Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
und Soße, die es schon fertig im Glas gibt und die uns andere Pilger
empfohlen haben.
Zurück in der Herberge, wollen wir uns in der Küche mit dem Abendbrot
beschäftigen. Aber da ist schon der Mann, von dem wir uns eigentlich unser
Essen erhofft haben. Er steht in der Küche hat ein Pristergewand übergezogen,
dann gibt es da noch einen Kerzenleuchter mit brennenden Kerzen und ein kleines
Schälchen mit Oblaten. Nun geht uns ein Licht auf, wofür der Mann 1,- €
einsammeln wollte. Ich kläre den heiligen Mann auf, dass wir uns wohl gründlich
missverstanden haben. Wir müssen alle herzlich lachen. Zum Glück hat er Humor.
Wir lassen ihn seine Messe abhalten, es finden sich 3 Pilger, die zu ihm in die
Küche gehen. Eine halbe Stunde später ist er fertig und wir können mit dem
Kochen beginnen. In der Küche gibt es die nötigsten Utensilien, die wir zum
Kochen brauchen. Das sind heute die köstlichsten Spagetti meines Lebens. Wir
haben einen solchen Hunger, zu Dritt haben wir alle Nudeln aufgegessen. Diese
Portion schaffen wir zu Hause oft nicht zu viert und es bleibt meist noch ein
Rest über. Nach dem Essen sitzen wir bis zum Dunkelwerden auf dem Hof. Wir
massieren unsere schmerzenden Füße gegenseitig und genießen einfach nur die
Ruhe. Heute wird es mit der Bettruhe nicht so streng genommen, da wir ja keine
Aufsicht haben.
08. August 2009, Samstag, Población de
Campos - Carrión de los Condes, 17 km
Wir haben uns, wie an allen Tagen, Zeit gelassen. So haben
wir die Herberge für uns allein, nur ein Pilger liegt noch im Bett und will
heute wohl richtig ausschlafen. Aber daran stören wir uns nicht weiter. Wir
machen im Aufenthaltsraum erst mal schön Frühstück. Ungefähr 8.30 Uhr machen
wir uns auf den Weg. Unser Ziel ist heute Corion de los Condes, 16 km liegen
vor uns. Auf halber Strecke telefonieren wir mit Eberhard. Wir haben heute
Hochzeitstag. Eberhard freut sich von uns zu hören, er ist ganz aufgeregt.
Leider müssen wir uns kurz fassen, das Geld rinnt nur so dahin. Wir verabreden
nächsten Sonnabend, zum Telefonieren. Der Weg ist heute ziemlich eintönig. Es
geht viele km neben einer Straße immer geradeaus. Vor einem Schild, das uns die
Entfernung bis an unser heutiges und das endgültige Ziel anzeigt, lassen wir
uns von einem Mann fotografieren. Unsere Füße tun uns heute unsagbar weh.
Juliane und ich haben schon eine stattliche Anzahl von Blasen vorzuweisen.
Damit es nicht schlimmer wird, müssen wir unsere Füße jeden Tag gründlich
pflegen. Martin hat immer noch keine Beschwerden, weder Schmerzen noch Blasen.
Wie ungerecht ist das? Unsere Motivation ist heute nicht die Beste, der Weg ist
voller Pilger, die zu allem Überfluss leichtfüßig an uns vorüberziehen. Wir
haben Angst, keinen Schlafplatz zu bekommen. Juliane hat den meisten Power und
beschließt kurzerhand voraus zu eilen und für uns Drei Schlafplätze zu
organisieren. Sie nimmt unsere Ausweise mit und ist bald nicht mehr zu sehen.
Martin und ich schleppen uns langsam weiter. Endlich erreichen wir, nach 5 ½
Sunden, die Stadt. Und jetzt haben wir ein Problem. Im Ort gibt es 3 Herbergen.
Zu welcher ist Juliane nun gegangen. Wir gehen zur ersten Herberge, es ist das
Kloster Santa Maria del Camino. Wir fragen am Eingang den Mönch, ob ihm Juliane
aufgefallen ist. Er ist freundlich zu uns und schaut in sein Buch, in das sich
alle Gäste eintragen müssen. Wir dürfen auch selbst einen Blick hinein werfen.
Juliane war nicht hier. Der Mann beschreibt uns den Weg zur nächsten Herberge
und wir ziehen weiter. Vor dem Nonnenkloster, das auch eine Herberge hat, ist
eine lange Pilgerschlange. Als wir an der Reihe sind, fragen wir auch hier nach
Juliane. Wieder Fehlanzeige. Jetzt werden wir langsam nervös. Wir irren ziellos
umher und sind verzweifelt. Irgendwann beschließen wir, an den Ortseingang
zurück zu gehen. Hier setzen wir uns fix und fertig auf eine Bank. Jetzt können
wir nur noch hoffen, dass Juliane den selben Gedanken hat. Wir warten sehr
lange. Zwischendurch spreche ich ankommende Pilger an, ob Juliane vielleicht
noch weiter außerhalb der Stadt nach uns sucht.
Niemand hat sie gesehen. Als mich schon fast die Hoffnung verlässt, kommt
Juliane die Straße entlang auf uns zu. Ich bin erleichtert, wie selten zuvor in
meinem Leben. Martin ist total wütend und stürzt auf Juliane zu und beschimpft
sie wüst. Sein Ausruf: „Du bist Schuld!“, wird noch tagelang unser Schlagwort
bleiben. Ich muss ihn erst mal wieder beruhigen.
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