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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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Lächeln verblasste. »Sie hatte Krebs. Zum Schluss war sie davon innerlich ganz zerfressen.« Julia liefen Tränen die Wangen runter. »Während der Arzt Dido einschläferte, hielt ich sie in meinen Armen. Ich streichelte sie und flüsterte ihr immer wieder ins Ohr, wie sehr ich sie liebe.«
    Mein Herz brach, als ich zusah, wie Julia die Hände zu Fäusten ballte und die Augen schloss.
    Dido war für sie nicht bloß ein Haustier gewesen. Und hier, auf Sylt, waren die Erinnerungen an ihre beste Freundin am stärksten.
    Julia senkte den Kopf und schielte nach oben. »Du musst denken, ich überreagiere total. Wir sprechen hier schließlich nur von einem …« Ihre Stimme brach ab.
    Ich blieb stehen und hielt sie am Arm fest.
    Julia stoppte auch, sah mich aber nicht an.
    »Schau mich an«, sagte ich sanft.
    Zögerlich hob Julia den Kopf und unsere Blicke trafen sich.
    »Du hast Dido geliebt.« Ich streichelte Julias Arm. »Sie war für andere nur ein Hund. Aber wichtig ist doch, was sie dir bedeutet hat.«
    Julia betrachtete mich einige Momente, bevor sie mich in ihre Arme schloss. »Ich bin froh, dass du es bist, die mit mir als Erste wieder hierhin gekommen ist.«
    Wow, was sollte ich dazu sagen? »Ich bin auch froh, mit dir hier zu sein.«
    Wir ließen einander los und gingen weiter.
    Erstaunlicherweise dachte ich gar nicht viel nach. Ich genoss einfach das Hier und Jetzt. Irgendwann bekam ich einen Regentropfen ab und schaute zum dunkelgrauen Himmel hoch. »Oh ohhh.«
    Julia fiel ein Tropfen auf die Nase. Sie grinste, doch dann blickte sie mit großen Augen zum Himmel.
    Bis zum Haus war es ein weiter Weg.
    Ich bekam noch einen Tropfen ab. Danach noch einen, und ehe ich mich versah, regnete es wie aus Eimern. Ich nahm Julias Hand. »Lauf!« Ich rannte los.
    Julia hatte längere Beine, und bald merkte ich, dass ich nicht mit ihr mithalten konnte.
    Aber sie ließ meine Hand nicht los.
    Ich stolperte und fiel.
    Und mit mir Julia, da sie meine Hand nicht schnell genug losließ.
    Wir schlidderten und rollten, bis wir ineinander verschlungen liegen blieben. Wir waren voller Sand und nass bis auf die Knochen, doch wir lachten. Immer, wenn unser Lachen nachließ, sahen wir einander an und begannen von vorne.
    Bis mir etwas einfiel. »Oh Gott, dein Arm! Hast du dir wehgetan?«
    Julia blinzelte und schüttelte langsam den Kopf.
    Erstaunt bemerkte ich, dass ich keinerlei Anstalten gemacht hatte, mich von Julia zu lösen. Ich sah sie ernst an und sie mich. Ohne nachzudenken, strich ich ihr mit meinen sandigen Fingern eine nasse Haarsträhne von der Stirn.
    Ich spürte Julias warmen Atem im Gesicht. Da wir so dicht beieinanderlagen, konnte ich spüren, wie ihr Herz raste. Oder war es meines? Ach, kein Wunder, wir waren gerade gerannt. Erst jetzt fiel mir auf, dass es immer noch in Strömen regnete. Ich stand auf und streckte die Hand aus.
    Julia ergriff sie und ließ sich auf die Füße ziehen. »Ich glaube, ich war noch nie so nass.«
    Wir rannten jetzt nicht mehr. Warum auch? Wir waren eh klitschnass. Nach einer Weile erreichten wir das Haus.
    Julia hatte Probleme, die Tür aufzuschließen, weil sie so zitterte. Als es ihr endlich gelang, eilte sie zum Kamin. »Ich mach ein Feuer, damit wir uns nach unseren Duschen wärmen können.«
    »Gute Idee. Ich geh dann mal.« Mit diesen Worten verschwand ich in meinem Zimmer. Ich zog die an mir klebende, nasskalte Kleidung aus und schnappte mir trockene Sachen. Anschließend tapste ich mit den Sachen in der Hand zum Bad auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs. Ich hörte ein Geräusch und drehte mich um.
    Julia stand einige Meter entfernt und starrte mich an.
    Unsere Blicke trafen sich und sie drehte sich weg.
    Oh Gott, ich hatte ja gar nichts an! Ich presste die Kleidung an meine Brust, hastete ins Bad und verschloss die Tür. Mein Herz pochte wie verrückt. Freundin oder nicht, Julia war lesbisch. Also quasi wie ein Mann, wenn es um so etwas ging.
    Aber anders als die meisten Männer, die ich kannte, hatte sie sich sofort … na ja, fast sofort weggedreht.
    Ich lehnte mich von innen gegen die Badezimmertür. Langsam ließ ich die Klamotten sinken, die ich wie einen Schild vor mich gehalten hatte. Dabei senkte ich meinen Blick und … oh nein. Ich hatte meine Brüste bedeckt. Ja. Aber sonst nichts. Gar nichts. Ich war hier nicht allein, verdammt. Wie hatte ich bloß vergessen können, mir was anzuziehen? Ich schüttelte den Kopf. Mein Körper war eiskalt und zitterte und ich hatte

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