Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
sie ganz trocken sind.
Gierig wie wir sind, haben wir für jeden eine Schale genommen. Ich wusste nicht
mehr so genau wo das war. Beim späteren Betrachten der Fotos stelle ich fest,
dass der Stand eine Modernisierung erfahren hat. Der Weg ist heute sehr
abwechslungsreich. Wir drei gehen durch Eukalyptuswälder, hin und wieder gibt
es steile Aufstiege, dann müssen wir einen Bach, der mit Felsbrocken ausgelegt
ist, überqueren. Trotzdem kommen wir heute zügig voran. Wir sind gut in Form.
Mit flottem Schritt überholen wir etliche Pilger. Einige sind so bandagiert,
dass uns unsere Überholvorgänge fast peinlich sind. Wir wissen selbst, wie man
sich dann fühlt. Wir treffen eine Frau, die um ihre lädierten Knie zu schonen,
rückwärts den Berg runter läuft. Was das genau bringen soll, verschließt sich
meiner Fantasie.
Martin ist von den vielen Hunden, denen wir heute begegnen, begeistert. Die
ulkigsten Promenadenmischungen, alle sehr zutraulich, begleiten uns immer ein
Stück des Weges.
In einer echten Jacobuskirche holen Karola und ich heute
unseren 1.Tagesstempel. Wenn man nicht die ganze Strecke des spanischen Jakobsweges
gegangen ist, muss man sich auf den letzten 100 km jeden Tag 2 Stempel ins
Heftchen drücken lassen. Also gehen wir hinein und bewundern die schöne Kirche
und drücken uns den begehrten Stempel, gegen eine kleine Spende, ins
Pilgerbuch. Wie jeden Tag lassen wir uns auch heute wieder zur Mittagsstunde an
einen schönen Platz nieder. Er soll wie immer sonnig sein und wir wollen alle
Mitpilger gut im Blick haben. Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben.
Wir finden jeden Tag so einen Platz und können uns manchmal über die anderen
Pilger nur wundern. Schnell auf irgendeine Mauer gesetzt oder am Straßenrand,
das ist keine "Very - nice - Place -Kultur". Nicht mit uns!
Satt und ausgeruht ziehen wir nach der Pause weiter. Wieder geht es, wie all
die anderen Tage, Berg-auf-und-ab, durch die schöne spanische Natur, die mit
vielen gelben Pfeilen dekoriert ist, um uns immer weiter nach Westen zu führen.
Heute war der Weg ungefähr 15 km lang und so sind wir heute zeitig an unserem
Ziel.
2009 gehen wir die letzten Tage die selben Etappen wie 2011,
die Abschnitte werden kürzer, um unsere Kräfte zu schonen und weil diese
Etappen die günstigsten sind. Wir kommen an der Herberge, in der ich mit den
Kindern war vorüber. Hier kostet die Nacht 3,- €. Mit uns warteten damals im
August viele uns bekannte Pilger auf Einlass. Wie immer Wiebke, dann die Mutter
mit ihrem Sohn und einige andere. Man unterhält sich oder beobachtet das
Treiben ringsherum. Ein kleines Mädchen, vielleicht 2 Jahre, ganz in Rosa, auf
einem Dreirad, vertreibt uns die Zeit. Sie steht vor uns und kann nicht fassen,
dass sich Erwachsene Leute auf den Bürgersteig setzen. Die Oma versucht
vergeblich, die Kleine von uns wegzulocken, aber die freundlichen Leute
interessieren sie mehr, als alles betteln der Oma. Schließlich reicht es der
resoluten Großmutter und sie trägt das schreiende rosa Bündel kurzerhand ins
Haus. Wir werden bald eingelassen und verrichten unsere täglichen Aktivitäten.
Auch 2009 gehört dazu die tägliche Blasenpflege. Juliane ist damals meine
Leidensgenossin. Jeden Abend pflegen und verbinden wir uns gegenseitig die
geschundenen Glieder. Martin kann darüber nur lachen. Abends sind wir in einem
Restaurant und lassen uns mit Paella verwöhnen. Es ist sehr lecker. Gesättigt
und bester Laune machen wir uns auf den Weg zur Herberge. 22.00 Uhr wird das
Licht gelöscht und wie ich noch so über den Tag nachdenke, durchfährt mich ein
riesen Schreck. Ich hole meine Taschenlampe raus und krame meine Sachen durch.
Der Pilgerführer ist verschwunden, wir müssen ihn im Restaurant liegen gelassen
haben oder eventuell in dem Laden, in dem wir vorher waren? Ich kann mich beim
besten Willen nicht erinnern. Ich ärgere mich so, dass ich kaum zur Ruhe komme.
Ich muss mich damit abfinden, dass das hilfreiche Teil verschwunden ist. Den
Kindern berichte ich erst am nächsten Morgen davon. Nun sind wir auf Hilfe
angewiesen. Zum Glück ist es nicht mehr weit.
Mittlerweile stehen Karola und ich in Arzuar vor einer
anderen Herberge. Wir haben uns im Führer diese kleine Herberge ausgesucht, die
auch Doppelzimmer führt. Dort ist noch niemand und man soll eine Telefonnummer,
die an der Tür steht, anrufen. Na das kennen wir ja schon. Es gibt auch eine
Klingel und es kommt auch tatsächlich jemand. Eine Stimme gibt uns
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