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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah McClintock
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wiederkommen würde. Doch im späten Winter starb Grandpa. Er hatte einen Herzinfarkt. Es musste schnell gekommen sein, denn er hatte keine Zeit mehr gehabt, jemanden anzufunken. Wir erfuhren es, als jemand in der Stadt zu jemand anderem sagte, er hätte Granpa eine ganze Weile schon nicht mehr gesehen. Als sich herausstellte, dass ihn niemand mehr gesehen hatte, wurde ein Polizist mit einem Schneemobil zu ihm geschickt. Als er dorthin kam, war Großvater schon seit Wochen tot. »Das kommt davon, wenn man so ein Einsiedler ist«, sagte meine Mutter, als sie erfuhr, was passiert war. Ich heulte tagelang. Er hatte mich so viel gelehrt …

    Wie ich zum Beispiel die Sonne als Kompass benutzen konnte.
    Ich nahm ein paar Zweige und machte mit dreien einen Pfeil, der direkt auf den Schössling mit der Kordel und den Horizont dahinter deutete. Dann fand ich eine kleine Stelle mit Sonnenlicht auf einer Lichtung und steckte den längsten und geradesten Stock in die Mitte. Als die Sonne auf den Stock fiel, warf dieser einen Schatten. Ich nahm meine Uhr ab und legte sie so auf den Boden, dass der Stundenzeiger in Richtung des Schattens zeigte, den der Zweig warf. Dann stellte ich mir eine Linie über der Uhr vor, die zwischen dem kleinen Zeiger und zwölf Uhr verlief. Das ist die Nord-Süd-Linie, hatte Grandpa mir erklärt. Süden liegt zwischen dem kleinen Zeiger und zwölf Uhr, Norden gegenüber. Und wenn ich wusste, wo Norden und Süden waren, dann wusste ich auch, wo Osten und Westen lagen.
    Ich betrachtete den Pfeil, der auf den Lichtschein wies, den ich in der letzten Nacht gesehen hatte. Meinem Kompass nach lag er westlich des Schösslings. Ich musste also nur so gerade wie möglich nach Westen laufen, dann erreichte ich diese Lichter irgendwann. Wie weit ich würde gehen müssen oder wie lange es dauern würde, wusste ich nicht. Ich hoffte, dass ich die Gelegenheit bekommen würde, es herauszufinden. Doch zuerst musste ich zwei wichtigere Probleme
lösen. Zum einen musste ich losgehen und in Bewegung bleiben, bevor mich mein Entführer suchen kam. Und zum anderen musste ich Wasser finden. Ohne Essen konnte man es eine ganze Weile aushalten, aber nicht ohne Wasser. Und wenn ich richtig rechnete, war ich seit sechsunddreißig Stunden ohne Wasser. Mein Mund war trocken. Meine Zunge fühlte sich schwer und geschwollen an. Ich konnte nur noch an Wasser denken.
    Ich sah zum Himmel auf. Er war strahlend blau. Die Wolken, die vor ein paar Stunden noch die Sterne verdeckt hatten, waren verschwunden. Es schien keine Chance auf baldigen Regen zu bestehen und hier oben würde ich sicher kein Wasser finden.
    Wieder umkreiste ich den Gipfel, behielt aber meinen Wegweiser – den Schössling mit der Kordel – immer im Blick. Ich sah nach unten zwischen die Bäume, bis mir die Augen wehtaten, doch ich konnte keinen Fluss, See oder auch nur eine Pfütze sehen.
    Ich ging zum Schössling zurück, sah nach Westen in den Wald und suchte mir zwei auffällige Bäume. Einer war eine Kiefer, bei der ein abgestorbener Zweig an einer Seite herunterhing. Der andere, weiter weg, aber auf der gleichen Linie wie die Kiefer, war eine Birke, die fast in zwei Hälften gespalten war, wahrscheinlich von einem Blitz. Wenn ich den Blick auf beide Bäume gerichtet hielt und direkt darauf zuging, würde ich in
die richtige Richtung gehen. Ich löste die Kordel vom Bäumchen und warf die Stöckchen, die ich gesammelt hatte, in die Büsche. Dann machte ich mich auf den Weg den Hügel hinunter.
    Auf dem Weg sah ich nicht nur nach den beiden Bäumen, sondern suchte auch nach Wasser – einer kleinen natürlichen Quelle, einem Bach, irgendetwas, was ich von oben nicht hatte sehen können. Jedes Mal, wenn ich an einem Felsvorsprung vorbeikam, suchte ich nach Vertiefungen. Darin konnte sich Regenwasser sammeln, und Grandpa hatte mir gesagt, wenn sie tief genug waren, konnte es lange dauern, bis das Wasser verdunstete.
    Ich ging immer weiter und träumte genau so von Wasser, wie ich früher, als ich noch klein war, von Eiskreme geträumt hatte. Ich kam an kleinen, großen und riesigen Felsen vorbei. Nichts. Ich suchte im Waldboden nach Feuchtigkeit, die auf eine Quelle hinwies. Ich lief, bis meine Vorstellung von Paradies ein Bild von mir selbst war, wie ich mich über ein Waschbecken beugte und den Mund unter einen Wasserhahn hielt, aus dem Wasser – eiskaltes Wasser – in meine Kehle floss. Was hätte ich nicht dafür gegeben … Außerdem sah ich immer wieder

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