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Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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Seit der Sache mit Olli kommt es mir so vor, als sei ich prinzipiell zu jeder Bosheit imstande.
    »Glaubst du, dass sich Gefühle von einem Tag auf den anderen total verändern können?«, höre ich da Maries Stimme neben mir.
    »Olli?«, platzt es aus mir heraus.
    Marie schaut an mir vorbei aus dem Fenster und nickt. Ich sehe, dass sie Tränen in den Augen hat. Ich fühle mich elend und will sie in den Arm nehmen.
    Gleichzeitig will ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe schlagen und mich übergeben.
    »Isa?« Marie sieht mich fragend an.
    Ich schüttle nur mit dem Kopf und presse den Ärmel meiner Strickjacke vor den Mund.
    »Hey, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragt Marie besorgt.
    Ich lehne den Kopf zurück und atme tief ein.
    »Du stehst echt ein bisschen neben dir in letzter Zeit, kann das sein? Immerzu ist dir schlecht un d … oder machst du etwa wieder irgend so eine bescheuerte Kamikaze-Diät?«
    Kamikaze-Diät! Ich nicke wie verrückt, den Ärmel meiner Jacke immer noch vor dem Mund. Unter normalen Umständen hätte mich dieser Kommentar geärgert, aber nun bin ich erbärmlich dankbar für jede Ausrede. Außerdem sind die Tränen in Maries Augenwinkeln plötzlich verschwunden.
    »Ist was ganz Neues«, krächze ich. »Aus der Apotheke.« Ist eine Halbwahrheit weniger schlimm als eine Lüge? »Ist so was Ähnliches wie Fasten.«
    »Fasten!« Marie entfährt ein schrilles Lachen. »Isa, was soll die Scheiße?«, zischt sie aufgeregt. »Warum tust du deinem Körper das an? Willst du in zehn Jahren aussehen wie ein vertrockneter Faltenhund?«
    Nein! Ich will, dass du weißt, wie gern ich dich habe und wie es mich kaputt macht, dir das anzutun!
    Dir das Herz zu brechen, Marie, ist effektiver als jede Diät.
    In der Hofpause bringt mich ausgerechnet Vanessa um mein Geständnis. Mit zwei weiblichen Souvenirs aus unserer Parallelklasse im Schlepptau kommt sie auf mich und Marie zu.
    Ist die wahnsinnig? Was will die denn jetzt? Ich werfe Marie einen ratlosen Blick zu, den sie mit einem Augenrollen erwidert.
    »Hallo«, sagt Vanessa und schenkt mir ein gewinnendes Lächeln.
    Ich verziehe meine Mundwinkel zu einem unverfänglichen Hallo-Ersatz.
    »Das sind übrigens Ina und Miriam«, stellt Vanessa uns ihre schillernde Eskorte vor.
    »Hallo, Ina und Miriam«, ertönt es gelangweilt aus Maries Mund.
    »Wir tanzen«, reißt Ina sofort die Regie an sich.
    »Und wir wollten dich fragen«, übernimmt Miriam, »ob du die Tietze nicht dazu bringen könntest, sich uns mal anzusehen.«
    »Die Tietze« ist meine Tanzlehrerin und ich habe nicht die geringste Lust, ihr ausgerechnet diese Vanessa-Anhängerinnen aufs Auge zu drücken.
    »Warum fragt ihr sie nicht selbst?«, antwortet Marie gereizt und denkt, damit sei das Gespräch beendet.
    Gäbe es nicht dieses leidige, stumme Abkommen zwischen Vanessa und mir, dächte ich das auch.
    »Ina und Miriam sind echt gut«, hakt Vanessa nach.
    »In was jetzt genau?«, nuschelt Marie vor sich hin.
    Ich will im Boden versinken!
    »Kann ja mal sehen, was sich machen lässt«, erwidere ich schnell, nur, um diese schreckliche Unterhaltung abzukürzen.
    Kaum dass die drei außer Hörweite sind, platzt es aus Marie heraus: »Spinnst du?«
    Ich zucke mit den Schultern und starre in Richtung Schulgebäude. Gab es schon mal einen Tag, an dem ich mir das Stundenklingeln sehnlicher herbeigewünscht hätte als heute?
    »Ist doch nichts dabei«, murmle ich und ernte einen entgeisterten Blick von Marie.
    »Mann, Isa, wird Zeit, dass du mit diesen Diäten aufhörst. Die machen dich noch ganz plemplem im Kopf.« Ach, Marie, wenn du wüsstest. »Das hat Olli übrigens auch gesagt.«
    »Was?« Ich kreische fast. »Dass ich plemplem bin, oder was?«
    »Nee, aber dass er sich Sorgen um dich macht.«
    Ja! Weil du ihm die ganze Zeit einredest, dass ich ’ne Macke habe! Eine Stimme aus dem Untergrund bemächtigt sich meiner Gedanken.
    Warum hat sie ihm erzählt, wie viel ich wiege?
    Warum nennt sie mich in seiner Gegenwart (und in meiner Abwesenheit) eine »hungernde Tanzmaus«?
    Warum lässt sie ihm gegenüber nichts von mir übrig außer den paar Kilos, die sie mir gegenüber so vehement zu beknackten Wahnvorstellungen erklärt?
    Es klingelt zum Unterricht und ich denke: Sie sagt ihm das alles nicht, weil sie mich mag und sich sorgt, sondern weil sie Angst vor mir hat. Weil sie genau weiß, dass Olli von Anfang an zu mir gehört hat. Plemplem, oder?
    »Und versprich mir, dass du dieses Dosenfutter

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