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Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg

Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Braun
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laufen. Das ist nun unsere tägliche Aufgabe. Von Ort zu
Ort, Kilometer an Kilometer gereiht, immer weiter, immer weiter. Jeder von uns
Dreien versucht, seinen Rhythmus zu finden. Noch lassen wir uns verleiten, vor
den Wegweisern und Pfeilen Fotos zu machen. Das lassen wir aber bald, weil es
Zeit kostet und jedes Foto dem Nächsten gleicht. Wir sind gut drauf, sicher
weil unsere Körper, vor allem die Füße, noch so schön ausgeruht, quasi
taufrisch sind. Es stellt sich auch tatsächlich bald ein Rhythmus ein, Juliane
läuft 100 Meter voraus und Martin und ich im gemäßigtem Schritt hinterher.
Dieses Bild soll bis auf wenige Tagesausnahmen bis ans Ziel so bleiben. Juliane
will vorweg ihre Ruhe haben. Martin je nach Befinden, ist er mein Unterhalter,
singt mir alle möglichen Filmvorspanne oder andere tiefsinnige Texte vor, oft
erzählt er mir Witze. Manchmal, wenn er schlechter Dinge ist, lauf ich einfach
so zu seiner Unterstützung neben ihm her, ohne dass wir viele Worte wechseln.
Wenn seine schlechte Zeit dann abgelaufen ist, beginnt er spontan seine Gespräche
mit mir. Von Zeit zu Zeit singen wir irgendwelche Texte, bis wir nichts mehr
wissen. Was bei Martin nicht so schnell geschieht, ich höre ihm dann einfach zu
und denke mir: “Ob wir je wieder so eine schöne Zeit miteinander haben werden?”
Bisweilen kann er aber auch richtig sauer sein, verflucht sich selbst, dass er
sich auf diese blöde Reise eingelassen hat. Dann braucht es einige
Anstrengungen ihn wieder aufzubauen. Zum Glück gelingt es immer wieder. Woher
sein Frust kommt bleibt uns rätselhaft, denn Martin ist der Jenige der keine
einzige Blase und keine Schmerzen, weder im Rücken noch in den Beinen oder
Füssen, bis ans Ende unserer Reise, hat. Die Lauferei ödet ihn manchmal einfach
nur an. Dieser Zustand hält zum Glück nur die erste Zeit an, irgendwann sieht
er ein, dass wir alle im selben Boot sitzen und er nicht einfach unterwegs
aussteigen kann.
    Der Weg ist recht eintönig. Gegen Mittag wird die Hitze immer
unerträglicher. Eine Stunde vor unserem Ziel, finden wir eine kleine “Oase”,
extra für die Pilger zum Rasten angelegt. Wir lassen uns verleiten, können
nicht widerstehen. Wir legen uns in den Schatten der Bäume und sind uns in
stiller Übereinkunft darüber im Klaren, das dieser Ort kurz vor dem Himmelstor
angesiedelt ist. Wir essen unsere Vorräte, beobachten die anderen Pilger und
liegen glücklich auf unseren Ist - Matten. Juliane drängt schließlich zum
Aufbruch. Vor uns liegt noch etwa eine Stunde Weg und die Sonne haben wir jetzt
direkt vor uns.
Aber wir sind wieder frisch und ausgeruht und bewältigen den Weg recht flott.
Cirka 15.30 Uhr erreichen wir unser erstes Ziel “Hornillas”. Ein typisches Dorf
auf dem Jakobsweg, alte Steinhäuser, teilweise verlassen und daher oft
verfallen. Das Leben spielt sich im Dorfzentrum, wo sich die Kirche und daneben
die Pilgerherberge befinden ab. Wir Drei unerfahrenen ABC-Pilger sind natürlich
viel zu spät. Die Herberge ist hoffnungslos überfüllt. Aber dieses Problem ist
kein unbekanntes. Gleich hinter der Kirche und Herberge steht eine große
Turnhalle, die wohl alle Tage die Aufgabe erfüllt, den überzähligen Pilgern
eine Unterkunft zu stellen. Hier sollen wir also unsere erste Nacht verbringen.
An allen vier Wänden der Turnhalle sind Liegen aufgestellt. Die Duschen in der
Turnhalle geben nur kaltes Wasser her, aber wir sind so durchgeschwitzt, dass
wir darüber nicht erschüttert sind. Im Gegenteil, die Erfrischung ist herrlich
und weckt unsere Lebensgeister wieder auf. Es ist so schön, frisch geduscht und
frische Wäsche anziehen zu können. Ich denke nur noch: „Alles so herrlich
frisch“. Die Erfahrung ist toll und soll sich nun jeden Tag wiederholen. Einige
Liegen sind schon belegt, aber ein großer Teil ist noch leer. Kaum zu glauben,
dass die Schlafplätze alle noch belegt werden sollen, obwohl wir am Tage doch
kaum Pilger getroffen haben. Aber von einer Minute auf die andere schwirren 15
spanische Radfahrer mit ihrem leichten Gepäck heran. Sie können ihr Glück, dass
sie alle noch einen Schlafplatz ergattern, kaum fassen. Laut fallen sie in die
bis dahin eher stille Behausung ein und mit der Ruhe ist es vorbei. Wir
besinnen uns, dass wir noch unsere durchgeschwitzten Sachen waschen müssen.
Martin lassen wir in der Turnhalle auf seiner Liege zurück. Er ist dankbar,
denn er braucht seine Ruhe. Er schläft inzwischen. Wir widmen uns also unserer,
in

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