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Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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vor Tonis Frühlingsparty, und das war vor ungefähr vier Monaten. Dann musste ich meine Gefühle für ihn für vier Monate wegsperren und dann habe ich sie wieder freigelassen. Vor zwei Wochen, um genau zu sein.
    »Wir waren vorletzten Sonntag zusammen in der Kletterhalle. War reiner Zufall. Ich wollt mir das eigentlich nur mal anschauen und Ollis Kumpel hatte Olli versetzt, und dan n …«
    »… hat sich Herr Rothmaler als großer Lehrmeister im Klettern angeboten und beim Anblick seines durchtrainierten Oberkörpers ist Isa schwach geworden?«
    »Toni!«
    »Was?«
    »Darum geht’s doch gar nicht!«
    »Worum geht’s denn?«
    »Ich liebe ihn.«
    Toni schlägt sich auf die Stirn, schüttelt ihre blonden Locken und seufzt. In diesem Moment fühle ich mich wie ein Vollidiot. »Er war heut Nacht wieder bei ihr«, füge ich leise hinzu und habe sehr große Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
    »Und dann glaubst du, dass Olli es ernst mit dir meint?«, fragt Toni unüberhörbar empört.
    Statt auf ihre Frage zu antworten, zeige ich Toni all die liebevollen SMS, die mein Handy seit den letzten vierzehn Tagen für mich aufbewahrt hat.
    »Er nennt dich Prinzessin?«
    Tonis versteinerte Miene ist inzwischen einem anderen Gesichtsausdruck gewichen. Einer Mischung aus Neugier, Faszination und herzlichem Beileid.
    Ich erzähle ihr von unserem Nachmittag in der Kletterhalle, der so lustig begonnen hatte und der mit diesem seltsamen Blickwechsel, dem Austausch zweier Handynummern und einer neuen Verabredung zum Klettern zu Ende gegangen war. Ich hatte genau gespürt, dass Olli mich zum Abschied anders angesehen hatte als die vielen Male zuvor, die wir gemeinsam mit Marie unterwegs gewesen waren. Er hatte mich nicht angesehen wie ein Junge die Freundin seiner Freundin ansieht. Er sah mich an wie ein Junge, der ein Mädchen ansieht.
    Ich war Marie gegenüber immer aufrichtig gewesen. Aber dieser Nachmittag und die Tatsache, dass ich fest entschlossen war, Marie unsere Verabredung zu verschweigen, machten mir zweierlei Dinge bewusst: dass sich meine Freundschaft zu Marie verändert haben musste. Und dass ich immer noch in Olli verliebt war.
    »Du warst doch damals schon in ihn verknallt, stimmt’s?«, fragt Toni, als könne sie meine Gedanken lesen, während sie schmunzelnd weiter Ollis SMS durchklickt.
    Ich fühle mich ertappt, erspare mir eine Ausrede und nicke bloß. Es war der Abend kurz vor ihrer Frühlingsparty gewesen, an dem ich Olli zum ersten Mal begegnet war.
    Toni, Johannes, Olli und ich waren zusammen im Flowers gewesen und Olli und ich hatten uns auf Anhieb verstanden.
    Ich fand es total süß, dass er mich irgendwann mit Verbeugung und Handkuss zum Tanzen aufforderte, als ich etwas verloren in der Gegend herumstand, nachdem Johannes und Toni in der Menge untergetaucht waren. Und ich war ziemlich überrascht gewesen, was für ein guter Tänzer Olli war. Jungs und Rhythmusgefühl, das waren für mich bis zu dieser Nacht immer zwei einander ausschließende Phänomene gewesen: Entweder wollten die Jungs, mit denen ich verabredet war, gar nicht tanzen, oder sie bewegten sich, als hätten sie ein Holzbrett verschluckt.
    Zu Time of my life legten Toni und Johannes und Olli und ich eine total coole Show aufs Parkett. Es war der Rausschmeißer des Abends gewesen und spätestens nach dem ersten Refrain regierten wir vier die Tanzfläche.
    Als Toni mir am nächsten Tag erzählte, dass Olli auch zu ihrer Party kommen würde und gefragt habe, ob ich auch da sei, war mein Glück perfekt.
    Marie gegenüber erwähnte ich Olli mit keiner Silbe. Ich hatte einfach keine Lust auf eine neuerliche Lästerorgie über Toni und ihre Freunde oder darauf, dass sie mir meine Schmetterlinge totquatschte.
    Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich Tonis Party im Nachhinein vor- und zurückgespult habe. Ich kam aber immer zu demselben, deprimierenden Ergebnis: dass ich und Olli vielleicht zusammengekommen wären, wenn sich Marie auf der Terrasse nicht so aufgespielt hätte.
    »Aber auf meiner Party hattest du keine Chance gegen Marie«, resümiert Toni trocken.
    »Na herzlichen Dank auch.«
    »Tut mir leid, so hab ich das nicht gemeint. Aber sie hat echt alle Register gezogen. Macht erst einen auf schüchternes Mäuschen und mutiert für Olli plötzlich zur coolen Philosophin.«
    »Er ist inzwischen genervt von ihren Sprüchen«, versuche ich das Gespräch wieder in halbwegs erträgliche Bahnen zu lenken.
    »Wundert mich nicht«, sagt Toni kühl.

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