Zwei Seiten
jubelten.
Oliver blieb direkt vor mir stehen, mied jedoch meinen Blick, bevor er zögerlich hochschielte. Er trug ein schwarzes Lederoutfit. Das Einzige, was von dem Kostüm wirklich bedeckt wurde, war sein Intimbereich. Alles andere wurde von Lederriemen zusammengehalten.
Nathalie pfiff. »Die wissen, wie man sich verkleidet.« Sie ging auf die Geschwister zu, gab erst Julia, danach Oliver einen Kuss auf die Wange. Wieder einen Schritt zurücktretend, musterte sie die beiden erneut ausgiebig. »Wenn ich euch so anschaue, weiß ich gar nicht, wer von euch heißer aussieht. Wir drei könnten echt ‘ne Menge Kohle machen hinterm Bahnhof.«
Julia und Oliver starrten Nathalie bewegungslos an und wurden puterrot im Gesicht.
Ich stand wie angewurzelt da und versuchte, den Blick von Julia abzuwenden. Keine Ahnung, warum ich sie angaffte. Vermutlich, weil sie sonst immer sehr hochgeschlossene, eher geschlechtsneutrale Kleidung trug.
Oliver küsste mich auf den Mund. Mit leicht geröteten Wangen schaute er mich an. »Und? Was sagst du?«
»Umwerfend.« Kaum war das Wort raus, biss ich mir auf die Zunge. Ich hatte Julia gemeint und gar nicht daran gedacht, dass er von sich reden könnte. Was verdammt noch mal war mit mir los? Ich presste meinen Körper gegen Olivers und küsste ihn so leidenschaftlich ich konnte. Meine Zunge tanzte wild in seinem Mund herum, und es dauerte fast eine Minute, bis ich ihn atemlos zurückließ.
»Wow, ich glaube du magst mein Kostüm.«
Ich zwinkerte.
Oliver zeigte auf Julia. »Und was sagst du zu meiner Kreation?«
Ich versuchte, meinen Tonfall neutral zu halten. »Ziemlich knapp.«
»Japp. Es war wirklich nicht leicht, so was aufzutreiben. Aber es hat sich gelohnt, meinst du nicht?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, Männer können das besser beurteilen. Aber es ist definitiv wenig Stoff verarbeitet.«
Oliver grinste.
Julia nestelte unterdessen an ihrem Kostüm herum. »Hi.« Sie sah vom Boden auf.
»Hi.«
Unsere Blicke trafen sich für einen Augenblick.
Dann beugte sich Julia hinunter und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Als sie sich wieder aufrichtete, schauten wir einander tief in die Augen.
Ich hatte bisher nichts getrunken und trotzdem war mir schon schwindelig. Komisch.
Oliver zupfte an meinem Ärmel. »Kann ich dich mal kurz sprechen?« Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er mich in die Küche.
»Was ist denn?«
Oliver holte eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und goss sich ein Glas ein. »Möchtest du auch?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
Oliver nahm einen großen Schluck, stellte das Glas beiseite und kam langsam auf mich zu. »Ich wollte dir eigentlich nur sagen …« Seine Stimme war tief und heiser. Er schaute an sich herab. »Dieser Sexsklave«, Oliver blieb dicht vor mir stehen, »gehört allein dir.«
Ich erwiderte sein Schmunzeln automatisch und schloss die Lücke zwischen uns.
Er schob mich gegen den Kühlschrank und küsste mich. Erst vorsichtig, schließlich stürmischer.
Meine Hände glitten über seinen fast vollkommen nackten Rücken.
Er stöhnte auf, als seine große Hand sanft einen meiner Busen umschloss.
In diesem Moment passierte es: Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Julias Hand meine Brust massierte, und ich spürte, wie ihre Zunge in meinen Mund eindrang. Angewidert schob ich Oliver von mir weg. Mein Herz raste. Gott, das war ja eklig. Wie konnte ich bloß in diesem Moment an Julia denken?
»Bitte entschuldige, Scarlett.«
Über dem Rauschen in meinen Ohren konnte ich Oliver kaum hören. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte Schwierigkeiten, meine schnelle Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Nur nicht denken. Nur nicht denken. »Nein, es ist okay. Du hast nichts falsch gemacht. Ich … ich schätze, wir sollten besser zurückgehen, bevor Nathalie und Daniel sich wundern, wo wir so lange bleiben.« Genau. Die suchten uns sicher schon.
* * *
Es dauerte nicht lange, bis die Wohnung gut gefüllt war.
Ich beschloss, nichts außer Cola zu trinken, um jeglichen Problemen aus dem Weg zu gehen, und auch Oliver rührte nichts Alkoholisches an.
Wer jedoch offensichtlich tief ins Glas schaute, war Julia. Sie schwankte deutlich, als sie irgendwann am Abend zu uns kam. Sie musterte mich von oben bis unten und flüsterte Oliver anschließend etwas ins Ohr.
»Oh.« Oliver gaffte seine Schwester mit großen Augen an.
Ich trat einen Schritt näher an Oliver heran. »Was
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