Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Sie!«
»Das war ich.«
»Als ich zum ersten Mal nach Tara kam und Conor auf ähnliche Art und Weise aus dem Boot sprang – da kam mir das irgendwie bekannt vor.« Ich versuche, mir die Situation in Erinnerung zu rufen. »Aber warum haben Sie das nicht früher gesagt?«
»Der Zeitpunkt war nie günstig«, erwidert er langsam und lehnt sich auf seinen Gehstock.
»Und warum dann jetzt?«
»Lass uns uns hinsetzen.« Eamon deutet auf die Bänke. »Meine Beine mögen es nicht mehr, allzu lange zu stehen.«
Wir lassen uns auf eine der Bänke nieder, die Dermot ganz zu Beginn unserer Zeit auf Tara geschnitzt hat.
»Du hast gute Arbeit hier auf der Insel geleistet, Darcy, das hast du wirklich«, stellt Eamon fest und lässt den Blick über die vielen Leute schweifen, die sich amüsieren. »Als du herkamst, habe ich mich gefragt, was du mit all deinen Flausen im Kopf wohl mit Tara anstellen würdest. Aber seitdem du hier bist, hast du mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, die du mit Bravour gemeistert hast.«
Dieses große Lob aus Eamons Mund rührt mich.
»Vielen Dank. Aber Sie wissen nicht mal die Hälfte von allen Problemen, da Sie meistens auf der anderen Seite der Insel bleiben. So verpassen Sie die meisten Dramen, die sich hier abspielen, und die Dinge, die ich vermassele.«
»Oh, ich bekomme schon alles mit«, erwidert Eamon und nickt langsam. »Keine Sorge. Conor informiert mich über das meiste, wenn er mir meine Post und die Vorräte bringt.«
Natürlich – ich habe ganz vergessen, dass Conor immer mit Eamons Bestellungen bei ihm vorbeischaut, wenn die vom Festland eintreffen, wie er das schon vor unserer Zeit auf Tara getan hat.
»Dann kennen Sie Conor ja schon sehr lange, Eamon«, stelle ich lächelnd fest. »Können Sie sich noch daran erinnern, als Conor klein war und Tara besucht hat?«
Eamon starrt mich seltsam an. »Nein, Conor war als Kind nie hier. Ich habe ihn erst, ein paar Monate bevor ihr alle hergekommen seid, kennengelernt. Damals hat er den Job, vom Festland aus mit dem Boot überzusetzen, vom jungen Liam übernommen. Ich habe mich immer gefragt, warum Liam diesen Job gekündigt hat, weil ihm die Arbeit immer gut gefallen hat.«
Das ist wirklich komisch. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie Conor erzählt hat, mit Tara in Sichtweite aufgewachsen zu sein. Vielleicht lässt Eamons Verstand mittlerweile genauso nach wie seine körperlichen Kräfte. In letzter Zeit wirkt er immer gebrechlicher.
»Andererseits ist mein Gedächtnis nicht mehr das allerbeste«, fährt Eamon fort und untermauert meinen Verdacht. »Vielleicht irre ich mich auch.« Eamon denkt kurz nach. »Aber wir müssen noch einmal zu deiner Tante zurückkehren, Darcy. Erst als Megan hier auftauchte, habe ich wirklich verstanden, warum Molly so unbedingt wollte, dass du nach Tara kommst.«
Ich bin selbst ganz versessen darauf, die Antwort auf diese Frage zu erfahren. »Warum, Eamon? Jeder sagt mir, dass Tara etwas ganz Besonderes ist und mir dabei helfen wird zu erfahren, was ich wirklich will. Aber wenn Molly so unbedingt wollte, dass ich herkomme, was sollte ich ihrer Meinung nach herausfinden?«
»Darcy, schnell! Wir müssen den Geburtstagskuchen fertig machen, während Megan weg ist!«, ruft Paddy und kommt quer über das Gras zu uns gelaufen. »Aiden hat eine Wahnsinnstorte gezaubert – hast du sie schon gesehen?«
Unsicher schaue ich Eamon an.
»Geh schon«, sagt Eamon. »Sie brauchen dich. Sie alle brauchen dich, Darcy. Auch Tara – und darum ging es die ganze Zeit.«
»Was meinen Sie damit, Eamon?«, frage ich und stehe auf. Ich muss unbedingt wissen, was Eamon mir verraten will.
»Darcy, komm schon!«, ruft Paddy wieder.
»Du wirst es wissen, wenn es so weit ist«, antwortet Eamon und streckt die Hand aus. »Doch du hast meinen Segen«, fährt er fort, und ich spüre seine knochige Hand auf meinem Arm – genau wie an jenem ersten Tag, als wir uns am Rand der Klippen begegnet sind. »Hör in dich hinein und tu immer das, was du für richtig hältst, dann wirst du im Leben nie auf Abwege geraten. Denk immer daran.«
»Klar, Eamon, das werde ich.« Ich lächele und schaue ihm tief in die strahlend blauen Augen. »Können wir später weiterreden? Ich würde mich gern noch mehr an die Zeit erinnern, die ich als Kind hier verbracht habe. Und Sie müssen mir mehr über meine Tante erzählen.«
»Vertrau mir, Darcy: Du wirst die Wahrheit bald erfahren. Über vieles hier auf der Insel. Und
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