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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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hochgewachsen, blonde Haare, blaue Augen und ein sportlicher Körper. »Doch, doch. Er ist sehr attraktiv.«
    »Das habe ich nicht gefragt.«
    Ich runzelte die Stirn. Was wollte sie hören?
    »Ich habe nicht gefragt, ob er attraktiv ist, sondern ob du ihn attraktiv findest … oder fandest.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wo ist denn da der Unterschied?«
    Julia knabberte auf ihrer Unterlippe. »Ashton Kutcher ist ein attraktiver Mann. George Clooney ist ein attraktiver Mann.« Sie grinste. »Natalie Portman und Penelope Cruz sind attraktive Frauen. Können wir uns auf all das einigen?«
    Ich überlegte und nickte.
    »Bedeutet das, du würdest mit all diesen Leuten gerne ins Bett steigen?«
    »Mit beiden Letzteren bestimmt nicht.« Dämliche Frage.
    »Und mit den ersten beiden?«
    Würde ich? »Nein.«
    »Warum nicht? Sie sind doch attraktiv.«
    Jetzt dämmerte es mir, und ich kam mir auf einmal ziemlich blöd vor. »Weil ich nichts für sie fühle.«
    »Und? Hast du etwas für Matthias gefühlt?«
    »Ja, schon. Nur nicht …«
    »Nur nicht was?«
    »Er war lieb, und ich mochte es, Zeit mit ihm zu verbringen«, sagte ich. »Aber ich mochte es nicht, mit ihm zu schlafen.« Es brach über mich herein wie eine Lawine. »Ich habe es nie gemocht, mit irgendjemandem zu schlafen.« Ich presste die Hand gegen den Mund. »Gott, ich bin frigide.«
    Julia begann zu lachen, doch dann stoppte sie abrupt. »Ich kann dich beruhigen. Ich glaube nicht, dass du frigide bist, Scarlett.«
    »Wie willst du das wissen?«
    »Nenn es ein Gefühl.«
    »Dein Gefühl ändert nichts an der Tatsache. Und das erklärt auch, warum ich so Probleme habe, mich in Beziehungen fallen zu lassen. Es dreht sich alles um den verdammten Sex.«
    »Klingt so, als könntest du ohne leben.«
    Ich sah Julia einen langen Moment an. »Es ist wirklich wahr. Ich könnte vollkommen ohne leben.«
    Julia lächelte. »Willkommen im Club.«
    »Was meinst du?«
    »Ich für meinen Teil habe auch genug davon.«
    »Aber du bist doch lesb…«
    Julia lachte. »Lass uns das am besten nicht vertiefen.« Nach einer Pause fragte sie mit sanfter Stimme: »Was wirst du jetzt tun?«
    »Tun?«
    Julia beschrieb mit ihrem Zeigefinger kleine Kreise auf der Couchlehne. »In deiner Beziehung.«
    »Ich glaube nicht, dass ich darüber mit der Zwillingsschwester meines Freundes sprechen sollte.«
    »Die Zwillingsschwester hat nicht gefragt, sondern die Freundin.«
    Erneut trafen sich unsere Blicke.
    Obwohl ich mein Gewicht verlagerte, konnte ich keine bequeme Position finden. »Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt habe ich für einen Abend genug über all dieses Zeug nachgedacht.«
    »Okay«, sagte Julia.
    »Eine Frage habe ich aber noch.«
    »Immer raus damit, Scarlett.«
    »Was meinst du mit ›du hast auch genug davon‹? Warum?«
    Julia schwieg einen langen Augenblick. »Ich hatte zwei Beziehungen in meinem Leben und beide endeten mehr oder weniger in einem Desaster. Kein Sex der Welt ist das wert. Ich habe nicht vor, ein Keuschheitsgelübde abzulegen, aber für den Moment möchte ich mich von all dem fernhalten.«
    »Und nur Sex?« Hatte ich das gerade gefragt?
    Julia starrte mich an. »Ich fasse es nicht, diese Frage von dir zu hören.«
    Da war sie nicht allein. Wie kam ich bloß auf diesen Mist? Wollte ich die Antwort überhaupt hören?
    Julia schloss die Augen. »Sex ohne Liebe ist nicht das, was ich will. Ich könnte so was niemals machen.«
    Sex ohne Liebe … Hatte ich meine Freunde wirklich geliebt? Gemocht, ja. Geliebt, keinen Einzigen. Vielleicht war ich doch nicht frigide. Vielleicht hatte ich einfach noch nicht den Richtigen gefunden. Aber was bedeutete das in Bezug auf Oliver?

Kapitel 11
    Nach endlos scheinenden Stunden, in denen ich mich hin- und herwälzte, öffnete ich am nächsten Morgen die Augen. Die Gedanken der vergangenen Nacht ließen mich nicht los. Ganz langsam begann ich, mein Leben und mich näher zu betrachten, wie ich es nie zuvor getan hatte. Und was ich sah, gefiel mir gar nicht. Warum rannte ich ständig von einer Beziehung in die nächste, obwohl ich genau wusste, dass ich meine Freunde nicht liebte? Es war, als würde ich mit Scheuklappen durchs Leben hasten. Aber was konnte ich nicht sehen?
    Mein Vater war, was Gefühle und ihren Ausdruck betraf, immer sehr unterkühlt und zurückhaltend gewesen. Und meine Mutter sagte immer, ich sei ihm so ähnlich. Vielleicht konnte ich nicht anders. Vielleicht war ich emotional ein kalter Fisch und zu wirklich tiefen

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