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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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Ich sitze an der Theke am Eingang und trinke ‘ne Apfelschorle. Möchtest du auch was?« Julias Stimme zitterte.
    Gott, was für ein Desaster.
    Einen doppelten Schnaps? »Ich nehm dasselbe«, war alles, was ich sagen konnte.
    Sie nickte und verließ hastig den Raum.
    Verdammt. Wieso konnte ich mich in Julias Gegenwart nicht normal verhalten? »Weil sie nicht normal ist«, schrie ein Teil von mir und ein anderer Teil ärgerte sich über diesen Gedanken. Lesbisch oder nicht, es ging hier um Julia. Sie war meine Freundin. Und es war ja nun wirklich nicht ihr Fehler, dass ich sie angestarrt hatte. Andererseits hätte sie ja auch das Badetuch sicherer um sich wickeln können.
    Wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit, war ich vollkommen durcheinander und beschloss, das Denken bis auf Weiteres einzustellen.
    * * *
    »Wie war‘s im Fitnessstudio?«
    Ich wich Nathalies Blick aus.
    »Sag‘s nicht. Du fühlst dich wie der totale Verlierer, weil du so was von nicht fit bist. Stimmt‘s?«
    Ich nickte wortlos.
    Nathalie trat auf mich zu und tätschelte mir die Schulter. »Mach dir nichts draus. Ich hab mal ein Probetraining mitgemacht, letztes Jahr. Da haben sie einen Fitnesstest gemacht und ich war so peinlich berührt, wie schlecht ich war, dass ich da nie wieder aufgetaucht bin.« Nathalie ließ sich mit einem lauten Plumps auf die Couch im Wohnzimmer fallen und klopfte neben sich.
    Ich setzte mich.
    »Wie geht‘s Julia?«, fragte Nathalie.
    »Nicht gut.« Ich seufzte. »Nach der Sache in der Umkleide wurde sie ziemlich ernst. Die ganze Heimfahrt über war sie sehr nervös. Sie und Oliver waren sich so nah. Ich versteh ihn nicht. Er tut Julia so weh mit seinem Verhalten. Und das für nichts und wieder nichts.«
    »Was für eine Sache in der Umkleide?«
    Ups. »Äh, ja …« Konnte ich nicht einfach im Boden versinken?
    Nathalie richtete sich auf und beugte sich zu mir.
    »Nichts eigentlich«, murmelte ich.
    »Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.«
    Ich stupste sie in die Seite.
    Nathalie grinste.
    »Um die ganze Sache zusammenzufassen: Julia und ich haben nach dem Training geduscht.«
    Nathalie hob eine Augenbraue.
    »Nacheinander.«
    »Okay. Und?«
    »Und dann kam sie aus der Dusche, und ich hab sie nackt gesehen.«
    »Und?«
    Oh, verdammt. Ich glaube, ich wurde schon wieder rot. »Und ich … ich konnte nicht weggucken.«
    Nathalies Hand war binnen einer Sekunde vor ihrem Mund. Ihr Kichern versteckte das jedoch nicht.
    »Das ist nicht witzig«, grummelte ich. »Du solltest sie mal ohne Klamotten sehen.«
    Nathalie wackelte mit den Augenbrauen. »Und was genau würde ich da sehen?«
    Ich gestikulierte wild in der Gegend herum. »Es ist kein Gramm Fett zu viel an ihrem Körper. Wirklich kein Gramm. Ich meine, sie sieht nicht aus wie eine Bodybuilderin oder so, aber man erkennt deutlich, dass sie regelmäßig trainiert. Und Gott, es sieht unglaublich aus. Als ich sie damals in diesem Karnevalskostüm sah, dachte ich ja schon, sie hat einen tollen Körper, aber ohne Klamotten … Julias Körper ist perfekt.«
    Nathalie pfiff. »Wieso konnte ich auf meinem Lesbentrip nicht das Glück haben, mit ihr zu schlafen, anstatt mit …? Ach, egal.«
    Ich haute Nathalie spielerisch auf den Arm. »Lass die Scherze. Die Situation war echt unangenehm. Ich starrte sie an und am Ende waren wir beide verlegen.«
    »Da hätte ich ja gern Mäuschen gespielt.«
    Ich verschränkte die Arme und warf Nathalie einen bösen Blick zu. »Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?«
    Nathalie hob die Arme. »Du gönnst mir auch gar nichts.« Nach einer Pause sagte sie: »Ich habe mit Daniel über die ganze Situation gesprochen. Er macht sich auch ziemlich Sorgen wegen Julia und Oliver. Laut ihm haben sich die beiden vorher nie ernsthaft gestritten. Daniel hat versucht, mit Oliver darüber zu sprechen, aber der hat abgeblockt. Er ist von dieser fixen Idee, dass du und Julia was miteinander habt, nicht abzubringen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wünschte so sehr, ich könnte etwas tun. Es ist furchtbar, Julia so traurig zu sehen.«
    Nathalie legte den Arm um meine Schulter. »Gib den beiden etwas Zeit. Das wird sich alles wieder einrenken.«
    * * *
    Auch zwei Monate später konnte von »eingerenkt« keine Rede sein.
    Und nun kam auch noch Nathalie mit ernstem Gesichtsausdruck auf mich zu. »Scarlett, kann ich mal mit dir reden?«
    Ich schaute von meinem John Grisham auf und legte das Buch zur Seite.
    Nathalie kaute auf ihrer

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