Zwei Maenner fuer Miss Darcy
verändernden Gefühle Dermot und Conor gegenüber nur eine Sorge von vielen. Ich muss allen anderen meine Pläne hinsichtlich des Zentrums und der Insel erklären und stoße dabei auf geteilte Meinungen. Die meisten Inselbewohner jedoch lassen ihren Argwohn zu Begeisterung werden, nachdem ich einzeln mit ihnen darüber gesprochen habe, wie ich die Rolle eines Jeden in diesem neuen Projekt sehe. Allein Niall reagiert wie ein Hase im Scheinwerferlicht – nur trägt dieses Häschen Brillengläser.
»Darcy, woher willst du das dafür nötige Geld bekommen?«, fragt er mich. »Ich habe es dir neulich schon gesagt – du bist beinahe pleite.«
»Und ich habe dir gesagt, dass ich mir etwas einfallen lasse!«
»Ja, aber dann bitte etwas, bei dem wir nicht erst viel Geld auslegen müssen.«
»Alles wird gut, Niall«, beruhige ich ihn. »Sobald Dermot seine Pläne fertiggestellt hat und wir damit anfangen müssen, Baumaterialien zu kaufen, steht auch mein Plan, wie wir an Geld kommen.«
Niall scheint nicht allzu überzeugt zu sein, und zugegebenermaßen geht es mir auch nicht viel besser.
Überraschenderweise reagiert Eamon ganz gelassen auf dieses Projekt.
»Wenn es das ist, was du mit Tara vorhast, Darcy«, erklärt er, »dann machst du das schon richtig.«
»Dann geht das für Sie also in Ordnung, Eamon?«, frage ich ein wenig verwirrt. »Ich war fest davon überzeugt, dass Ihnen die Idee gar nicht gefallen würde.«
Eamon stellt seinen Gehstock vor sich ab und stützt sich mit beiden Händen darauf. »Die Zeit, in der ich hier etwas zu sagen hatte, ist längst vorbei. Die Zukunft, Darcy, liegt in deinen Händen. Der König ist tot, lang lebe der König .«
Ich beobachte Eamon, wie er den Hügel zu seinem Cottage hinaufwandert. Mit jedem Tag wird er seltsamer.
Nachdem meine Erklärungen den anderen Inselbewohnern gegenüber relativ reibungslos geklappt haben, stoße ich bei Caitlin überraschenderweise auf taube Ohren – und zwar nicht aus Gründen, mit denen ich gerechnet hatte.
»Ich reise ab, Darcy«, eröffnet mir Caitlin am Samstagmorgen, als ich bei ihr im Laden Milch kaufen will.
»Was? Warum, Caitlin?«
»Ich glaube einfach nicht, dass das hier funktioniert.« Sie richtet ein paar Streichholzschachteln aus, die auf der Theke aufeinandergestapelt sind.
»Natürlich wird das funktionieren! Du machst deine Arbeit hier im Laden wirklich hervorragend – was wären wir alle ohne dich?«
»Ihr werdet schon irgendwie klarkommen«, entgegnet sie und weicht meinem Blick aus.
»Aber warum jetzt ? Ich verstehe das einfach nicht.«
»Ich habe beschlossen, auf Reisen zu gehen.« Caitlin packt Kekspackungen aus einem Karton aus. »Ich muss raus und die Welt entdecken. Denn wenn ich es jetzt nicht tue, dann werde ich bis an mein Lebensende irgendwelche Ladenregale wie diese hier auffüllen.« Sie knallt eine Kekspackung auf die Theke und schaut mich zum ersten Mal an.
»Hast du mit Conor gesprochen?«, erkundige ich mich, da es ganz nach ihm klingt.
»Vielleicht.«
»Hat er dich dazu überredet?«
»Nein, ich habe schon seit einer ganzen Weile darüber nachgedacht. Bislang fehlten mir nur immer der Mut und die Gelegenheit dazu. Ich habe gedacht, das Leben auf dieser Insel sei ein Abenteuer, aber ich tappe immer nur in die gleichen Fallen wie zuhause. Ich mache die gleiche Arbeit wie zuhause, und selbst mein Privatleben fängt an, sich zu wiederholen.« Sie lässt den Kopf sinken und dreht sich weg.
»Meinst du Dermot und dich?«
»Wenn es denn so etwas wie Dermot und mich überhaupt gibt.«
»Natürlich! Wie lange seid ihr schon zusammen?« Schnell rechne ich zurück. Jetzt ist Mitte September … »Seit etwa drei Monaten?«
So lange schon? Dabei kommt es mir vor, als sei das Abendessen, um die beiden zusammenzubringen, gerade mal fünf Minuten her.
»Man sollte eigentlich meinen, dass man nach so langer Zeit ein richtiges Pärchen ist. Aber ich glaube nicht, dass Dermot uns so sieht.« Caitlin räumt ein paar Packungen Cornflakes im Regal hinter ihr um.
»Caitlin!« Langsam verliere ich die Geduld. »Jetzt red endlich mit mir, immerhin bin ich deine Freundin!«
»Bist du das?« Plötzlich wirbelt Caitlin herum. »Bist du das wirklich, Darcy?«
Caitlins Tonfall erschreckt mich. So wie sie sich mit den Händen auf die Theke stützt und mich böse anstarrt, wirkt sie ziemlich aggressiv.
»Ich … ich weiß nicht, was du meinst.«
Caitlin entspannt sich sichtlich, ist aber immer noch verärgert.
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