Zwei sind eine zu viel
war. Alle Frauen starrten sie an. Oder Simon, das war nicht zu unterscheiden.
Na toll.
Sie würde aufhören, Sport zu treiben. Es brachte eh nichts. Das demüt i gende Gefühl, sich ständig zu blamieren, ließ sich heute wieder nicht abschü t teln. Sie war eben nicht dafür gemacht.
Leises Getuschel setzte ein und Joe trat neben sie, um ihr ein Handtuch zu reichen. „Bitte schön, es ist sauber.“
Emma griff danach und hielt es vor ihre Brust. „Danke.“
Simon, der erst jetzt von Joe Notiz nahm, nickte ihm dankbar zu. Es gab nichts mehr zu sagen, also warf er noch einen letzten seh n süchtigen Blick auf sie und ging.
„ Puh!“ Emma ließ die angehaltene Luft entweichen und rückte Joes Han d tuch weiter vor ihre Brust.
Der Catwalk zur Umkleidekabine war lang. Sie musste an der gesamten Trainingsfläche vorbei. Wie sollte sie das nur schaffen, ohne dass sie sich we i ter zur heutigen Attraktion machte? Joe war ein netter Typ, und dass er ihr sein Handtuch geliehen hatte, war ein feiner Zug. Aber jetzt wollte sie keine Gesellschaft.
„ Hey, alles klar bei dir?“ Er klang mitfühlend. „Ich könnte dir beim Tr o ckenlegen helfen.“
Sie schenkte ihm einen vernichtenden Blick.
„ Ey, ich hab schon verstanden. Ich bin zu jung, um dir den nassen BH au s zuziehen.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Das habe ich heute schon mal irgendwo gehört.“ Er grinste. „Ihr Frauen wisst gar nicht, was ihr bei uns jungen Prachtburschen alles verpasst.“
Sie sah ihn gespielt mitfühlend an. „Joe, du bist mehr Mann, als ich verkra f ten kann. Ehrlich.“
Erfreut über das Kompliment, was keines war, lief er neben ihr her und e s kortierte sie zur Umkleidekabine. „Warum schämst du dich? Einige dieser lästernden Frauen wären sicher s tolz, so viel Holz vor der Hütte zu haben, Schätzchen.“ Er legte ihr freundschaftlich den Arm auf die Schulter. „Kannst du mir glauben. Und der feine Pinkel hat dich nicht verdient. Du bist ein e Klasse für sich.“ Er drückte sie an sich .
S ie fühlte sich gut und sah ihn dankbar an. Vielleicht war er doch nicht so ein unmöglicher Macho. Oder er war der netteste, den sie je kennengelernt hatte.
„ Joe, würdest du mir morgen noch mal zeigen, wie ich das Laufband anste l le?“, fragte sie, wieder besserer Laune.
Er sah sie gespielt unterwürfig an. „Ich liege dir zu Füßen. Ich lebe nur, um dir zu dienen. Du kannst frei über mich verfügen, Prinzessin.“ Er räusperte sich umständlich. „Was kann ich alles für dich tun?“
Jetzt musste sie lachen. Sie sah Joe fasziniert an. Dass er nicht vor ihr auf den Knien lag, war alles. Himmel, er war ja noch so jung. Und so gelehrig.
„ Nur das Laufband. Ja?“
Sie konnte schon wieder ein zufriedenes Gesicht machen, als sie die Kab i nentür zur Damenumkleide öffnete.
„ Mit einem Lächeln im Gesicht gefällst du mir viel besser.“ Er zog sie leicht an den Haaren, bevor sie durch die Tür verschwand. Nur um kurze Zeit später die Tür der Umkleidekabine vor die Stirn geknallt zu bekommen.
Fünf
Das erneute Klingeln des Weckers erzeugte bei Emma umgehend das B e dürfnis, jemanden zu enthaupten. Es war nur keiner da und wäre außerdem eine ziemliche Schweinerei. Sie lag allein im Bett und es war noch früh am Morgen.
Sie musste heute besonders zeitig zur Arbeit, sie sollte ihr Praktikum anfa n gen, um drei Monate für die Rodenheimer Verlagsgruppe zu arbeiten. Sie sah auf den Wecker. Sechs Uhr zweiundzwanzig. Eigentlich wollte sie um sechs Uhr aufstehen, aber sie hatte schon zweimal die Schlummertaste gedrückt. So langsam musste sie wohl oder übel ans Aufstehen denken, wenn sie pünktlich erscheinen wollte. Einen Vorteil hatte das frühe Aufstehen. Sie hatte auch früher Feierabend. Heute würde sie schon um vier Uhr Schluss machen kö n nen.
Der Bus hielt direkt vor dem Redaktionsgebäude, was praktisch war, denn sie besaß kein Auto. Durch diese missliche Lage war sie stets auf eine gute Ve r kehrsanbindung angewiesen. In Vorfreude auf den Tag stieg sie aus dem Bus und sah auf das moderne Verlagsgebäude. Es war groß, grau und nicht b e sonders hübsch. Hoffentlich würde sie sich da wohlfühlen.
Sie betrat das Gebäude und blieb in der Eingangshalle stehen. Die Decke war hoch und alles wirkte im Innenbereich viel größer, als es von außen au s sah. Viel nackter Beton. Neonlicht spiegelte sich überall in Glas und Chrom.
Langsam trat sie vor die Informationstafel, die ihr sagte, in
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