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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinuntertrippelte.
    Er fühlte sich erleichtert, obwohl es noch verfrüht war. Der schwere innere Druck ließ nach … er spürte es ganz deutlich.
    Margot in Mallorca! Welch eine rettende Idee!
    Die Suche nach der Vermißten lief weiter.
    Alle Polizeiämter waren nun verständigt, das Bild Margots lag in den Zentralkarteien von Interpol, in den Polizeiwachen hingen Plakate aus.
    Wer kann Auskunft geben über Margot Großmann?
    Wo ist sie aufgetaucht? Wer hat sie gesehen? Margot Großmann war am Tage ihres Verschwindens bekleidet mit … ist eine Belohnung ausgesetzt von …
    Aber niemand meldete sich mehr.
    Auch die Nachforschungen Großmanns im Stadtteil Grüner Hügel blieben ohne Ergebnis. Er klapperte geduldig alle Geschäfte ab, zeigte Margots Foto, fragte, bohrte in den Erinnerungen der Leute … nichts.
    Das große Schweigen senkte sich über die Verschwundene … ein einzelner Mensch in einer Großstadt ist eben doch nur ein verdunstender Wassertropfen auf dem Asphalt.
    Auch an der Pension Sonneck ging Großmann vorbei, aber er war ja nur ein Mensch und kein Hund … er witterte die heiße Spur nicht. Zumbach aber, der ihn begleitete, stand der Schweiß im Nacken und brannte wie Säure.
    »Gib es auf«, sagte er später. »Benno, du machst dich ja kaputt! Laß uns grausam ehrlich sein: Margot war nicht wert, daß du jetzt an ihr zugrunde gehst! Finde dich damit ab!«
    Und Großmann war bereit, selbst an diese Ungeheuerlichkeit zu glauben. »Ein Bajazzo schneidet Grimassen bis zuletzt«, sagte er tonlos. »Laß mich ein Bajazzo sein, Heinrich.«
    Eine Woche später traf der Brief aus Mallorca ein. Lilo Bender hatte promt gearbeitet. Großmann las die wenigen Zeilen und zitterte wie in einem eisigen Wind.
    »Das ist doch Blödsinn!« sagte Dieter. »Margot würde nie mit der Maschine schreiben.« Er nannte seine Stiefmutter nur Margot, nie Mutter. Es wäre auch lächerlich gewesen bei einem Altersunterschied von sechs Jahren.
    »Aber lies es doch, lies es doch!« schrie Großmann.
    »Hier: Ich bin auf Mallorca. Suche mich nicht, Benno … ich bin glücklich und will es bleiben. Frage auch nicht, warum das alles geschehen ist … laß uns alle miteinander vergessen. Ich schreibe diesen Brief mit der Maschine, weil meine Hand zu sehr zittert … aber er muß geschrieben werden. Leb wohl, Benno, und verzeih, wenn du kannst. Margot! – Ist das eine Erklärung?«
    Dieter schüttelte den Kopf. Er vermied es dabei, seinen Vater anzusehen. »Margot würde so etwas nie schreiben.«
    »Woher willst du das wissen?« Großmann rannte zum Telefon und wählte die Nummer Zumbachs. »Spürst du nicht aus den Zeilen, daß sie es bereut? Daß sie sich schämt?«
    Dieter sah seinen Vater schweigend an. Armer Alter! Du tanzt auf dem Seil, wo gar kein Seil vorhanden ist, dachte er.
    Zumbach. Er war im Büro. Großmann holte ein paarmal tief Luft, ehe er sprechen konnte.
    »Heinrich … hier Benno. Ich habe Nachricht von Margot! Ja! Da staunst du, was? Ein Brief. Ein ganz verworrener Brief! Aber sie lebt! Wo? Auf Mallorca! Wer hätte daran gedacht? Da waren wir noch im vergangenen Frühling! So glücklich waren wir. Und nun ist sie dort. Was ich machen werde? Den Brief ignorieren? Zerreißen? Bist du verrückt? Ich fliege morgen nach Palma! Mit der nächsten erreichbaren Maschine! Ich hole Margot zurück …«
    Mit ernstem Gesicht legte Zumbach auf.
    Armer Benno … jetzt rennt er voll Hoffnung in die Unendlichkeit des Nichts. Die Spuren sind endgültig verwischt.
    Waren sie das wirklich?

8
    Großmann flog allein nach Mallorca.
    Dieter blieb zurück. »Ich werde mich um das Rätsel kümmern, wieso Margots Wagen öfter in der Liebigstraße gestanden hat. Zwei Spuren sind immer besser als eine … und außerdem, Vater, so leid es mir tut und dich aufregt: Ich glaube nicht an diesen Brief!« sagte er.
    »Und wer soll ihn geschrieben haben? Warum?« fragte Großmann.
    Er stellte sich in die Reihe der Wartenden, die mit der Maschine der Air France nach Marseille fliegen wollten. Von dort bekam er ein anderes Flugzeug auf die Insel … es war kein direkter Flug mehr möglich gewesen. »Abgestempelt in Palma … Erklär mir das«, fügte er hinzu.
    Dieter hatte dafür keine Erklärung und winkte seinem Vater nach, als die Türen geöffnet wurden und die Flugpassagiere zu der silbern glitzernden Maschine gingen. Großmann drehte sich noch einmal um und winkte zurück.
    Armer Alter, dachte Dieter und wandte sich ab. Sie hat dich betrogen,

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