Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Kissen in der Hand über mir verharrt. Doch die Sache ist: So nah ist er gar nicht bedrohlich, sondern eigentlich ziemlich attraktiv – zumindest auf eine raue, süße Art und Weise. So nah an ihm dran kann ich sehen, dass um diese späte Uhrzeit sein kantiges Kinn mit feinen, dunklen Bartstoppeln übersät ist und in seinen sanften braunen Augen, die sich normalerweise unter dunklen, buschigen Brauen verstecken, grüne Sprenkel aufleuchten. Und so nah vor ihm spüre ich nicht nur seinen warmen, gleichmäßigen Atem in meinem Gesicht, sondern auch die Körperwärme, die er ausstrahlt. Sofort muss ich an neulich denken, als ich in seinem Cottage war und er ein ähnliches Hemd ausgezogen hat und dann nur noch mit einer Jeans bekleidet dastand.
Langsam lässt Dermot das Kissen sinken, doch anders als erwartet bleibt er vor mir stehen. Er steht einfach nur da und schaut mir in die Augen, wie ich ihm in die Augen schaue. Und auf einmal habe ich wieder dieses Gefühl.
Gerade als sich Dermot zu mir herunterbeugt, höre ich eine Stimme. Überraschenderweise ist es allerdings nicht Dermots tiefe, leicht raue Stimme, die meinen Namen raunt, sondern Conors irischer, leicht singender Tonfall.
»Darcy, was ist denn hier los?«
Als Dermot herumwirbelt, müssen wir überrascht feststellen, dass wir nicht allein im Cottage sind, sondern dass Conor und Caitlin in der Küchentür stehen und warten.
»Conor, Caitlin«, begrüße ich die beiden fröhlich und lächele sie an. »Dermot und ich haben uns nur ein bisschen amüsiert. Ich … ich meine, wir haben nur ein Spiel gespielt. Wir haben eine Kissenschlacht veranstaltet.«
Ganz gleich, was ich sage – alles klingt irgendwie falsch.
Caitlin starrt mich an, während Conor den Kopf schüttelt.
»Darcy und ich haben ein paar Whiskey zu viel gehabt, das ist alles«, erklärt Dermot nüchtern. Dann dreht er sich zu mir um.
»Ich sollte jetzt auch besser gehen und Megan abholen. Können wir unsere Unterhaltung morgen weiterführen?«
»Klar. Vielen Dank für deine Hilfe heute Abend.«
»Jederzeit.« Dermot schreitet auf die Tür zu. »Kommst du?«, wendet er sich an Caitlin, die wie versteinert dasteht. Auf dem Weg nach draußen drückt Dermot Conor das Kissen in die Hand. »Vielleicht kannst du ihr ja beibringen, wie man eine ordentliche Kissenschlacht austrägt, Conor«, sagt er im Hinausgehen. »Ich bin nicht weit gekommen, das kann ich dir versichern. Wir finden selbst hinaus.«
Conor nimmt das Kissen entgegen und verfolgt mit starrer Miene, wie Dermot Caitlin hinausbegleitet. Dann dreht er sich zu mir um. »Darcy, ich denke, du hast mir einiges zu erklären.«
33
W ährend der nächsten Wochen verbringe ich sehr viel Zeit damit, Erklärungen abzugeben.
Conor versuche ich zu erklären, warum Dermot mich in meiner Küche mit einem Kissen gejagt hat, und ich erzähle ihm sogar alles über meine Idee mit dem Zentrum für ganzheitliche Heilungsmethoden. Conor akzeptiert meine Erklärung, ohne großen Wirbel darum zu machen.
Ehrlich gesagt hätte ich es eigentlich sogar vorgezogen, wenn er ein bisschen ärgerlicher auf diese Situation reagiert hätte. Er hätte wenigstens ein bisschen besorgt tun können, dass ein anderer Mann seine Freundin umherjagt, sich an der Küchenspüle an sie drückt und sie offensichtlich küssen wollte. Aber nicht so Conor: Nachdem sein anfänglicher Eifersuchtsanfall verflogen ist, nimmt er wieder seine gewohnt entspannte Haltung ein. Allmählich fange ich an, mich über Conor und unsere Beziehung zu wundern.
Und was bitte hatte Dermot da in jener Nacht in meiner Küche vor? Wollte er mich etwa wirklich küssen? Ich verbringe einen Großteil meiner Zeit damit, mir das irgendwie zu erklären.
Dermot hat sich wirklich verändert, seit er nach Tara gekommen ist. Es ist, als habe er ein paar seiner rauen, stacheligen Außenschichten abgelegt, sodass darunter ein Dermot zum Vorschein kommt, den er bis dato immer gut versteckt hat. Er ist das genaue Gegenteil der Ruine oben auf dem Berg. Das in Stein gemeißelte Herz prangt für jedermann gut sichtbar an der Außenseite des Gemäuers, obwohl dessen Mauern nach und nach zerfallen. Dermot dagegen ist stets eine robuste, verlässliche Person gewesen, die jedoch ihr Herz tief im Inneren verborgen gehalten hat. Jetzt erst sehe ich, was alles in Dermot vorgeht; außerdem fällt mir dabei auf, dass auch sein Äußeres in einem ziemlich guten Zustand ist.
Doch während der nächsten Wochen sind meine sich
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