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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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ist los?«
    Er beugte sich zu mir runter. »Silke, Julias Ex, ist hier und hat offenbar Spaß daran, vor Julias Augen mit ihrer Begleitung, na ja … rumzumachen.«
    »Oh.« Ich reckte den Hals, um zu sehen, wie Julias Ex wohl aussah.
    »Vergiss es.« Julia wedelte mit der Hand. »Silke is‘ mit ihrer Neuen jetzt schon seit eina Vittelstunde im Bad.«
    Ich musste einfach fragen. »Wie lange wart ihr … zusammen?«
    »Knapp sweieinhalb Jahre. Dann hab ich se mit ihrer angeblich best‘n Freundin im Bedd erwischt.«
    Ich trank gerade Cola und hätte sie beinahe ausgespuckt. Aber interessant war es schon. Homos hatten längere Beziehungen? Ich dachte immer, die würden von Bett zu Bett springen. Und Julia war betrogen worden? Wie konnte jemand eine Frau wie Julia betrügen? War diese Silke blind? »Ich möchte sie sehen.«
    »Glück für dich.« Julia nahm einen großen Schluck von ihrem hochprozentig riechenden Getränk und zeigte mit ihrem Becher in Richtung Badezimmer. »Da isse.«
    Ich drehte den Kopf und musste schlucken. Silke Schneider. Sie war in meinem Jahrgang in der Schule gewesen. Gott, wie oft hatten wir zusammen mit anderen nach dem Sportunterricht in der Dusche gestanden. »Ich glaub, mir ist schlecht.«
    Julia betrachtete mich. »Was ‘n los?«
    »Ich kenne sie. Wir hatten zusammen Sport.« Ich bedeckte meine Augen mit einer Hand. »Und jetzt weiß ich, warum sie nach dem Sport immer an mir hing wie eine Klette.«
    Oliver grinste, stoppte aber, als ich ihn grimmig ansah.
    »Das is‘ meine Silke«, sagte Julia. »Nimmt, was se kriegen kann.«
    Oliver und ich starrten sie an.
    Julia hob abwehrend die Hände. »So hab ich das nich‘ gemeint. Du bis‘ ‘n Traum. Ich mein, welcher Mann und welsche lesbische Frau mit Augen im Kopf würd nich‘ versuch‘n, dich nackt zu seh‘n.«
    Ich war unglaublich dankbar, dass Oliver mich hielt, sonst wäre ich wahrscheinlich umgekippt.
    Oliver nahm Julia den Becher aus der Hand und trank den Inhalt in einem Zug aus.
    Julia riss ihrem Bruder den leeren Becher aus der Hand und murmelte: »Ich hol mir noch was zu trinken.«
    Kaum war Julia verschwunden, schaute mich Oliver ernst an. »Silke hat sie mehrfach betrogen. Es war ziemlich hart für sie.«
    »Wie lange ist das jetzt her?«
    »Mmh, seit Juli ist Schluss. Also sind es jetzt so an die sieben Monate.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Miriam war das erste Date, das Julia seitdem hatte.«
    Ach. »Ich dachte immer, Lesben und Schwule würden ständig die Partner wechseln.«
    »Manche vielleicht, aber Julia hatte in ihrem Leben bloß zwei Beziehungen. Die erste mit neunzehn. Sie war ein knappes Jahr lang mit Victoria zusammen.«
    »Was ist passiert?«
    »Victoria war Au-pair und kümmerte sich um die Kinder im Nachbarhaus.« Oliver zuckte mit den Schultern. »Das Jahr ging zu Ende und Victoria fuhr zurück nach Russland.«
    »Oh.«
    Oliver verlagerte sein Gewicht. »Dachtest du wirklich, alle Lesben und Schwule würden ständig in der Gegend rumpoppen?«
    »Das hört man doch immer so in den Medien.«
    »Du erstaunst mich.«
    »Warum?«
    »Ich hätte dich nicht für so leichtgläubig gehalten. Ich meine«, Oliver schüttelte den Kopf, »es gibt Wochenenden, an denen Daniels Mitbewohner mehr Frauen im Bett haben als Julia in ihrem ganzen Leben.«
    So genau wollte ich das wirklich nicht wissen. Beim Aufsehen bemerkte ich mit Schrecken, dass Silke breit grinsend auf mich zukam.
    Ohne zu zögern, nahm sie mich in den Arm und gab mir einen feuchten Kuss auf die Wange. »Scarlett, ach, ist das schön, dich hier zu sehen.«
    Ich wischte mir die Wange ab und zog Oliver näher zu mir. »Hallo, Silke. Kennst du meinen Freund Oliver?«
    Erst jetzt schaute Silke neben mich. »Oliver, hallo. Lange nicht gesehen.«
    »Hallo, Silke«, zischte Oliver.
    Silke griff hinter sich und zog eine mir ziemlich jung erscheinende dunkelblonde Frau heran. »Das ist Janine.«
    Die junge Frau – oder sollte ich sagen das Mädchen – lächelte.
    Oliver und ich taten dasselbe.
    »Ich hol noch was zu trinken, möchtest du auch was?« Silkes Freundin klang noch jünger, als sie aussah.
    »Nein, Süße. Danke.«
    Kaum war Janine außer Hörweite, murmelte Oliver: »Mal wieder die Schulklassen nach neuen Eroberungen durchforstet?«
    Silke schnaufte. »Nur zu deiner Information: Janine wird nächste Woche achtzehn. Sie fängt im Herbst bei dir an der Uni an.«
    »Schön für sie.« Oliver zog mich von Silke weg. »Wie ich erst im Nachhinein

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