Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
hügelige Natur, teilweise
laufen wir auf einer Landstraße, bis wir wieder auf einem Feldweg abbiegen, der
uns durch Weinberge führt. Zum Mittag ist es mittlerweile Tradition, dass wir
uns einen:"Very nice Place“ suchen. Heute finden wir auf einer kleinen
Anhöhe einen Miniwald mit Mandelbäumen. Von hier oben haben wir eine grandiose
Sicht auf den Weg, kein Pilger kommt an unserem Stützpunkt ungesehen vorbei.
Auch unsere Spanier sind wieder dabei. Wir freuen uns und winken wie immer. Sie
winken erfreut und erstaunt zurück. Als Karola ihr Mittagsschläfchen hält,
suche ich Mandeln. Die werden wir in den nächsten Tagen vertilgen. Wir gehen
ausgeruht weiter. Wir haben mal wieder den Eindruck, dass wir die Letzten sind.
Weil keiner so gut pausieren kann wie Karola & Sandra. Wir werden uns heute
wieder ein Zimmer gönnen. Einen kleinen Werbezettel haben wir am Ortseingang
mitgenommen und so ist das Finden sicher kein Problem. Immer Doppelstockbetten
auf Dauer, aus dem Alter sind wir raus. Aber erst lockt uns noch ein älterer
Herr, der vor einer Bar sitzt - sicher genau mit diesem Auftrag- heran.
11. Oktober 2011, Los Arcos –
Viana, im Mandelwäldchen
Wir sollen uns ein Zimmer über der Bar ansehen. Wir schauen
es uns auch an, aber der Preis ist für das Gezeigte einfach zu hoch. 48,-€ für
ein Doppelzimmer, Toilette und Dusche auf dem Flur. Wieder unten auf der
Straße, orientieren wir uns an dem kleinen Plan, auf unserem Zettel und finden
bald die Pension. Hier ist das Zimmer in Ordnung, 30,-€ für ein schönes
Doppelzimmer mit einem hübschen Bad. Wir ziehen gerne ein.
Beim Rundgang in der Stadt, treffen wir noch Helmut und Maria (Zürich und
Kassel). Sie wollen zur Messe. Vorher trinken wir noch etwas zusammen und
tauschen Pilgertratsch aus. Helmut bestellt für uns alle einen spanischen
Kräuterlikör. Das edle Getränk hat es mächtig in sich und Karola spürt direkt
die Wirkung. Sie drängt zum Aufbruch, denn sie muss sich bewegen. Es dauert ein
Weilchen, bis es Karola wieder besser geht. Wir suchen uns ein Restaurant und
bestellen unser Abendbrot. Das Pilgermenü mundet wieder köstlich. Wir lassen es
uns schmecken. Helmut und Maria kommen später noch mal vorbei und wir
verbringen gesellige Stunden miteinander. Mit Maria und Helmut verbindet uns
inzwischen eine Vertrautheit. Heute Abend sind wir so gut in Stimmung, dass wir
neugierig nach ihren Berufen fragen. Die Berufe der Pilger bleiben meist
irgendwie im Verborgenen. Die meisten wollen sich nicht unbedingt outen. Das
hat sicher verschiedene Gründe. Uns geht es ja genauso und wir können die
anderen da auch verstehen. Wenn wir uns auf dem Weg als Krankenschwestern zu
erkennen geben, müssen wir damit rechnen, dass wir bei jedem Pickel um Rat
gefragt werden. Durch diese Geheimnistuerei wird die Fantasie natürlich
angefacht. Wir fragen uns oft, was dieser oder jener beruflich wohl so macht.
Bei Maria hatten wir verschiedene Ideen. Maria ist so sanft und ruhig, für mich
steht fest, dass sie Bibliothekarin oder ähnliches ist. Helmut ist ganz anders,
zu Beginn empfanden wir ihn, als Angeber und Besserwisser, er hat etwas von
einem Autohändler oder Kneipenwirt. Bei Maria lag ich auch gar nicht so
schlecht, Oberstufenlehrerin ist sie.
Bei Helmut sind wir aber dann sehr erstaunt, er ist Verhaltenstherapeut. Nun
ja, ich kenne nicht viele Leute, die diesen Beruf ausüben. Kann man sich schon
mal irren.
Heute haben wir Leni und Frau Dr. vermisst. Ich habe die Befürchtung, dass wir
sie verloren haben. Ich hätte zu gern gewusst, wie die Geschichte für Leni
endet. Unser spanisches Pärchen ist heute auch in Viana abgestiegen. Sie saßen
schon vor einer Bar, als wir in Viana ankamen. Den jungen koreanischen Spritzen
- Junkie haben wir kurz in Torres del Rio getroffen, als wir unseren Kaffee
tranken. Seither ist er verschwunden. Vielleicht taucht er noch mal auf.
12. Oktober 2011, Mittwoch, Viana - Navarrete, 22km,
Sonne, 29ºC
Bevor die Sonne aufgeht verlassen wir den Ort Vianna, hier
war es schön, die Stadt hat uns gefallen. Wir laufen noch einige Zeit durch
Schrebergärten. Es ist sehr idyllisch. Der Mond begleitet uns noch ein Stück,
er hat sich voll aufgeblasen. Die Wanderung führt uns jetzt meist durch
flacheres Land, nur ab und an Steigungen, die aber gut zu bewältigen sind.
Darüber sind wir froh, es läuft sich gut. Manchmal laufen wir eine ganze Stunde
schweigend hintereinander her, jeder mit seinen eigenen Gedanken befasst. Dann
hält
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