Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
einzigen Gäste, denn die
staatliche Herberge steht genau davor und ist natürlich billiger. Die Wirtin
freut sich, wenigstens uns zu haben und verwöhnt uns. Sie macht unsere Wäsche
und ihr Mann heizt für uns. Es ist herrlich. Wir gehen in die gegenüber
liegende Bar und bekommen wie immer ein prima Pilgermenü.
Zur Krönung gibt es heute Abend einen wunderbaren Himmel. Rote und blaue
Färbungen, Mein Kollege Holger - Hobbyfotograf - würde sich alle 10 Finger
danach ablecken. Ich mache noch einige Aufnahmen und wir gehen in unsere
Unterkunft.
19.Okt. Am Abend beschenkt uns
die Natur
Hier lese ich Karola aus unserem eigenen Tagebuch in den
Schlaf, den mein Janos Kertezs-Buch habe ich in Portomarin versetzt. Karola war
darüber fast trauriger als ich. Zu Hause habe ich noch ein ganzes Buch, das
Verlorene war schon seit 2009 extra für die Reise zerschnitten. Ich weiß, so
etwas tut man nicht. Ich bin froh, dass ich nichts Wichtigeres vergessen habe.
Karola schläft wie immer schnell ein und auch ich bin bald im siebenten Himmel.
20. Oktober, Donnerstag, Areixe - Melide, Sonne, 25 °C,
22,7 km
Kurz nach 7.00Uhr mache ich Karola wach und wir machen uns in
aller Ruhe für unseren heutigen Weg fertig. In der Bar gegenüber trinken wir
unseren täglichen Starter: Kaffee Amerikano. Die Bar ist am frühen Morgen schon
gut besucht. Einheimische sowie Pilger haben sich eingefunden. Die
Einheimischen genehmigen sich schon mal einen Schnaps oder einen Vino tinto.
Kurz nach 9.00 Uhr geht es dann endgültig auf den Weg. Karola fehlt heute der
rechte Schwung. Auf mein Nachfragen gibt sie ein wenig Heimweh zu. 23 km liegen
heute vor uns. Die Straße, auf der wir zunächst laufen, ist wenig befahren. Es
geht heute lange Strecken bergab. Das Wetter meint es auch wieder gut mit uns.
Den ganzen Tag scheint die Sonne und die Temperaturen steigen auf 25 ºC, ein
leicht böiger Wind ist recht angenehm. Der Wind hat Karolas Heimweh anscheinend
auch vertrieben und wir können wieder lachen. Unser "Very nice place"
liegt heute wieder außerordentlich günstig. Wir haben alles im Blick. Was jetzt
noch fehlt, sind die vorbeimarschierenden Pilger. Wir warten und warten, aber
kein Pilger ist in Sicht. Als wir gerade denken, wir werden wohl die Letzten
sein, da tauchen doch noch ein paar Gestalten mit großen Rucksäcken auf. Na das
hat ja gedauert. Nun winken sie uns vom Weg aus, wir winken zurück und
sortieren nach bekannt oder nicht bekannt. Heute meist das Letztere. Wir waren
also doch nicht die Letzten, vielleicht aber jetzt. Wir liegen in der Sonne und
ruhen uns aus. Karolas Schirrizo -Wurst steht heute zum zigsten Mal auf dem
Speiseplan, selbst Karola hat genug von der spanischen Spezialität. Eine
wunderbare Wanderstrecke liegt vor uns. Viele hübsche Dörfer, Eukalyptuswälder
und wunderbare Wege werden heute durchquert, was die Wanderung kurzweiliger
macht. Hier in Galizien begegnen uns jetzt überall die Maisspeicher (Horreos).
Bereits 2009 haben wir uns den Kopf zerbrochen, was das für Häuschen sind,
damals hat uns Janos Kertezs die Lösung geliefert. Die Horreos gibt es aus
allen möglichen Baumaterialien. Hier und da sind sie sogar noch in Gebrauch,
oft dienen sie zur Zierde.
Heute kommen wir durch Palas de Rei. Die Stadt ist nicht, wie
ihr Name erwarten lässt, sonderlich beeindruckend. Es soll hier in vergangenen
Zeiten einen Königspalast gegeben haben, der den Namen gab. Hier haben wir 2009
in einer großen Herberge mit 112 Betten übernachtet. Es war der besagte
Maria-Himmelfahrts-Tag, 11.00 Uhr sind wir am Tagesziel und müssen bis zum
Einlass noch 2 Stunden warten. Wichtig ist erst mal, dass der Rucksack weit
vorn in der Reihe steht. Hier auf den letzten 100 Kilometer geht der Run auf
die Betten jeden Tag von Neuem los. Deshalb sind die Etappen auch kleiner
gehalten. Deshalb und weil wir die nötige Zeit haben und ich mit den Kindern in
erster Linie Spaß und Erholung haben will. Beim Einlass, wie immer ein
geordneter Einmarsch, geht es stets friedlich zu. 3,- € kostet heute die
Herberge. Das merken wir auch bald. Toiletten, Waschgelegenheiten, Duschen und
Leinen reichen überhaupt nicht aus. Wir müssen sehr lange warten, bis wir unter
die Duschen können. Auch die Wäsche wird heute ein Krampf. Keine Maschine wie
erwartet, sondern ein einziges Waschbecken für die Handwäsche. Das ist sehr
stressig. In der Küche wollen wir uns etwas kochen, aber die Küche verwundert
jeden, der sie betritt. Sie hat eine
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