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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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reden.« Er riss sich von Daniel los und stürmte aus dem Zimmer.
    Jennifer verließ ebenfalls den Raum, ging aber in eine andere Richtung als Oliver. Ich konnte es ihr nicht verdenken.
    Daniel folgte Oliver.
    Nathalie hingegen stand da wie zur Salzsäule erstarrt. »Wir konnten ihn nicht zurückhalten«, murmelte sie nach einer Weile. »Ihr seid nicht zum Frühstück erschienen. Da ist er aufgesprungen und hierhin gehetzt. Bevor wir wussten, was los war, stand er schon in deinem Zimmer.«
    Ich richtete mich auf. »Nathalie, es ist nicht dein Fehler.« Ich rutschte ein bisschen weiter von Julia weg, die vollkommen blass im Gesicht war. »Aber es ist nicht, wonach es aussieht, ich h…«
    Nathalie hob abwehrend die Hand. »Du … ihr müsst mir nichts erklären. Ob zwischen euch etwas ist oder nicht, spielt keine Rolle. So oder so hat Oliver nicht das Recht, hier einfach reinzuplatzen.«
    Mir war zum Heulen zumute. »Aber zwischen uns ist wirklich n…«
    Wieder fiel mir Nathalie ins Wort. »Scarlett, es ist mir egal. Wie oft soll ich das noch sagen?« Sie holte tief Luft. »Tut euch beiden einen Gefallen und bleibt jetzt erst mal hier drin. Daniel versucht, Oliver zu beruhigen. Vielleicht schafft er es ja sogar, dass er und Jennifer irgendwo anders übernachten.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Obwohl, wenn ich Jennifer wäre, würde ich mit Oliver nirgends mehr übernachten wollen. So viel ist sicher.« Mit diesen Worten stapfte Nathalie aus dem Zimmer.
    Ich ließ mich ins Kissen zurückfallen und für einige Minuten herrschte vollkommene Stille. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Julias starren Blick ins Leere. »Es tut mir so unendlich leid.«
    Julia blinzelte ein paar Mal und sah mich mit verlorenem Gesichtsausdruck an. »Ich versteh das alles nicht«, sagte sie leise. Und dann: »Bitte halt mich.«
    Ohne zu zögern, presste ich sie so eng an mich, wie ich konnte.
    Immer stärker klammerte Julia sich an mir fest, als ob ihr Leben davon abhinge. Schließlich begann sie zu weinen.
    Ich weiß nicht, wie lange wir eng umschlungen in meinem Bett lagen, aber irgendwann ließ Julias Weinen nach, und bald darauf wurde ihre Atmung tief und regelmäßig. Ich küsste Julias nasse Wange und machte es mir an ihrer Schulter bequem. Meine Augen fielen zu, aber ich war unfähig zu schlafen. Immer wieder tauchte vor meinem inneren Auge Oliver auf, wie er uns hasserfüllt angaffte. Was wohl als Nächstes passieren würde?

Kapitel 17
    Julia hakte sich bei Daniel ein, während Nathalie und ich die Schuhe auszogen und mit den Füßen im Wasser liefen.
    »Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es bei deiner Mutter gelaufen ist«, sagte Nathalie nach einer Weile.
    »Ganz gut, schätze ich. Nur zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass …«
    Nathalie sah auf. »Dass was?«
    »Ich hatte zwischendurch das Gefühl, sie würde auch denken, ich und Julia …« Frustriert ließ ich meinen Atem entweichen. »Warum denken bloß alle, wir wären mehr als nur Freundinnen? Ist es, weil Julia lesbisch ist?«
    Nathalie grinste. »Glaub ich nicht.«
    Ich runzelte die Stirn. »Nicht? Was ist es dann?« Das ergab keinen Sinn.
    Nathalie wirbelte mit einem Fuß etwas Sand im Wasser auf. »Es ist zum Beispiel die Art, wie du und Julia einander anseht«, sagte sie zögerlich. »Und wie ihr miteinander umgeht.«
    »Was meinst du?« Ich blieb stehen. »Wie sehen wir einander an? Und wie gehen wir miteinander um?«
    »Wo soll ich da anfangen?« Nathalie betrachtete ihre Füße und schaute anschließend wieder zu mir. »Ihr habt beide so ein Leuchten in den Augen, wenn ihr einander anseht. Wenn du von Julia sprichst, hellt sich dein ganzes Gesicht auf.«
    Ich öffnete den Mund, um zu sagen, dass ich in den vergangenen Monaten, wie immer in den Sommermonaten, Allergien hatte und meine Augen deshalb ständig glasig oder glänzend waren. Von einem Leuchten konnte keine Rede sein. Und natürlich hellte sich mein Gesicht auf, wenn ich von ihr sprach. Sie war meine beste Freundin. Bei Nathalie ging es mir doch sicher nicht anders.
    Doch Nathalie hob die Hand. »Dann ist da die Sache mit der Nähe. Ihr haltet oft Händchen oder lehnt euch aneinander an. Und manchmal beendet die eine sogar den Satz der anderen.«
    Hatte sie recht? Keine Ahnung, was unsere Blicke betraf. Wir sahen einander an wie jeder andere auch. Und ja, manchmal ergriff ich kurz Julias Hand oder sie meine. Aber Händchenhalten war das nun wirklich nicht. Und wenn eine von uns den Kopf auf

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