem Kerl geschleift.
    O Mann!
    Der war gegangen und hatte ihn alleine gelassen. Lange! In fremder Umgebung. Als er wiedergekommen war, hatte verschwitzt gerochen. Und versucht, ihm über das Fell zu streichen.
    Igitt.
    Immerhin hatte er seinen angeekelten Blick richtig gedeutet und hatte sich geputzt. Mit Wasser. Igitt.
    Obwohl – Putzen, das hätte was. Wegen dieser blöden Manschette kam er an nichts ran, was es mal durchzubürsten galt. Schon wenn er daran dachte, wie viel Staub und hässliche Gerüche sich in seinem Pelz inzwischen eingenistet hatten, fing seine Haut überall an zu zucken.
    »Raufer, mir ist das wurscht, ob du dir die Verbände von den Pfoten zerrst, aber ich kann gar nicht mit ansehen, wie dich diese blöde Halskrause stört. Ich mach sie dir ab.«
    Will ich dir auch geraten haben!
    »Aber beiß mich nicht schon wieder.«
    Mal sehen.
    Raufer hielt ruhig, als der Mann den Knoten aufdröselte, der die Manschette zusammenhielt. Ja, er blieb sogar noch ruhig, als er sie ihm über den Kopf streifte. Dann jedoch begann er mit einer wilden Leckorgie von der Schwanzspitze bis zu den bandagierten Pfoten.
    An dem weißen Zeug zerrte er ein wenig, aber es schmeckte scheußlich und war sehr fest. Also ließ er die Zunge davon.
    Und versank anschließend endlich mal wieder in einen wohltuenden, tiefen Schlaf.
    7. Tierarztbesuch
     
    Es herrschte in den nächsten drei Tagen so etwas wie ein bewaffneter Frieden zwischen dem Mann und dem Kater. Kris versorgte – manchmal mit Inas Hilfe – Raufer gewissenhaft. Er hatte tatsächlich so ein vages Gefühl von Verantwortung entwickelt, da er ihn an jenem trüben Novemberabend gerettet hatte. Darum hatte er auch, trotz seiner vielfältigen

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