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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah McClintock
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wollte nach Hause und wenn es notwendig war, dann würde ich eben das tun, was mein Grandpa getan hatte – ich würde Larven essen.

    Schließlich stellte ich erstaunt fest, dass ich satt war. Zum ersten Mal, seit ich mich in dieser jämmerlichen kleinen Hütte befunden hatte, knurrte mir nicht mehr vor Hunger der Magen.
    Ich ging weiter und weiter, bis die Sonne unterging. Zur Abwechslung fühlte ich mich so fit, dass ich mich entschied weiterzugehen, bis es zu dunkel wurde, um noch etwas zu sehen. Das hielt ich für eine super Idee, bis ich auf etwas Schwarzes traf, was ich zuerst für einen Felsen hielt.
    Doch ich irrte mich.

11
    Das schwarze Ding, das ich gesehen hatte, war kein Felsen. Es war ein Loch. Ich trat hinein und verlor das Gleichgewicht. Mein Oberkörper flog nach vorne, als mein Fuß ins Leere trat. Schmerz schoss mir vom rechten Knöchel brennend das Bein hinauf. Ich schrie auf. So einen Schmerz hatte ich im Leben noch nicht verspürt. Und es ließ nicht nach. Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott.
    Ein paar Momente lag ich bewegungslos und vom Schmerz betäubt da. Dann versuchte ich, mich ganz langsam aufzusetzen. Tränen liefen mir über die Wangen. Als ich mich hingesetzt hatte, packte ich das rechte Knie und zog vorsichtig den Fuß aus dem Loch. Heftiger Schmerz schoss mir durch den Knöchel.
    Ich war mir sicher, dass überall Blut sein würde, wenn ich den Fuß herauszog.
    Aber da war keines. Da war überhaupt kein Blut.
    Doch der Schmerz ließ mich erneut aufschreien. Ich
blieb ein paar Augenblicke lang sitzen und hoffte, dass er nachließ.
    Das tat er nicht.
    Ich spürte, wie mich Panik überfiel. Was wenn …?
    Steh auf, Steph. Du musst aufstehen. Du musst versuchen, zu gehen. Du musst hier raus.
    Ich holte tief Luft. Ich legte die Hände auf den Boden und zog den Fuß unter meinen Körper. Selbst diese kleine Bewegung ließ meinen Knöchel vibrieren und schickte eine neue Schmerzwelle durch meinen Körper. Ich verlagerte mein Gewicht auf einen Fuß und sah mich um. Neben mir stand ein Baum. Ich zog mich hinüber, packte den Stamm. Langsam richtete ich mich daran auf. Danach keuchte ich schwer und auf meinen Unterarmen standen Schweißperlen.
    Okay, sagte ich mir. So weit, so gut – solange ich das Gefühl verdrängte, dass mir jemand ein glühend heißes Schwert durch den Knöchel gestoßen hatte und es hin und her drehte.
    Ich verlagerte mein Gewicht ein wenig auf den anderen Fuß – und wäre vor Schmerzen fast zusammengebrochen.
    Hier kannst du nicht bleiben, Steph , sagte ich mir. Du musst weiter.
    Ich sah mich um, ob in der Nähe etwas lag, das ich als Krückstock benutzen konnte. Links von mir lag ein dicker Ast wie ein Fächer, den ein Riese weggeworfen
hatte. Auf einem Bein hüpfend hoppelte ich dorthin und hielt mich an allem fest, was ich finden konnte. Ein kräftiger Ast war bei einem Sturz fast ganz abgerissen worden. Ich zog daran, bis er ganz abbrach und prüfte, ob er mein Gewicht trug. Es musste gehen. Ich stützte mich darauf und versuchte zu laufen.
    Wieder brach ich zusammen. Es ging nicht. Es war zu schwer, zu schmerzhaft.
    Du hast zwei Alternativen, Steph. Es sind immer dieselben .
    Aufgeben oder weitergehen.
    Ich packte den Krückstock und zog mich wieder auf den gesunden Fuß hoch. Diesmal legte ich mein ganzes Gewicht auf den Stock und schwang den verletzten Knöchel vor, ohne den Boden zu berühren. Selbst diese Bewegung ließ mich vor Schmerz fast aufschreien, aber ich blieb aufrecht.
    Ich kam schmerzlich langsam voran – mit der Betonung auf schmerzlich. Ich verlagerte mein Gewicht so gut wie möglich auf den Ast – meinen Krückstock – doch bei jedem Schritt fuhr ein scharfer Schmerz durch mein Bein. Immer, wenn ich an einen umgestürzten Baumstamm kam, was mit erschreckender Häufigkeit passierte, musste ich mich auf den Stamm setzen, erst den einen, dann den anderen Fuß hinüber schwingen, und mich dann wieder hinstellen. Zweimal stellte ich meinen Stock auf einen Stein und als ich mich darauf stützte, rutschte er weg und ich
krachte zu Boden. Zweimal schrie ich vor Schmerz auf.
    Ich war noch nicht weit gegangen, als ich anhalten und mich ausruhen musste. Ich rollte mich unter einem Baum zusammen, wickelte mich in meine gammelige Decke und weinte. Ich wusste, dass es nichts half, aber mein Knöchel tat so weh. Ich hatte schon wieder Hunger und Durst. Ich fror. Ich war krank. Und jetzt konnte ich kaum mehr laufen. Ich würde nie nach Hause kommen.

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