Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
kürzester Zeit so übel werden kann, war uns nicht bewusst. Nach einigen
Kilometern schauen wir beide, grün im Gesicht, uns ängstlich an. Wir verstehen
uns ohne Worte, wir befinden uns beide kurz vor dem „Unvermeidlichen“. 2009
wussten wir leider nicht, dass sich eine Bordtoilette in jedem Bus befindet.
Das wäre unsere Lösung gewesen, jedoch hätten wir die auch nicht gleichzeitig
nutzen können. Nicht mal einen Beutel haben wir bei uns, das Gepäck ist unten
im Bus, unerreichbar. Es gibt auch ein Mittel gegen Übelkeit im Rucksack. Warum
habe ich bloß nicht daran gedacht!? Ich halte Ausschau. In einem offenen
Müllbehälter sehe ich eine leere Chiptüte. Ich angele sie vorsichtig und
beschämt aus dem Müll. Als ich das Teil habe, geht es mir schlagartig besser,
auch Juliane schaut schon viel entspannter. Die Panik weicht von uns und wir
können auf der ruhigeren Autobahnfahrt sogar etwas weg dösen. Seither trage ich
bei längeren Busfahrten, eine Notfalltüte bei mir.
Wir sind froh, als wir in Leon ankommen. Der Busbahnhof ist sehr modern und
großzügig. Wir schauen uns in der Service-Halle um und versuchen
rauszubekommen, wo wir Fahrkarten nach Sarria bekommen.
Nach Sarria wollen wir morgen weiter fahren. Es ist schwierig, eine Auskunft zu
bekommen. Aber der Himmel schickt uns eine junge Deutsche. Sie spricht Spanisch
und will morgen auch nach Sarria weiter. Wir kaufen mit ihrer Hilfe Tickets
nach Lugo, dort steigt man in den Bus nach Sarria, um. Die Schalterbeamten sind
wieder außerordentlich unfreundlich, dass erinnert mich sehr an Weißrussland.
Wiebke, so heißt unsere neue Bekanntschaft, hat schon eine Unterkunft gefunden
und gibt uns einige Tipps. Sie überlässt uns sogar noch ihren Stadtplan, dass
finden wir sehr freundlich. Wir verabschieden uns von ihr, morgen werden wir
sie wiedersehen, denn sie fährt ja auch mit dem Bus. Nun gehen wir erst mal in
Richtung Stadtmitte. Wir haben beschlossen, dass wir heute nicht lange suchen.
Wir finden auch recht schnell eine Pension. Heute gönnen wir uns mal was. Wir
haben ja schließlich noch nicht den Hochzeitstag gefeiert. Die Pension kostet
uns 65,- €, aber sie ist ganz für uns allein. Wir haben ein schönes Bad und
einen Fernseher. Wir verstehen zwar nicht viel, aber das stört uns nicht. Wir
ruhen erst mal aus, später erkunden wir die Stadt. Außerdem wollen wir noch
Verpflegung für den nächsten Tag besorgen. Wir durchstreifen viele Gassen der
Stadt und finden irgendwann auch ein Geschäft für Nahrungsmittel. Wir kaufen
eigentlich immer das gleiche, Tomaten, Baguette, Saft, Wasser und Dauerwurst.
Der Preis ist auch immer ähnlich, 12,- € - 13,- €. Auf unserem Heimweg kommen
wir an einem Italiener vorbei und wir freuen uns auf italienisches Essen. Als
wir den Laden sehen, wünschen wir uns, dass das Essen besser ist als Dieser.
Unser Wunsch wird uns erfüllt. Ich bekomme frisch belegte Pizza, Martin
bestellt sich Lasagne und Juliane Spagetti - Bolognese, jeder nach seinem
individuellen Wunsch. Alles schmeckt uns ausgezeichnet. Die Kellnerin ist auch
sehr nett. Das der Laden so verdreckt ist, in erster Linie der Fußboden, gehört
in Spanien zur Normalität. Das werden wir noch oft sehen und ich habe es auch
in verschiedenen Reisebeschreibungen gelesen.
Wir kehren also zufrieden und satt in unser Hotel zurück und laden unsere
Einkäufe dort ab. Martin hat keine Lust mehr mit uns die Stadt zu erkunden,
also ziehen wir zwei noch mal alleine los. Wir besorgen noch einige Souvenirs
und schlendern ohne Last durch die Strassen von Leon. Zur Kathedralle, die
vielleicht die schönste Spaniens ist, finden wir mehr zufällig als gewollt. Sie
ist wirklich gigantisch. Zu Ihren Füßen gibt es eine Bar, die sich nach dem
Paulaner Bier benannt hat. Das klingt heimisch, auch wenn wir noch nie in
Bayern waren. Wir setzen uns hin und trinken etwas, ein Paulaner-Bier war auch
dabei. Als es dämmert gehen wir zurück. Wir kommen noch an einem Konzert vorbei
und verweilen dort für einen Moment. Martin wartet bereits auf uns. Juliane und
Martin schauen sich alte Serien, die sie schon kennen auf Spanisch an und
finden das sehr komisch. Ich schreibe noch einige Zeilen, schlafe aber darüber
ein.
11.August 09, Dienstag, mit dem Bus von Leon - Lugo -
Sarria, 196 km
Als ich 4.00 Uhr wach werde, denke ich sofort an die Nachtschichtpilger,
aber es ist die Müllabfuhr, die heute ihren Einsatz hat. Danach kann ich kaum
noch einschlafen. Um 7.00 Uhr stehen wir auf
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