Zwei sind eine zu viel
nicht geöffnet.
Wo konnte sie sein? Er hoffte nicht, dass Emma jetzt vor seiner Wo h nungstür stand. Das wollte er wirklich nicht hoffen. Das wäre die passende Filmszene für so einen stressigen Tag. Er machte sich eine gedankliche Notiz, dass sie morgen einen Schlüssel zu seiner Wohnung bekommen würde. Dann konnte sie dort nackt und verführerisch auf ihn warten.
Himmel, er konnte nicht mehr klar denken. Wo steckte sie? Und warum ging sie nicht an ihr Handy?
Erschöpft lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Haustür und dachte nach. Das Vordach, unter dem er stand, schützte ihn nur gering vor dem R e gen, der schon den ganzen Tag herunterkam. Wo war Emma?
Eigentlich fiel ihm nur ein Ort ein, wo sie sein konnte, wenn sie nicht bei ihm oder in ihrer Wohnung war. Bestimmt hatte sie sich gelangweilt und war jetzt beim Training. Seine Gedanken überschlugen sich. Sicher hatte Joe sich bereit erklärt, sie gut zu unterhalten. Er merkte, wie ein frustrierendes Gefühl sich in seiner Magengegend ausbreitete. Den ganzen Tag hatte er sie nicht gesehen und nun verzehrte er sich nach ihr. Verdammt. Und sie trainierte mit dem Grünschnabel.
Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte zum x-ten Mal ihre Nu m mer. Er machte sich keine großen Hoffnungen, sie zu erreichen. Wenn sie auf der Trainingsfläche war, hatte sie ihr Handy ausgeschaltet. Es tutete nur ei n mal , bevor die Mailbox ranging. Er legte auf. Er wollte ihr keine Nachricht hinterlassen. Er wollte sie endlich in den Arm nehmen. Gereizt steckte er das Handy in seine Lederjacke und ging zum Auto.
Er würde ihr zur Strafe die Luft wegküssen, wenn er sie fand.
*
Bei Sportstrainers war die Hölle los, als Simon mit schnellen Schritten durch die Tür schoss. Suchend ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen.
Lucy erblickte Simon sofort und kam ihm entgegen. Er hatte sie nicht g e sehen, also tippte sie ihm von hinten auf die Schulter und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„ Puh, ich bin so froh, dass du da bist. Ich hatte vielleicht einen stressigen Tag. Ich bin eben erst aus Frankreich zurück.“
Überrascht drehte er sich zu ihr um. Er war ein ganzes Stück größer als sie und so stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen unscheinbaren Kuss auf den Mund.
Er erstarrte.
Der Kuss war schneller vorbei, als sie blinzeln konnte, aber es reichte, um ihn zutiefst in Erstaunen zu versetzen. Sie blickte ihm verwundert ins G e sicht. Er schob sie von sich weg. Anscheinend hatte sie etwas falsch versta n den.
*
Simon hatte angenommen, dass zwischen ihnen alles klar war. Dass das mit ihnen nichts geben würde. Er hatte Lucy nicht ermutigt, sich Hoffnungen zu machen. Das hatte er jedenfalls angenommen. Er hatte sie nicht mal anger u fen. Streng genommen hatte er seit zehn Tagen keinen Kontakt zu ihr gehabt. Da musste Lucy doch annehmen, dass eine Beziehung mit ihm nicht infrage kam. Sie war nicht unsensibel. Auch sie musste gemerkt haben, dass die Chemie nicht stimmte. Verdammt! Der Fehler hätte ihm nicht passieren dü r fen. Er hätte sofort klare Verhältnisse schaffen müssen, nachdem er sich Emma geangelt hatte. Wo war Emma?
Er musste unbedingt mit ihr reden. Er musste sie finden. In seinem Magen entstand ein unangenehmes Gefühl, das er ignorierte.
Lucy sah ihn ungewöhnlich lang und misstrauisch an. „Was hast du? Hab ich etwas fasch gemacht?“
Er würde ihr später alles erklären, aber jetzt musste er Emma finden. Erst , wenn er sie gefunden hatte , konnte er wieder klar denken. Sie war sein Anker, sein Glück. „Hast du Emma gesehen?“ Er blickte über ihre Schulter zur Trainingsfläche , in der Hoffnung sie zu entdecken. Dabei trat er von einem Bein aufs andere.
„ Ja, hab ich.“ Lucy hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah ve r ständnislos drein.
„ Wo ist sie?“ In einer übertriebenen Geste packte er sie an den Schultern.
Lucy schüttelte den Kopf. „Was ist nur los mit dir? Sie ist bei Joe, auf dem Laufband.“
Er drehte sich um. Emma stand bei Joe. Der hielt sie freundschaftlich im Arm.
*
Emma wollte nur weg, nein, sie musste weg. Sie hatte gesehen, wie Lucy S i mon umarmt und geküsst hatte. Wie konnte er nur eine Beziehung mit ihr führen und gleichzeitig Lucy küssen?
Warum hatte ihr Lucy davon nichts erzählt?
Sie hätte versucht, zu widerstehen, wenn sie davon gewusst hätte. Sie war sich nicht sicher, ob es geklappt hätte, aber sie hätte es zumindest versucht.
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