Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.
anfangen. Aus diesem Grund tadelt sie ihre Cousine Isabel mit unaufhörlichen Chipswurf-Attacken. Isabel, die strikt beteuert, dass sie den großen, durchgestrichenen Salzstreuer auf der Frontseite der Verpackung einfach nicht sah, hat gegen Rita keine Chance. Die angeheiterte Kanadierin feuert beherzt weiter gegen ihre Verwandte und amüsiert sich köstlich über ihre Wurfgeschosse. Diese fackelt nicht lange und versteckt die Chips unter ihrem Stuhl. Wir lenken uns mit meinem nächsten Erklärversuch ab. Ich möchte den drei Kanadierinnen nämlich erläutern, was ein Döner ist. Cornelia haut es schon um, als sie in die fragenden Gesichter der Ladies sieht.
„Es handelt sich um eine türkische, essbare Erfindung“, fange ich an. „Man hat ein dreieckiges Brot, das mit Salat, Soße und Fleisch gefüllt wird.“, setze ich fort. Ihre ratlosen Gesichter verraten mein Scheitern und wir beenden diesen Versuch, indem Cornelia ihnen ein Dönerfoto per E-Mail verspricht.
Gegen 23:00 Uhr scheint das Dorffest endlich zu beginnen. Eine unproportional große Bühne für so ein kleines Dorf wartet mit tollen Liveacts und großartiger spanischer Musik auf. Ausgelassen und angetrunken torkeln wir hopsend herum und amüsieren uns köstlich. In Wanderschuhen tanzt es sich auch nicht schlecht! Toll, auf dem Festgelände befindet sich auch eine große Hüpfburg mit einer aufblasbaren Rutsche! Rita und ich sind Feuer und Flamme und wollen das Ding natürlich sofort stürmen. Leider kostet es für zehn Minuten Spaß satte drei Euro. Ich, die versucht am Tag nicht mehr als fünf Euro auszugeben, lehnt dankend ab und Rita findet das auch überteuert. Nach einigen Tanzeinheiten mehr und längerer Alkoholeinwirkzeit, packt sie es dann doch noch und sie schnappt mich und bittet um eine gemeinsame Rutschpartie. „Ich gebe dir das auch aus!“, lockt sie. Natürlich bin ich sofort dabei und wir betreten die Riesenrutsche. Cornelia, Isabel und Rochelle machen fleißig Fotos und winken uns begeistert zu. Auf der Rutsche angekommen, nehmen wir vorbildlich Platz und Rita gleitet zuerst hinab und verweilt noch auf dem weichen, aufblasbaren Untergrund am Rutschenausläufer. Ich ziehe nach und springe beherzt auf, um für die Fotoapparate unserer wartenden Freunde zu posieren. Zu diesem Zeitpunkt macht es mich noch gar nicht stutzig, dass Rita noch immer auf dem formbaren Boden liegt und nicht wieder aufsteht. Ich gehe zu ihr herüber und frage stichelnd, ob sie sich nicht langsam mal erheben will. Im verzweifelten Ton teilt sie mir daraufhin mit, dass sie der festen Annahme sei, ihr Knöchel habe die Rutschpartie nicht unbeschadet überstanden und sei nun gebrochen. Ich kann nicht glauben, was ich da höre und frage forschend nach. Sie beharrt auf ihrer Vermutung und präsentiert mir den stark angeschwollenen Fuß. Ich bin sprachlos und greife meiner kanadischen Freundin unter die Arme, um ihr das Verlassen der Spielwiese zu erleichtern. Mittlerweile haben die andern Drei auch bemerkt, dass etwas nicht stimmt und eilen uns zu Hilfe.
Cornelia und ich schleppen Rita mit vereinten Kräften auf eine Treppe am Ende des Partyareals und gemeinschaftlich begutachten wir das Bein und kommen zu dem Schluss, es sei sicher nur verstaucht. Rita versucht vergeblich aufzutreten und beklagt unglaublich starke Schmerzen. Conny und ich packen sie und hieven sie in ihr Hotelzimmer. Aus der Bar im Erdgeschoss organisiere ich Eiswürfel und die Telefonnummer eines Taxifahrers, während die anderen sich mit Schmerztabletten und provisorischen Kühlsäckchen um Rita kümmern. Ich bestelle den Fahrer Pedro zum nächsten Morgen 8:00 Uhr, denn die Verletzte möchte am folgenden Tag unbedingt einen Arzt konsultieren und wir beschließen, sie in das sechs Kilometer entfernte Palas de Rei zu bringen. Zunächst verabschieden wir uns und traben kopfschüttelnd in unseren Massenschlafsaal. Dort verbringen wir, nach den tragischen Ereignissen des Abends, eine unruhige Nacht.
Pilgertag 23.
ETAPPENZIEL: KRANKENHAUS
Punkt 6:30 Uhr klingelt leise unser Handywecker. Wir stehlen uns mucksmäuschenstill aus dem Zimmer und sitzen gegen 7:00 Uhr bei einem kräftigen Milchkaffee in der Bar vom Vorabend. Wie vereinbart klopfen wir eine halbe Stunde später an die Zimmertür der Ladies und helfen Rita die Treppen herunter. Es geht ihr heute Morgen keineswegs besser und die Drei haben eine schreckliche, schlaflose Nacht hinter sich. Wir nehmen wieder in der Bar Platz und es gibt
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