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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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beigebracht.«
    »Aber wohl bloß ein bisschen. Zumindest von dem, was ich bisher gesehen habe.« Ich kicherte.
    »Nur damit du es weißt: Ich bin ein toller Koch. Ich bin halt wählerisch, wem ich das zeige.«
    »Ich hoffe, du zeigst es mir, wenn ich wiederkomme.«
    Oliver lachte und Julia verließ den Raum.
    Ich wollte sagen, sie solle doch bleiben, aber Oliver sprach weiter. »Ich zeig dir, was immer du willst, Baby. Ich ruf dich morgen Abend wieder an. Grüß Julia. Schlaf schön.«
    »Mach ich. Du auch.« Ich legte auf, nahm unsere Tassen und ging nach unten.
    Julia saß auf der Couch und starrte in den dunklen Kamin.
    Ich stellte die Tassen in die Küche und setzte mich neben Julia.
    Sie blickte weiterhin auf die Asche im Feuerplatz.
    »Ich soll dich lieb von Oliver grüßen.«
    »Danke.« Sie schaute einige Minuten gebannt zum Kamin, bevor sie mich ansah. »Ich denke, ich werde früh ins Bett gehen. Ich bin immer noch etwas mitgenommen.«
    »Oh, sicher. Aber sollten wir nicht vorher was essen?«
    »Würde es dir was ausmachen, bloß ein paar Cornflakes zu essen?«
    »Nein, das ist okay. Soll ich dir auch eine Schüssel machen?«
    »Nein, danke.« Julia schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger.«
    Ich strich über ihren Arm. »Iss wenigstens ein bisschen. Ich mach dir eine ganz kleine Portion, ja?«
    Unsere Blicke trafen sich.
    »Okay.«
    * * *
    Ich reichte Julia ihre Schüssel und nahm neben ihr Platz. »Möchtest du morgen irgendetwas Besonderes machen?«
    Julia lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. »Wir können ja etwas am Strand spazieren gehen.«
    Meine Lippen formten ein Lächeln. »Ich liebe es, aufs Meer hinauszusehen. Es beruhigt mich, und irgendwie gibt es mir inneren Frieden.«
    Julia nickte. »Mir geht es genauso. Es kann einen großen Unterschied zwischen äußerer Gelassenheit und innerer Ruhe geben. Hier«, Julia machte mit ihrer Hand eine Geste, die Haus, Strand und Meer miteinschloss, »scheint alles in mir im Einklang zu sein.«
    Ich lehnte mich zurück. »Und sonst ist das nicht so?«
    Julia runzelte die Stirn. »Was meinst du?«
    »Du wirkst meist ruhig. Aber wie sieht es in dir drin aus?«
    Julia betrachtete mich lange, ohne etwas zu sagen. Anschließend drehte sie sich mehr zu mir und verlagerte ihre Füße unter ihre Schenkel. »Anders.«
    »Und wie genau?« Julia war echt eine harte Nuss.
    »Wie sieht es denn in dir aus, Scarlett?«
    Ich seufzte. Wenn ich Julia jetzt antwortete, dann ehrlich. »Ich bin oft unsicher.« Nach einer langen Pause fügte ich hinzu: »Manchmal habe ich das Gefühl, mich selbst nicht zu kennen. Und ich stelle alles in Frage. Was ich sage, was ich tue, sogar was ich denke.« Ich hatte Julias Blick bis gerade gemieden, doch jetzt sah ich in ihre tiefblauen Augen.
    »Das klingt ziemlich anstrengend.«
    Ich nickte.
    »War das schon immer so?«
    Ich dachte darüber eine Weile nach. »Wenn es jemals anders gewesen ist, kann ich mich nicht daran erinnern.« Jetzt konnte ich auch alles sagen. »Ich habe deshalb sogar eineinhalb Jahre Therapie gemacht. Na ja, deshalb und weil ich mich nicht so gut einlassen kann.«
    »Was meinst du mit ›einlassen‹?«
    »Einlassen, also gefühlsmäßig und auch … körperlich.« Die ganze Sache war mir peinlich, aber irgendwie wollte ich mit Julia darüber reden.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich dich verstehe.«
    »Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir das ganze Thema vergessen. Es ist nicht so wichtig.«
    Julia berührte mich sanft am Arm. »Nein, bitte, erklär es mir. Ich möchte das verstehen.«
    Ich ließ den Atem langsam entweichen. »Kennst du das Gefühl, wenn nichts richtig zu sein scheint? Wenn sich alles … falsch anfühlt?«
    »Was zum Beispiel?«
    Ich schloss kurz die Augen. »Mein ganzes Leben?«
    »Und etwas spezifischer?«
    Ich überlegte eine Weile. »Mein Exfreund Matthias.«
    Julia nickte.
    »Wir waren eineinhalb Jahre zusammen.«
    Ein erneutes Nicken.
    »Nach etwa sechs Monaten ließ ich ihn das erste Mal ran, und wenn ich ehrlich bin, hätte ich auch sechs Monate länger warten können.« Besprach ich hier gerade mein Sexleben mit einer Lesbe? Wieso redete ich überhaupt so offen mit Julia? Sie war es, die offenbar Probleme mit sich hatte. Wie waren wir eigentlich bei mir gelandet?
    »Und warum?«
    Julias Frage riss mich aus den Gedanken. »Was?«
    »Warum hättest du auch noch sechs Monate warten können? Fandest du ihn nicht attraktiv?«
    Gute Frage. Matthias war ein gut aussehender Mann:

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