Zwei sind eine zu viel
vorbeiführen. Sie könnte zwar noch warten und sich in der Damenumkleide versteckt halten, aber das würde die Konfrontation nur unnötig hinauszögern. Sie traute Simon in dieser A n gelegenheit ein gewisses Maß an Sitzfleisch zu. Er würde nicht so leicht au f geben. Schließlich war er es gewohnt, zu bekommen, was er wollte. Das hatte er mehrfach bewiesen. Sie musste unfreiwillig lächeln. Irgendwie mochte sie diesen Mistkerl immer noch, auch wenn er ihr so übel mitgespielt hatte. Ihr Herz verhielt sich nicht vernünftig. Es hatte einen Knacks bekommen und sie konnte nichts daran machen. Es hörte nicht auf das, was ihr Verstand sagte.
„ Frau Jakobsen, gut , dass ich Sie treffe. Dann brauche ich Ihnen den Brief nicht mit der Post zu schicken.“
Die Chefin von Sportstrainers kam aus dem angrenzenden Büro. Sie kannte sie nur flüchtig. Sie lächelte aufgesetzt, als sie Emma den Umschlag reichte.
„ Ich muss Sie loben, Frau Jakobsen, was Sie aus sich gemacht haben in den letzten Wochen – ganz hervorragend. Sie sehen toll aus. Machen Sie nur we i ter so.“ Die Frau mit dem geschäftstüchtigen Grinsen lächelte und ve r schwand in ihrem Büro.
Sie sah auf den Briefumschlag in ihrer Hand. Sie zuckte mit den Schultern und steckte ihn ungelesen in ihre Jackentasche. Sie hatte andere Sorgen.
„ Du siehst aus, als suchst du einen unterirdischen Geheimgang , der dich ins Freie bringt.“
Joe stand gegenüber der Herrenumkleide. Bei seinen Worten zuckte sie e r schreckt zusammen. Vor ihm konnte sie nichts verbergen.
„ Joe!“
Er kam auf sie zu. Legte seine Hände an ihre Oberarme und rieb sie, so als wenn ihr kalt wäre. „Ist bei dir alles klar? Ist ein echter Scheißtag heute, was?“
Oh, mein Gott! Ihr schossen bei Joes liebevoller Berührung wieder die Tränen in die Augen. Dieser Tag fiel wirklich in die Kategorie echter Schei ß tag.
Er nickte mit dem Kopf in Richtung Lucy und Simon, ließ ihre Arme dabei aber nicht los. „Du möchtest da nicht vorbeigehen, stimmt’s?“
„ Stimmt.“ Sie lehnte sich erschöpft an ihn. Es tat so gut, gehalten zu we r den.
„ Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte Joe aufrichtig und sein Mitg e fühl hüllte sie ein wie ein Kokon.
„ Würdest du das machen?“
„ Lass mich nur die Autoschlüssel holen und dann schleichen wir zum Hi n terausgang raus.“ Bei den Worten Hinterausgang und schleichen lächelte er ve r schmitzt. Für Joe war das ein Abenteuer.
Sie wartete nur einen Moment, dann war Joe mit Jacke und Autoschlüssel zurück. „Lass uns verschwinden.“
„ Woher weißt du, dass es einen Hinterausgang gibt?“
„ Süße, einen Notausgang gibt es immer. Er ist immer offen, nur nach G e schäftsschluss ist er alarmgesichert.“
„ Ich wusste gar nicht, dass du ein Auto hast“, sagte sie überrascht.
„ Hab ich auch nicht. Zumindest kein eigenes.“
Sie zog die Stirn in Falten und sah ihn an.
„ Ich fahre neben dem Studium Taxi , und wenn der Wagen nicht gebraucht wird, kann ich ihn mir ausleihen.“
„ Taxi?“
„ Ist das so ungewöhnlich? Ich bin Student.“
Die Anspannung wich aus ihrem Körper. „Nein, eigentlich nicht. Ich kann mir dich gut als Taxifahrer vorstellen. Du bekommst bestimmt viel Trin k geld.“
Joe grinste. „Ich sehe halt gut aus. Da zahlen die Leute gern.“ Sie hatten das Taxi erreicht und er öffnete ihr galant die Beifahrertür. „Wo darf ich Sie hi n bringen, schöne Frau?“
Er war charmant. Sie konnte sich ihn gut als sexy Chauffeur vorstellen. Sie stieg ein und stellte entsetzt fest, dass sie nicht wusste, wo sie hin wollte. Er sah sie geduldig vom Fahrersitz aus an und wartete. Sie wollte auf keinen Fall Simon oder Lucy über den Weg laufen. Später würde sie mit beiden alles kl ä ren müssen, aber im Moment wollte sie nur ausruhen. Ihr Kopf war überfüllt mit Gedanken und Emotionen , die sie erst mal sortieren musste. Sie wollte allein sein und sah Joe unentschlossen an. „Ich weiß nicht.“
Kurz entschlossen fuhr er einfach los. Sie akzeptierte, dass er den Weg b e stimmte. Irgendwann hielt er vor einem Gebäude mitten in der Innenstadt, parkte, stieg aus und öffnete ihr die Autotür.
„ Wo sind wir?“
Sie sah sich um. Die Gegend war ihr unbekannt.
„ Bei mir.“
Er schob sie zu r Haustür, ehe sie protestieren konnte. „Hier wird dich ke i ner suchen. Bis morgen hast du Schonfrist.“
Ihr wurde ganz warm ums Herz. Sie blieb stehen und sah Joe an.
„ Wenn du willst,
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