Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
in die Nacht.
    »Wohin?« fragte Großmann und ging hinter Zumbach her. »Ins Vergessene Land?«
    Zumbach blickte sich nicht um. »Nein!« sagte er und ging schneller. »Zur Lichtung. Dort stehen am Morgen vier Böcke …«
    »Ich denke … du hast was von Biber gesagt.«
    Zumbach nickte. Es war gut, daß Großmann nicht sein Gesicht sah, nur den Nacken. »Ich hab's mir überlegt, Benno … Biber und Naturschutz. Du hast recht. Vergessen wir den Biber … ich gebe dir einen schönen Bock frei! Vergessen wir es …«
    Vergessen! Vergessen!
    Wie könnte ich jemals auf Benno schießen …
    An diesem Morgen erlegte Großmann den schönsten Bock seines Lebens.
    Und für wenige Stunden vergaß er Margot und war Zumbach unendlich dankbar dafür.

7
    Zufälle sind die Wunder der Ratlosen. Auch Heinrich Zumbach griff nach einem Zufall wie ein Ertrinkender nach einem treibenden Brett.
    Lilo Bender, seine Sekretärin, meldete sich bei ihm am Montag ab. Er war erstaunt und überrascht.
    »Morgen beginnt mein Urlaub, Herr Zumbach«, sagte Fräulein Bender. »Haben Sie das vergessen?«
    »Ihr Urlaub! Ach ja!« Zumbach strich sich über die Stirn. »In den letzten Tagen war so ein Rummel um mich herum … natürlich, Sie gehen ja in Urlaub. Viel Spaß und Sonne, Lilo! Wohin geht's denn?«
    »Nach Mallorca.«
    »Mallorca! Des deutschen Wirtschaftswunders liebstes Ferienkind! Für wie lange?«
    »Drei Wochen. Ich freue mich wahnsinnig darauf.«
    Lilo Bender strahlte, wie nur ein junges Mädchen in Urlaubsstimmung strahlen kann. Sie bemerkte so nicht, wie Zumbach plötzlich sehr nachdenklich wurde und sie mit gesenktem Kopf betrachtete.
    Mallorca! Welche Idee! Zumbach wurde unruhig bei diesem Gedanken. Das war ein Ausweg, das konnte zu einer Klärung aller Fragen werden. Wie einfach die Lösungen von Rätseln sind, wenn ein Denkanstoß erfolgt.
    »Mallorca …«, sagte Zumbach gedehnt. »Würden Sie mir einen Gefallen tun, Lilo, wenn ich Sie darum bitte?«
    »Aber gern, Herr Zumbach.«
    »Es handelt sich um einen Scherz. Einen richtigen Stammtischscherz.« Zumbach setzte sich und suchte in Lilo Benders Gesicht nach Erstaunen. Aber sie war ein argloses Mädchen. Dem Chef einen Gefallen zu tun, war eine Auszeichnung. Über Auszeichnungen denkt man nicht nach. »Ich schreibe einen Brief«, fuhr Zumbach langsam fort und betonte jedes Wort. »Und Sie stecken diesen Brief in Mallorca in den Briefkasten. Das ist alles. In den Briefkasten des Hauptpostamtes von Palma. Das ist wichtig. Nur im Hauptpostamt.« Er griff in die Tasche, holte seine Brieftasche heraus und schob zwei Fünfzigmarkscheine über den Tisch. Lilo Bender wurde rot und verlegen.
    »Das kann ich nicht annehmen, Herr Zumbach«, stotterte sie.
    »Aber ja. Ein außerbetrieblicher Reisezuschuß. Und Mund halten! Sie haben jetzt mit Ihrem Chef ein Geheimnis.« Zumbach lachte und lehnte sich zurück. »Kommen Sie in einer Stunde den Brief holen, Lilo. Wie gesagt … ein derber Scherz. Sie machen doch mit?«
    »Natürlich, Herr Zumbach.«
    Zumbach wartete, bis Lilo Bender in ihrem Sekretariat sein mußte. Dann holte er eine kleine Reiseschreibmaschine aus dem Tischfach und schrieb auf einem einfachen weißen Bogen ein paar Zeilen.
    Eine Spur, die sich in der Ferne verläuft, dachte er glücklich, diesen Ausweg gefunden zu haben. Benno wird glauben, daß Margot in eine andere Welt entflohen ist. Mit einem Liebhaber, allein sicherlich nicht.
    Es wird schwer für ihn sein, aber er wird sich dann damit abfinden. Enttäuschungen schluckt man eher als Rätsel. Vor allem aber wird er die Suche nach Margot aufgeben … und die Angst wird von mir weichen. Diese scheußliche Angst …
    Er klebte den Brief zu, wog ihn in der Hand und lächelte verzerrt.
    Zwanzig Gramm schwer, sie können ein Schicksal sein. Lächerliche zwanzig Gramm … und man hat Ruhe!
    Eine Stunde später holte Lilo Bender den Brief ab. Eine Komplizin, ohne es zu wissen.
    »Wo sollen Sie ihn einstecken?« fragte Zumbach mit erhobenem Finger.
    »Im Hauptpostamt Palma.«
    »Wann?«
    »Morgen abend.«
    »Sehr gut.« Zumbach gab Lilo Bender die Hand.
    »Kommen Sie braun gebrannt und gut erholt zurück … und passen Sie auf die feurigen Spanier auf. Sie sind wie schwerer Wein und berauschen.«
    »Meine Mutter fährt mit, und die ist ganz schön streng!«
    »Bei einem so hübschen Mädchen …« Zumbach brachte Lilo Bender bis zur Tür seines Büros und blickte ihr versonnen nach, als sie den langen Flur zum Sekretariat

Weitere Kostenlose Bücher