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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Busch
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welcher Etage sich welche Abteilung befand. Sie hätte nicht gedacht, dass der Gebäud e komplex so groß sein würde. Leicht nervös zog sie den Brief, den sie zusa m mengefaltet in der Tasche trug , heraus und las noch einmal. Martina Hoc h wein-Tungelhagen, 4. Etage, Personalbüro.
    Sie sah sich um, fand das Schild Richtung Treppenhaus und ging zu den Aufzügen. Sie besuchte ein Fitnessstudio, da durfte sie sich im Alltag ruhig den Fahrstuhl gönnen. Schließlich wollte sie nicht nach einem Sauerstoffzelt verlangen müssen, wenn sie oben angekommen war.
     
    Martina Hochwein-Tungelhagen war eine hochgeschlossen elegant gekleidete Frau in den Mittvierzigern. Sie trug ein bisschen zu viel Schminke und ihre Haare waren streng zu einem Knoten nach hinten gesteckt. Das strikte und sehr gepflegte Aussehen von Frau Hochwein-Tungelhagen veranlasste E m ma, an sich hinunterzuschauen. Was hatte sie eigentlich heute angezogen? Bei Saalmann gab es so etwas wie eine Kleiderordnung nicht. Sie trug selten so elegante Sachen wie Lucy. Und High Heels fand sie unbequem. Sie war der durchschnittliche Typ, das wusste sie. Die Durchschnittsfrau mit Durc h schnittsgröße, Durchschnittsoberweite und ein etwas mehr als durchschnittl i ches Gewicht. Aber es machte ihr Spaß, sich gut zu kleiden und sich stets etwas Neues auszudenken. Ihre Jacken waren entweder extrem lang oder ex t rem kurz. Die Oberteile waren oft asymmetrisch geschnitten und sie liebte es, im Winter mit kurzer Hose, Overknees und langen Stiefeln, die ihr bis über die Knie gingen, herumzulaufen. Nicht selten trug sie dann zwei verschiede n farbige Overknees. Lucy betrachtete Emmas Look fast immer von oben he r ab und zog ihre eigenen Vergleiche. Pippi Langstrumpf war ihr letzter gew e sen. Emma sah auf ihre Schuhe, was hatte sie sich heute Morgen nur gedacht? Sie trug ihre wadenhohen Chucks, die sie oben umgeschlagen und anschli e ßend mit einer Menge Ansteckbuttons versehen hatte. Die Buttons machten bei jedem Schritt ein klapperndes Geräusch. Es waren bequeme Schuhe, wenn man den ganzen Tag auf den Beinen war und Bücher schleppen mus s te. Aber für heute hätte sie besser eine andere Wahl getroffen, das sah sie im strengen Blick von Frau Hochwein-Tungelhagen.
    Auf jeden Fall hatte sie heute Morgen zwei gleiche Socken erwischt. Das war doch schon mal was.
    Frau Hochwein-Tungelhagen schob ihre Brille hoch und kniff die Augen angestrengt zusammen.
    Emma stellte sich etwas aufrechter.
    Frau Hochwein-Tungelhagen betrachtete den zusammengefalteten Brief der Rodenheimer Verlagsgruppe, den Emma in der Hand hielt. Der Brief war schon oft gefaltet und zerknittert. Sie hatte sich damals so gefreut, dass sie ihn immer wieder gelesen hatte.
    Die Personalchefin nahm ihr den Brief ab und legte ihn auf den Schrei b tisch. Er sah völlig fehl am Platz aus neben all den glatten und sehr sorgfältig geordneten Papieren.
    „ Setzen Sie sich doch.“ Frau Hochwein-Tungelhagen zeigte auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. „Sie fangen also heute bei uns an.“
    Emma wusste nicht, ob sie diese Feststellung als Frage auffassen sollte. E i lig setzte sie sich und schob ihre Füße unter den Stuhl.
    „ Jede Abteilung wird mir einen Bericht über Ihre Leistungen zukommen lassen. Am Ende des Praktikums erhalten Sie ein Arbeitszeugnis mit der B e wertung Ihrer redaktionellen Fähigkeiten.“ Sie warf wieder einen strengen Blick über die Brille. „Nur damit das von vornherein klar ist und wir uns ric h tig verstehen, dies ist ein Vollzeitpraktikum mit einer Vierzigstundenwoche.“ Sie räusperte sich umständlich. „Natürlich bekommen Sie eine Aufwandsen t schädigung von uns. Die wird an der Qualität ihrer Arbeit bemessen sein. Also strengen Sie sich ruhig ein wenig an.“
    Emma schluckte. Diese Frau war Angst einflößend. Sie redete schon wieder weiter, ohne dass sie etwas gesagt hatte.
    „ Die ständige Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter ist die Basis für Eng a gement und Erfolg in einem jungen und professionellen Team. Als das sehen wir uns nämlich hier bei der Rodenheimer Verlagsgruppe.“
    Sie sah die Frau in ihrem streng geschnittenen Kostüm und der mittelalte r lichen Frisur an und lächelte bei den Worten jung und Team. Frau Hoc h wein-Tungelhagen wirkte weder jung noch teamfähig.
    „ Haben Sie bereits irgendwelche Medienerfahrung?“
    Frau Hochwein-Tungelhagen schob ihre Brille zurück auf die Nase und sah sie direkt und auffordernd an. Sie wollte eine Antwort. Sie

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