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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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Gefühlen gar nicht fähig.
    Ich rieb mir das Gesicht. »Gott, warum haben wir so was nie in der Therapie angesprochen?«
    Als es an der Tür klopfte, zuckte ich zusammen. »Ja?«
    Julia öffnete die Tür. »Hey, alles klar bei dir?«
    Ich zog die Decke etwas höher. »Guten Morgen. Hast du mich gehört? Äh, ich hab nur laut gedacht.«
    Julia kicherte. »Guten Morgen. Hörte sich eher wie ein Gebet an.«
    Ich schwieg.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Scarlett?«
    War ich in Ordnung? Nein. Mir war zum Heulen zumute und ich konnte nicht mal genau sagen, warum.
    Nach einem langen Moment kam Julia näher und setzte sich auf die Bettkante.
    Ich konnte einfach nicht mehr. Ohne zu überlegen, schlang ich die Arme um sie und begann, unkontrolliert zu weinen.
    Julia strich sanft über mein Haar und meinen Rücken. »Ist irgendwas passiert?«
    Ich schüttelte den Kopf und klammerte mich noch stärker an Julia, die erst mal keine weiteren Fragen mehr stellte. Keine Ahnung, wie lange ich in ihren Armen lag und weinte. Aber ich hörte erst auf, als ich keine Tränen mehr zu vergießen hatte. Ich schmiegte das Gesicht zwischen Julias Schulter und Hals und atmete tief ein. Julias Geruch beruhigte mich. Hätte uns jemand gesehen, hätte man diese Situation leicht missverstehen können. Für einen Moment versteifte ich mich bei diesem Gedanken. Aber … ach, Mist. Warum reagierte ich immer noch so? Julia war für mich da. Als Freundin. Mehr nicht.
    Ich löste mich aus der Umarmung. »Wir kennen uns erst so kurze Zeit und kamen auch nicht immer miteinander aus. Ganz abgesehen von …« Ich wollte jetzt nicht von ihrer sexuellen Orientierung anfangen. Das war gerade egal. »Ach, unwichtig. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass wir Freundinnen sind.«
    Julia lächelte und umarmte mich. »Ich auch.« Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie fragte: »Willst du mir jetzt sagen, was los ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. Was sollte ich ihr auch sagen? Dass ich vollkommen durcheinander war und Angst hatte? Angst? Wirklich? Wovor?
    Ich rieb mir mit einer Hand übers Gesicht. Wenn ich doch bloß aufhören könnte zu denken und vor allem … zu fühlen. Ablenkung war, was ich jetzt brauchte. Ja, genau. Dann würde alles wieder gut werden. Ganz sicher. »Lass uns Frühstück machen, okay?«
    Julia betrachtete mich, ohne etwas zu sagen.
    Ihr Blick machte mich nervös. Hielt sie mich jetzt für total verrückt?
    »Okay. Lass uns Frühstück machen.« Julia stand auf. »Für den Abend ist Regen angekündigt. Aber wenn du willst, können wir nachher eine Weile am Strand spazieren gehen. Ich finde das immer sehr entspannend. Und vielleicht willst du ja später doch noch sagen, was los ist.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.« Das war jetzt genug. Ich konnte und wollte nicht mehr über mich sprechen. Es gab ja eh nichts zu sagen. »Aber ich hoffe, wir sprechen diesmal auch ein bisschen über dich.«
    Julia schaute mich an, als ob sie ein Insekt verschluckt hätte. »Sicher.«
    * * *
    Dick eingepackt machten wir uns auf den Weg. Ich hakte mich bei Julia ein, und so gingen wir gemeinsam am Wasser entlang.
    »Ich liebe es hier draußen«, sagte Julia.
    Ich nickte.
    Das dunkelgraue Wasser glitzerte an einigen Stellen wie Gold, wenn Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brachen. Es waren kaum Leute unterwegs und zwischendurch fühlte es sich fast an, als ob wir die einzigen Menschen an diesem Strand, auf dieser Insel, ja auf diesem Planeten wären. Zu meinem Erstaunen ängstigte mich diese Idee gerade gar nicht. Jetzt, in diesem Augenblick war es eine schöne Vorstellung. »Julia?«
    »Mmh?«
    »Wenn du es hier so liebst, warum wolltest du dann nicht herkommen?«
    Julia seufzte. »Es sind einfach zu viele Erinnerungen hier.«
    »An … an Silke?«
    Julia schüttelte den Kopf. »An Dido.« Julia ließ ihren zittrigen Atem entweichen. »Sie war bloß ein Hund. Aber für mich war sie die beste Freundin. Ich erzählte ihr alles.«
    Ich tätschelte Julia die Schulter.
    »Wir spielten oft stundenlang. Wenn wir hier waren, war ich glücklich. Ganze Tage gingen wir am Strand spazieren.« Sie lächelte. »Im Sommer gingen wir sogar zusammen schwimmen.«
    Ich lächelte auch. Wie konnte ich auch nicht, bei dem Leuchten in Julias Augen?
    »Mehr als einmal lag ich entspannt am Strand und sonnte mich, und Dido stellte sich neben mich und schüttelte sich so stark sie konnte. Ich schimpfte, aber Dido wusste, dass ich ihr nie wirklich böse sein konnte.« Ihr

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