Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
bekommen Angst, packen alles brav wieder zusammen und gehen zurück zur Herberge.
Den väterlichen Rat befolgt, stehen wir gerade an der Anmeldung, als wir draußen unsere Ladies erblicken. Conny fängt sie gleich ab und sie fallen sich fröhlich um den Hals. Während ich mit dem netten Rezeptionsmann den Papierkram erledige, frage ich ihn, ob wir uns hier in einem Jagdgebiet befänden. Er grinst belustigt und erklärt mir, dass die Schüsse von Feuerwerksraketen stammen. Hier ist nämlich gerade Fiesta-Zeit und in sämtlichen spanischen Orten wird die folgenden Tage ordentlich was los sein. Na das kommt uns ja gelegen! Wir haben unsere Ladies wieder und feiern gehen können wir nun auch noch. Wir verabreden uns für später und beziehen zunächst unsere sehr saubere Herberge und nehmen eine wohltuende Dusche. Weil wir heute ja ausgehen wollen, versuchen wir uns mit unseren kargen Mitteln irgendwie ein wenig herauszuputzen. Cornelia entscheidet sich für ihr Schnäppchen-Schlafshirt aus León und ich ziehe mein Pilgersouvenir aus Portomarín an.
Auf dem hellbraunen Oberteil befindet sich ein lustiger Aufdruck: Ein Schaf hält eine Landkarte und fragt sich, ob es sich denn noch auf dem Jakobsweg befände. Obwohl es direkt neben einem Pilgerwegweiser steht, hat das Tier keinen Überblick. Das Vieh ist also genauso verpeilt wie ich und war mir auf Anhieb sympathisch. Frisch duftend begeben wir uns ins Dorf und finden unsere Ladies in einem Restaurant. Sie laden uns sogleich zum Wein ein und überreden uns zu einer Oktopus-Kostprobe. Rochelle hat sich diese galizische Spezialität heute zum Abendessen bestellt und steht dieser Mahlzeit mit eher gemischten Gefühlen gegenüber. Das können wir gut verstehen. Das Zeug ist echt gewöhnungsbedürftig. Tapfer probieren wir von der glibberigen Masse und buchen es unter: „Wir haben es probiert, aber muss man nicht haben.“ ab. Wir halten uns lieber an unseren Rotwein und die Ladies bringen schon wieder einen Hammerwitz nach dem Anderen. Nach einer halben Stunde lassen wir den Oktopus Oktopus sein und setzen uns vor eine kleine Bar und starten die nächste Weinrunde. Als unsere Zungen bald so richtig locker sind, geben wir den Dreien eine kleine Deutschlektion und versuchen ihnen das Wort „Dingsbums“ zu erklären und üben eifrig die richtige Sprechweise. Wir fünf lachen Tränen als jede von Ihnen ihr persönliches lang gezogenes „Diiiiingsbuuuuuuuums“ zum Besten gibt. Vor dem alleinigen Gebrauch des zweiten Wortteils warnen wir ausdrücklich.
Als wir beim Thema „Abendgestaltung im Zelt“ angelangt sind, berichte ich stolz, dass wir jeden Abend Karten spielen und Conny mir unermüdlich Neues beibringt. Sie interessieren sich für den Namen unseres Spiels und ich rede mich um Kopf und Kragen beim Versuch ihnen Skat zu erklären. Ich beginne meine Schilderungen mit der Grundvoraussetzung des Spiels: „Man spielt das immer zu dritt.“, lege ich los und komme auch nicht viel weiter, weil mich eine mächtige Welle ausgelassenen Gelächters überkommt. „Zu dritt? Mit wem spielt ihr denn?“, will Rita berechtigterweise wissen. Jetzt macht es auch bei mir Klick und ich bemerke, dass das, was für Conny und mich schon zur Selbstverständlichkeit geworden war, für Außenstehende sehr verwirrend sein muss. Hoffentlich werden wir jetzt nicht für völlig bekloppt gehalten, bange ich und entgegne trocken: „Na mit Bert!“. „Who is Bert?“ — „Wer ist Bert?“ und „Kommt er jeden Abend in Euer Zelt?“, rätseln sie weiter und ich muss so sehr über meine eigene Trotteligkeit lachen, dass ich kaum noch Luft bekomme.
Zur Aufklärung: Cornelia hat es sich auf dieser Reise zur Aufgabe gemacht, mich in die Künste des Skatspiels einzuweihen und hat die Karten stets so verteilt, dass eine imaginäre Person auch ein komplettes Blatt erhält, welches sie dann versteckt mit ausspielt, um für mich optimale Lernbedingungen zu schaffen. Irgendwie erhielt unser dritter Spieler bald den klangvollen Namen: „Bert“. Mehr ist das nicht! Wir ordern schon wieder eine Flasche Wein und weil Isabel uns noch ein wenig mehr verwöhnen will, geht sie auf ihr Hotelzimmer Zimmer und holt eine Tüte Kartoffelchips. Wir greifen beherzt zu und stocken als wir bemerken, dass das Zeug kaum gesalzen ist. Na ja, sind zwar nicht die leckersten Chips aber trotzdem okay. Rita allerdings steht dem faden Knabberzeug etwas kritischer gegenüber und kann mit dem salzlosen Snack nun gar nichts
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