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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah McClintock
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Ich würde in diesem Wald bleiben, bis ich starb.

    In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Jedes Mal, wenn ich mich bewegte, schoss mir der Schmerz durch das Bein. Als es endlich Morgen wurde, war ich so erschöpft, als wäre ich einen Marathon gelaufen, und ich hatte immer noch Fieber. Ich saß unter dem Baum und bemitleidete mich selbst. Warum konnte nicht einfach jemand kommen und mich finden? Warum konnte ich nicht einmal einfach Glück haben?
    Aber es kam niemand.
    Also stemmte ich meinen Krückstock in den Boden und zog mich hoch. Ich verlagerte das Gewicht ein wenig auf meinen verletzten Fuß, um zu sehen, ob es über Nacht besser geworden war.

    War es nicht.
    Am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt. Vielleicht verging der Schmerz, wenn ich mich einen Tag ausruhte.
    Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht würde ich nur noch einen weiteren Tag verschwenden – einen Tag ohne Essen und Wasser.
    Also ging ich weiter.
    Ich sagte mir, dass es ja nicht mehr schlimmer werden konnte.

    Etwa eine Stunde später erreichte ich eine Lichtung und sah mich einem Schwarzbären gegenüber. Der Bär starrte mich ebenfalls an. Er war ausgewachsen, aber mager, was mir sagte, dass er wohl gerade aus dem Winterschlaf erwacht war. Und das bedeutete, dass er höchstwahrscheinlich hungrig war.
    Um mich herum wurde alles still. Alles außer dem Bären verschwand. Es war, als stünde ich an einem Ende eines Tunnels und das Einzige, was ich gegen das Licht am anderen Ende sehen konnte, war der Bär.
    Keine Panik , befahl ich mir.
    Nicht direkt ansehen , befahl ich mir.
    Nicht rennen , befahl ich mir.

    Nicht den Rücken zudrehen , befahl ich mir. Am besten gar nicht drehen.
    Großvater hatte mir alles über Bären beigebracht.
    Er sagte, dass Bären selten angriffen. Er meinte, sie griffen nur an, wenn sie einen Menschen als Bedrohung ansahen oder – bei dem Gedanken musste ich schlucken – als Beute. Ein Bär auf der Jagd würde einen Menschen als Beutetier ansehen.
    Ich sagte mir, dass dieser Bär wahrscheinlich nicht auf der Jagd war. Ich versuchte, mir einzureden, ich hätte ihn lediglich überrascht. Langsam und vorsichtig machte ich einen Schritt zurück, fort von dem Bären. Vielleicht würde er sich nicht bedroht fühlen. Vielleicht würde er mich vergessen und irgendwann weggehen.
    Ich machte noch einen Schritt zurück, den Blick auf den Boden gerichtet. Es war schon schwer genug, mit meinem verletzten Fuß und der Krücke vorwärts zu gehen, rückwärts war noch viel schwieriger. Den Kopf immer noch gesenkt, sah ich auf die Lichtung. Der Bär stand immer noch da und beobachtete mich.
    Wieder setzte ich den Stock hinter mich und tastete nach einer Stelle, an der ich mich abstützen konnte. Doch als ich diesmal versuchte, zurückzugehen, stolperte ich und fiel. Ich konnte es nicht verhindern – ich stieß einen Schmerzensschrei aus, als ich auf den Boden krachte.

    Ich hörte ein lautes Schnaufen. Oh Gott! Der Bär hatte sich auf den Hinterbeinen aufgerichtet. Ich hatte ihn erschreckt und das gefiel ihm nicht. Er sah riesig und gefährlich aus.
    Ich griff nach meinem Stock, um mich wieder auf meinen gesunden Fuß zu stützen.
    In dem Moment hörte ich ein weiteres Geräusch hinter mir – ein lautes Knacken, als wäre ein Zweig unter dem Fuß eines anderen großen Tieres zerbrochen. War hinter mir noch ein Bär? Oder noch schlimmer, waren das vielleicht Bärenjunge hinter mir? War ich zwischen eine Mutter und ihre Jungen geraten? Eine Bärenmutter würde alles tun, um ihre Jungen zu verteidigen. Sie würde auch angreifen.
    Ich atmete schwer und versuchte, wieder aufzustehen, wobei ich den Knöchel erneut verdrehte. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu schreien. Ich wollte nur dem Bären aus dem Weg gehen.
    Der Bär ließ sich auf alle viere fallen und kam über die Lichtung auf mich zu. Ich öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Laut heraus. Ich konnte an nichts anderes mehr denken und nichts anderes mehr sehen als den Bären, der auf mich zuraste. Ich wusste, dass es nichts nutzen würde, zu rennen. Grandpa hatte gesagt, dass man vor einem Bären nicht davonlaufen konnte. Aber ich bekam Panik. Irgendetwas musste ich tun und rennen war das Einzige,
was mir einfiel – verletzter Knöchel hin oder her.
    Ich kam nur zwei Schritte weit, bevor mein Knöchel nachgab und ich hinfiel.
    Ich legte mich flach auf den Bauch und spreizte die Beine, damit mich der Bär nicht so leicht umdrehen konnte.

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