Zwei Maenner fuer Miss Darcy
scheiden lassen, als ich noch klein war«, erwidere ich und schaue Dermot in die Augen. Seinem Blick kann ich ansehen, dass er immer noch über seine eigene Vergangenheit nachdenkt. »Kurz nach der Scheidung ist mein Dad aus unserem Leben verschwunden, und meine Mum ist vor ein paar Jahren gestorben. So kam es, dass ich diese Insel geerbt habe. Ich bin Mollys nächste noch lebende Verwandte.«
»Ich weiß über deine Eltern Bescheid«, erklärt Dermot, und sein Blick ist nun voller Verständnis. »Roxi hat mir davon erzählt.«
»Hat sie das?« Ich bin überrascht, dass Roxi das ihm gegenüber erwähnt hat. Ich rede so gut wie nie mit ihr über meine Eltern, deswegen kommt es mir seltsam vor, dass sie mit ihm darüber spricht.
»Ja, aber nur, weil ich sie danach gefragt habe. Ich habe irgendwie vermutet, dass du noch ein paar ungelöste Probleme haben könntest.«
»Was soll denn das heißen – ungelöste Probleme ?«, will ich wissen und merke, wie ich innerlich zu schnauben beginne.
»Hey, reg dich ab«, beschwichtigt mich Dermot und hält abwehrend die Hände hoch. »Ich meinte damit ja nur, dass die Person, die ich bei unserem ersten Besuch auf Tara kennengelernt habe, nicht mehr die gleiche ist wie die, der ich jetzt gegenübersitze.« Er denkt kurz nach. »Es war, als hättest du dich hinter einer Maske versteckt; jetzt aber ist dein wahres Ich zum Vorschein gekommen. Es ist ein bisschen so, als würde man Audrey Hepburn unter einem Marilyn-Monroe-Kostüm entdecken.«
Ich weiß immer noch nicht, wie ich das verstehen soll.
»Okay, dann versuche ich mal, es anders zu erklären«, fährt Dermot fort und denkt nach. »Als du zum ersten Mal nach Tara gekommen bist, hast du dich hinter einer dicken Schicht Make-up versteckt, hinter deinen albernen lackierten Nägeln, den gefärbten Haaren und den Designerklamotten. Das war die Darcy, die du den Leuten präsentieren wolltest. Die Darcy, die niemand verletzen konnte. Aber seit du hier bist, habe ich die echte Darcy kennengelernt, die Darcy hinter der Maske – die ohne diese Verkleidung viel schöner ist.«
Ich starre Dermot an. Habe ich mich verhört, oder kommen all diese liebevollen Worte tatsächlich über seine Lippen?
»Jedenfalls«, fährt er fort, schwingt sich von seinem Stuhl und greift nach der Whiskeyflasche, obwohl sein Glas noch gar nicht leer ist, »machen sich diese Pläne nicht von selbst. Noch Whiskey?«
Ich schüttele den Kopf. »Ich bin nicht die Einzige, die hier eine Maske getragen hat.«
Dermot schenkt sich noch Whiskey nach. »Was soll das heißen?«
»Ich meine damit die Maske, die du immer aufsetzt. Die ›Mir ist alles egal. Alles ist schwarz oder weiß. Das ist mir schnurzpiepegal‹-Maske. Die Wahrheit ist doch, Dermot, dass es dir sehr wohl nicht egal ist und dir vielmehr sehr vieles am Herzen liegt. Ich habe miterlebt, dass du dich viel mehr für die Insel engagiert hast als alle anderen, mich eingeschlossen. Ich habe dich mit den anderen gesehen – insbesondere mit Paddy. Ihm hast du geduldig immer wieder gezeigt, wie man Dinge herstellt und repariert. Und, noch wichtiger: Ich habe erlebt, wie du für Megan der verlässliche Vater geworden bist, den sie nie gehabt hat, was wahrscheinlich eines der wichtigsten Dinge ist, die du je getan hast. Wenn du also vorzugeben versuchst, dass dir Situationen oder Leute egal sind, wie du es so oft für nötig hältst, dann setzt du genauso sehr eine Maske auf, um deine wahren Gefühle zu verbergen.«
Während meiner kleinen Ansprache habe ich Dermot beobachtet, der mir wort- und reglos zugehört hat. Jetzt trinkt er einen großen Schluck aus seinem Glas. »Wie es scheint, bringt uns Tara heute Abend dazu, unser Inneres zu entblößen, hm? Normalerweise schafft es niemand, hinter meinen Panzer zu schauen, Darcy.«
»Normalerweise schaut auch niemand hinter meinen.«
Als ich aufsehe und Dermot in die Augen schaue, spüre ich, wie sich das Band zwischen uns stärkt, während das unbehagliche Gefühl, das ich in letzter Zeit des Öfteren verspürt habe, durch ein sehr viel angenehmeres ersetzt wird.
»Ja, Tara hat irgendetwas an sich, nicht wahr?«, fragt Dermot, der mich immer noch beobachtet.
»Ja«, antworte ich und nicke zustimmend. »Sogar Roxi glaubt, die Insel sei ein Magnet, der die Liebe magisch anzieht.«
Dermot lächelt. »Ein Magnet, der die Liebe anzieht – das gefällt mir. Als Nächstes planst du noch, in unserem neuen Gebäude Hochzeiten zu veranstalten.«
Ich
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