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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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schon so etwas wie eine Freundin. Freundin? Konnte ich wirklich mit einer Lesbe befreundet sein? »Es geht hier nicht um irgendeine Lesbe. Es geht hier um Julia«, sagte ich laut und schaltete das Wasser hastig aus, als es kalt wurde.

Kapitel 6
    Julia und ich waren wieder im selben Club wie in der Nacht zuvor. Wir standen nebeneinander am Rand der Tanzfläche und bewegten unsere Körper leicht im Rhythmus der Musik, ohne jedoch wirklich zu tanzen.
    Einen Arm hatte sie um meine Taille geschlungen. »Was willst du von mir?« Julias Tonfall war verführerisch.
    Ihr Atem kitzelte mein Ohr. Ich drehte mich zu ihr und sah sie fragend an. Was sollte ich von Julia wollen?
    Wir sahen einander einen langen Moment tief in die Augen.
    Ich legte die Hand in ihren Nacken und zog sie zu mir runter …
    Riiiiiiing.
    Ich riss die Augen auf. Heilige Scheiße! Luft. Warum bekam ich keine Luft? Ganz ruhig. Einatmen, ausatmen. Ein…atmen, ausatmen. Was zur Hölle war das gewesen? Moment mal. Ach ja, klar. Ich hatte zwei Frauen küssen sehen und mein Unterbewusstsein hatte daraus diesen kranken Traum kreiert. Ja, so musste es gewesen sein. Die Spannung wich aus meinem Körper. Alles war gut. Mein Blick fiel auf die Nachttischuhr. Kurz nach neun.
    Stopp, heute war Samstag. Warum klingelte der Wecker? Ah, Samstagsbrunch mit Oliver und … Julia.
    * * *
    Julia und Oliver saßen am selben Tisch wie letzten Samstag und schlürften ihre Getränke.
    Oliver stand auf und ich lehnte mich ihm entgegen, um ihm einen langen Kuss zu geben. Dann wandte ich mich Julia zu.
    Sie war auch aufgestanden und lächelte mich an.
    Ich zögerte einen Augenblick. Plötzlich stand wieder die Julia aus meinem Traum vor mir und fast glaubte ich zu hören, wie sie fragte: »Was willst du von mir?«
    Ich schluckte. So ein Schwachsinn. Julia hatte mich gestern gerettet. Sie verdiente etwas Besseres als einen Händedruck oder ein müdes Lächeln. Ich holte tief Luft, beugte mich zu Julia vor und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Anschließend setzte ich mich neben Oliver.
    Er beobachtete mich aufmerksam. »Wie geht‘s dir?«
    »Gut.«
    »Und«, Oliver spielte mit einer Serviette, »in Bezug auf gestern? Miriam kann froh sein, dass Julia mir erst später erzählt hat, was passiert ist. Warum hast du mir eigentlich nichts gesagt?«
    Alles, was ich wollte, war, diese leidige Sache zu vergessen. »Es war eigentlich gar nichts.« Ich berührte ihn am Arm. »Mach dir keine Gedanken darüber.« Aber eines interessierte mich vorher doch: »Was ist ein Gaydar?«
    Oliver räusperte sich. »Die meisten Lesben und Schwule glauben, sich untereinander als homosexuell erkennen zu können. Und das nennen sie Gaydar.« Er blickte zu einer unbeweglich dasitzenden Julia. »Hab ich das so richtig erklärt?«
    Julia nickte, wich aber meinem Blick aus.
    Oliver drehte sich mehr zu mir. »Warum fragst du?«
    Sollte ich ihm erzählen, was Miriam gesagt hatte? Nein, besser nicht. Am Ende würde er ihren verwirrten Worten noch Bedeutung beimessen.
    Olivers Blick sprang zwischen mir und Julia hin und her. »Hat das mit gestern Abend zu tun?«
    Ich schwieg.
    »Sag schon.«
    Ich bedeckte Olivers Hand mit meiner. »Es ist nichts. Ich hab dieses Wort aufgeschnappt und war neugierig.« Genau genommen war das nicht mal gelogen.
    Oliver schaute Julia an. »Willst du mir erzählen, was es damit auf sich hat?«
    Julia erstarrte. »Es ist wirklich nichts, Oliver. Miriam meinte, dass ihr Gaydar bei Scarlett ausschlägt. Aber du weißt ja, wie das ist. Wie oft wurdest du schon für schwul gehalten?«
    Oliver? Schwul? Mein Blick bohrte sich in meinen Freund.
    Er zuckte mit den Schultern. »Das hatte nichts mit Gaydar, sondern mit Wunschdenken zu tun.« Seine Mundwinkel hoben sich und perfekt weiße Zähne kamen zum Vorschein.
    Ich ließ meinen Atem erleichtert entweichen. Doch dann …
    »Und was sagt dein Gaydar bezüglich meiner Freundin, Schwesterherz?«
    Julia verschluckte sich und hustete. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal atmete. »Oliver, du fragst mich, als ob das eine anerkannte Wissenschaft wäre. Manchmal hat man halt so eine Ahnung und manchmal nicht. Das bedeutet gar nichts.«
    Oliver grinste. »Also?«
    Ich wollte im Boden versinken. Das war eine schwachsinnige Unterhaltung. Warum war ich heute Morgen überhaupt gekommen und warum hatte ich bloß diese blöde Frage gestellt?
    Julia stand auf. »Ich hol mir was zu essen.«
    »Ich bin hetero. Durch und durch.« Ich hatte wohl etwas

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