Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Kopf. »Aber Sie können doch nicht einfach Megan ein Teil von Dermots Leben werden lassen, um sie dann so mir nichts, dir nichts wieder aus diesem zu entfernen, wie ein … einen Teebeutel, der in eine Tasse eingetaucht und dann herausgenommen wird. Das ist für keinen von beiden fair!«
»Ich bin ihre Mutter, Darcy – ich kann tun und lassen, was ich will.«
Mir ist der Ausdruck »rotsehen« durchaus bekannt. Im Augenblick fühlt es sich aber eher so an, als würde mein Körper von Kopf bis Fuß in einem sehr intensiven Feuerrot brennen. Zwar versuche ich, mich mit Hilfe des kleinen Rosenquarzkristalls wieder zu beruhigen, doch selbst der ist machtlos angesichts der Kraft, die sich in meinem Inneren aufbäumt; es explodiert gerade ein Gefühl in mir, wie ich es noch nie zuvor empfunden habe.
»Aber genau das sollte eine Mutter nicht tun .« Ich drehe mich zu Eileen um, sodass ich sie nun direkt vor mir habe. Mein Verstand ist für einen Frontalzusammenstoß gerüstet. »Eine Mutter sollte das tun, was für ihr Kind das Beste ist, nicht für sie selbst. Sie sollten Megans Glück an die erste Stelle setzen, nicht Ihr eigenes. Als Sie sie zur Welt gebracht haben, haben Sie das Recht aufgegeben zu tun, was und wann Sie etwas wollen. Sie haben dieses Recht so lange an Ihre Tochter gegeben, bis die alt genug ist, um die Entscheidungen in ihrem Leben selbst zu treffen.«
Eileen schaut mich nach meinem Ausbruch so erschrocken an, wie es das Botox ihr erlaubt. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch ich bin noch nicht fertig mit ihr. Ein weiteres Feuerwerk explodiert in mir.
»Und wissen Sie was? Wären Sie eine richtige Mutter, würde Megan nicht einmal selbst Entscheidungen darüber treffen wollen, wo sie leben möchte. Sie ist zwölf Jahre alt, um Himmels willen, aber so wie sie manchmal redet, könnte man meinen, sie sei dreißig. Welche Mutter schafft es nicht einmal, ihrer Tochter etwas zum Geburtstag zu schenken, das sie sich wünscht ?«
»Aber … aber ich dachte, sie würde sich über den Gutschein für einen Tag mit ihren Freundinnen im Spa freuen!« Endlich schafft es Eileen, auch einmal zu Wort zu kommen.
»Nein, Sie würden sich über einen Tag im Spa mit Ihren Freundinnen freuen, Eileen. Aber das ist doch nichts, was Megan sich wünscht! Sie kennen sie überhaupt nicht. Wäre sie meine Tochter, so hätte ich gewusst, was sie sich wünscht. Ich wüsste, wie ich ihr eine richtige Mutter sein könnte. Und wissen Sie was?«, frage ich und deute vorwurfsvoll mit dem Finger auf sie.
Eileen schreckt zurück. »Nein«, erwidert sie leise.
»Das ist so, weil Sie Megan genau so behandeln, wie meine Mutter mich behandelt hat«, fahre ich fort und feuere jedes Wort wie einen Pistolenschuss ab, um meine kochende Wut ein bisschen zu lindern. »Und wenn Megan hier bei ihrem Vater leben möchte, weit weg von Ihnen, so wie ich früher vor meiner Mutter nach Irland zu meiner Tante Molly geflohen bin, dann werde ich alles tun, um ihr dabei zu helfen!«
Ich wende mich von Eileen ab und stelle etwas fest. Meine Stimme war so laut und kraftvoll, als ich endlich die unterdrückten Gefühle herausgelassen habe, die sich so viele Jahre lang in mir aufgestaut hatten, dass ich die Musik und die allgemeine Heiterkeit deutlich übertönt habe. Alle haben aufgehört zu tanzen und haben wie versteinert meine Verbalattacke Richtung Eileen mitbekommen.
Als mich alle schweigend anstarren und abwarten, was ich als Nächstes tun werde, bleibt mir nichts anderes übrig, als von der Bank aufzuspringen und in die entgegengesetzte Richtung davonzulaufen. Und ich bin froh, dass Woody und Louis mir zum ersten Mal unaufgefordert einfach folgen.
Es ist eine sternenklare Nacht, und der Vollmond steht hoch oben am Himmel und leuchtet mir wie ein Signalfeuer meinen Weg, als ich an meinem Cottage vorbei zum Strand laufe. Oben an den Klippen bleibe ich stehen und ziehe mir meine hochhackigen Stiefel aus, bevor ich den Weg zum Sandstrand hinuntergehe. Unten angekommen, verstecke ich mich hinter der Felswand, damit mich niemand sieht, rolle mich zusammen, und mit Woody und Louis jeweils an einer Seite weine ich, wie ich noch nie geweint habe. Zum ersten Mal strömen mir Tränen über die Wangen, die ich schon vor Jahren hätte vergießen müssen. Sie tropfen in einem scheinbar niemals enden wollenden Fluss in den Sand und vermischen sich nach einer Weile mit dem Salzwasser, das vor mir immer wieder an den Strand gespült wird.
37
L ange
Weitere Kostenlose Bücher