Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
Ich schleiche mich über Umwegen zu einer Möglichkeit, meine Post los zu
werden. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Als die Pflichten erledigt sind,
beschließen wir, in die Stadt zu gehen. Auch heute ist das Stadtfest noch in
Gange und in der Stadt ist viel los. Wir finden einen tollen Basar mit Buden,
die doch mal ganz andere Angebote haben, als wir sie von Deutschland gewöhnt
sind. Wir nehmen einige Souvenirs mit, obwohl wir das ursprünglich erst in
Santiago machen wollten. Weil es eigentlich dumm ist, das Gewicht der Rucksäcke
unnötig zu erhöhen. Aber wer weiß, ob wir die Dinge genauso noch mal
wiederfinden. Hier kaufen wir uns auch gleich Proviant für heute und morgen.
herrlichen Käse und frisches Brot. Wir essen Kuchen und fühlen uns hier sehr
wohl. Irgendwann haben wir genug und schlendern zur Innenstadt zurück.
Unterwegs essen wir noch Eis. Gleich neben unserer Herberge befindet sich eine
Kirche, die schauen wir uns jetzt noch an und dann gehen wir zurück, in unser
heutiges Heim. Wir schreiben noch die restlichen Karten, wer weiß, wann wir
wieder dazu kommen. Rechtzeitig sind wir im Bett. Heute teilen wir mit einer
irischen Mädchengruppe das 12- Bettzimmer. Die kommen natürlich zu spät, aber
die Hosteleros drücken heute am Sonntag ein Auge zu. Sie sind ziemlich gut
drauf. Ein einziger Mann (außer Martin) ist heute mit im Zimmer, aber der
schnarcht nicht, dafür quietschen die Betten. Irgendwas ist immer.
10. August 2009, Montag, mit dem Bus von Carrión de los
Condes - Leon, 90 km
7.30Uhr müssen wir die Herberge heute verlassen. 6.00 Uhr
schlägt Martins Handy Alarm. Er hat es unten auf dem Tisch liegen gelassen.
Eine mir unbekannte Melodie verrät mir nicht gleich, dass es Martins Handy ist
und bis er es endlich ausmachen kann, sind alle wach. Ich habe vor Schreck
einen großen Schluck Saft, den ich gerade trinken will, verschüttet. Das fängt
ja gut an. Also machen wir uns fertig, packen die Rucksäcke und verlassen im
Morgengrauen die gemütliche Herberge. Unser Bus nach Leon fährt erst 12.45 Uhr,
also haben wir noch viel Zeit. Auf dem Platz vor der Herberge suchen wir uns
eine Bank und frühstücken. Es gibt auf dem Platz einen Bäcker und wir gönnen
uns noch jeder einen Pfannkuchen. Die Zeit nutzen wir, um alle Verbände zu
erneuern. Julianes und meine Füße erhalten eine gründliche Untersuchung und
Versorgung. Juliane hat sich vor ein paar Tagen den Finger ausgerenkt,
vielleicht sogar gebrochen. Er ist ganz blau. Sie blieb an einer Schlaufe des
Rucksacks hängen, als sie ihn absetzen wollte. Wir haben ihr eine Schiene
gebastelt, so dass der Finger ruhig gestellt ist. Damit kommt sie ganz gut
zurecht. Als wir satt und verarztet sind, machen wir uns auf den Weg. Die Bar
in der wir gestern bereits versucht haben unsere Bustickets zu bekommen, ist
unser Ziel. Die Bar ist total voll. Wir suchen uns erst mal einen Platz am
Fenster und holen uns vom Tresen unsere Getränke. Der Wirt erkennt uns auch
gleich wieder und bedeutet mir freundlich, dass er jetzt viel zu tun hat und
nachher die Tickets klar macht. Die Bar ist wieder von Einheimischen und Pilgern
belagert, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Die Spanischen Männer
genehmigen sich einen hochprozentigen Schnaps und danach noch einen starken
Kaffee und dann verschwinden sie wieder. Der Platz bleibt nicht lange leer und
der nächste tut es seinem Vorgänger gleich. Ich weiß nicht wo die alle
herkommen oder ob die sich abgesprochen haben, die Plätze sind immer besetzt.
Jeder deutsche Kneipenwirt, kann da nur neidisch werden. Als der Wirt mal Luft
hat, winkt er mich heran und verkauft mir die Bustickets. Für uns Drei, ins 90
km entfernte Leon, kosten die Fahrscheine 36,- €. Da kann man nicht meckern.
Der Bus kommt nicht ganz pünktlich. Wir sehen auch gleich warum. Das Beladen
dauert einige Zeit und außerdem kommen Fahrgäste, die nicht gebucht haben nicht
mit und diskutieren mit dem Fahrer. Es gibt nur Sitzplätze, da die Entfernungen
beträchtlich sind. Die anderen Pilger haben es einfach nicht besser gewusst.
Wir hatten ja auch mehr Glück als Verstand. Der Busplan ist straff organisiert.
Barbesitzer oder andere Läden buchen für die Fahrgäste über Internet die
Tickets. Wer zu spät kommt, hat Pech. Als alle Fahrgäste im Bus sind, geht die
Fahrt los. Die Busfahrt ist für Juliane und mich die Hölle. Spanische Busfahrer
sind ja für ihre rasante Fahrweise bekannt, aber das einem auf ebener Strecke
in
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