Zwei Seiten
Unterlippe, während sie im Türrahmen stehend ihre Füße studierte.
Ich setzte mich im Bett auf und klopfte neben mich. »Worum geht‘s?«
Nathalie nahm etwas entfernt von mir Platz und betrachtete intensiv mein in die Jahre gekommenes Justin-Timberlake-Poster. Ob sie auch dachte, dass sein nackter Oberkörper eigentlich gar nicht so interessant war?
Nathalies Blick wanderte zu mir. »Du weißt, mit Daniel und mir läuft es echt gut.«
Ich berührte Nathalies Knie. »Ja. Ich freu mich total für euch.«
Sie sah mich an und schmunzelte. »Tatsächlich läuft es sehr gut. Ich glaube, er ist derjenige, welcher.«
Wow. So was hatte ich von Nathalie bisher nicht gehört. Aber sie war auch bisher nie mit jemandem so lange zusammen gewesen.
»Wir sind zwar erst ein knappes halbes Jahr ein Paar, aber die Situation, wie sie jetzt ist … es ist uns nicht genug.«
»Was meinst du?«
»Daniels Mitbewohner sind nicht begeistert, wie oft ich bei ihm schlafe. Und es ist auch keine Lösung, dass er ständig hier bei uns rumhängt.«
Ich lächelte unsicher. »Was willst du mir sagen? Möchtet ihr zusammenziehen?«
Nathalie schaute mich nicht an, nickte aber.
Ich starrte ins Leere. »Wow, das sind mal Neuigkeiten.«
»Das … das ist nicht alles.«
Mein Blick schnappte wieder zu ihr. »Bist du schwanger?«
Ein Kichern war die erste Reaktion, gefolgt von Kopfschütteln. »Nein, wir haben uns was überlegt, also Daniel und ich.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich höre.«
»Zwischen Julia und Oliver herrscht ja immer noch Funkstille, seit du vor fast zwei Monaten mit ihm Schluss gemacht hast.«
»Ja. Und?«
»Und Julia verbringt die meiste Zeit hier, um Oliver aus dem Weg zu gehen.«
»Jaaa?«
Nathalie schluckte. »Als Daniel gestern Oliver von unseren Plänen erzählt hat, fragte der, ob er Daniels Zimmer in der WG übernehmen könnte.«
»Er möchte nicht mehr mit Julia zusammen wohnen?«
Nathalie schüttelte den Kopf.
Ich ließ mich an mein kissengepolstertes Kopfteil zurückfallen und atmete langsam aus. Alles würde sich verändern. Ich fühlte mich verloren. Wie musste sich erst Julia fühlen? »Oh Mann. Weiß Julia das schon?«
»Ungefähr in diesem Augenblick spricht Daniel mit ihr. Ich komm jetzt am besten auf den Punkt.«
»Da ist mehr?«
»Kann man sagen. Also: Oliver zieht in Daniels Zimmer, und Daniel und ich wollen zusammen sein.« Nathalie zögerte. »Wir haben uns überlegt, wo ja jetzt ein Zimmer bei Julia frei ist … vielleicht möchtest du ja ihre neue Mitbewohnerin werden. Daniel und ich würden dann hier zusammen wohnen.«
»Das ist ja mal ein Hammer.« Ich dachte nicht, dass sie mich loswerden wollte, aber ich fühlte mich bei der ganzen Sache trotzdem nicht wohl.
»Du und Julia, ihr versteht euch doch so gut und verbringt viel Zeit miteinander. Da würde es doch perfekt passen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist keine gute Idee, Nathalie.«
»Was spricht denn dagegen? Alle würden kriegen, was sie wollen. Oder nicht?«
»Ihr habt das ja fein geplant, aber …«
»Aber was?«
»Ich weiß nicht, ob ich …«
»Ob du was?«
»Das Thema kam jetzt seit Monaten eigentlich nicht mehr auf, aber … Julia steht auf Frauen.«
»Ich dachte, du kommst mittlerweile damit klar.«
»Ja, schon.« Ich rieb mir den Nacken. »Aber stell dir mal vor, sie bringt irgendwann jemanden mit nach Hause.«
»Was dann?«
»Ich weiß nicht, ob ich damit klarkäme.«
Nathalie rollte mit den Augen. »Bist du schon wieder auf dem Trip, dass lesbisch sein und es ausleben zwei unterschiedliche Sachen sind?«
»Darum geht es doch gar nicht.« Oder doch?
»Sondern?«
»Wie sollte ich mich in dem Fall verhalten?«
»Sag ›hallo‹ zu dem Mädel, das sie mitbringt, und lächel. Was machst du denn mit Daniel?«
»Das ist was vollkommen Anderes und das weißt du auch.«
»Scarlett, ich dachte wirklich, du wärst mittlerweile so weit, zu sehen, dass es eben nichts Anderes ist.«
Julias Sexualität war in den vergangenen Monaten kein Thema gewesen, weil sie keine Frauen traf. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie jemanden kennenlernen würde. Auch wenn Julia nicht auf der Suche war. Irgendjemand würde sie früher oder später finden.
»Soll ich so tun, als ob es mich nicht stört, und wenn es passiert und ich damit nicht klarkomme, wieder ausziehen?« Ich schüttelte den Kopf. »So kann das nicht funktionieren.«
Nathalie seufzte. »Sprich mit ihr darüber.«
»Mit
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