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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Megges fuhr herum, schneller, als man ihr zugetraut hätte. »Was wollen Sie mit der Polizei? Ich zeige Sie an, wegen Belästigung!«
    »Und das hier?« Luise holte das Streichholzmäppchen heraus. »Pension Sonneck … ich glaube kaum, das jemand aus reinem Spaß solche Reklame druckt. Es kommt aus Ihrem Haus … da liegen ja noch mehr herum.«
    Mit drei Schritten war Luise an einem der Dielentische und hob noch zwei Mäppchen hoch. »Wissen Sie, wo ich diese Streichhölzer gefunden habe? In der Rocktasche meines Mannes!«
    Albertine Megges faltete die Hände über dem Bauch. »So ein Rindvieh!« sagte sie laut und verächtlich. »Männer sind alle Rindviecher …«
    Sie setzte sich plötzlich, weil ihr die Beine zitterten. Die Erinnerung an die schrecklichen Mittagsstunden überfiel sie wieder. Die nackte Leiche im Bett, der Abtransport durch den Keller, die nächtelangen Ängste, es könne jemand etwas gesehen haben, die Suchaktionen der Polizei, die Zeitungsberichte … und durch ein Streichholzmäppchen bricht das ganze Gebäude der Lügen und Verdunkelungen zusammen. »Muß … muß die Polizei kommen?« fragte sie mit kleiner Stimme wie ein Kind.
    »Nicht, wenn wir uns aussprechen.« Luise setzte sich Frau Megges gegenüber. Auch sie zitterte deutlich. Ihr ganzes Gesicht zuckte. »Sagen … sagen Sie mir die Wahrheit. Schonungslos. Ich bin darauf vorbereitet. Bitte …«
    Und Albertine Megges erzählte.
    Sie sah dabei Luise Zumbach nicht an, aber sie hörte, wie sie zu weinen begann.

12
    Am Abend kam Zumbach fröhlich, wie immer, nach Hause. Er brachte eine Flasche Sekt mit, ein Glas mit frischem Hummercocktail und einen Blumenstrauß.
    »Luise!« rief er in der Diele und warf seinen Mantel achtlos auf einen Stuhl. »Schätzchen! Ein großer Tag! Ich baue das neue Verwaltungszentrum der Hektor-Versicherung. Der Aufsichtsrat hat meine Entwürfe angenommen. Jetzt können wir uns ein Haus im Tessin, auf Sardinen, in Spanien oder auf Ischia bauen … wo du willst! Ich habe den ganz großen Durchbruch geschafft! Luiserl … wo bist du?«
    Luise Zumbach hörte ihn rufen. Sie saß in ihrem Schlafzimmer auf dem Bett und hatte die Tür verschlossen.
    Gleich wird er es sehen, dachte sie. In ein paar Sekunden. Wie wird er reagieren? Mein Gott, hilf mir … wie soll ich ihm entgegentreten? Mit dieser Wahrheit!
    Und plötzlich hatte sie Angst vor ihrem eigenen Mann.
    Zumbach rief noch viermal nach seiner Frau, dann packte er Sekt, Blumen und Hummercocktail unter den Arm und ging in die große Wohnhalle. Er stellte seine Schätze ab und wunderte sich, daß auch das Hausmädchen nicht erschien. In der großen Villa war es unheimlich still.
    »Da kommt man nun nach Hause, vollgepumpt mit Freude«, sagte Zumbach zu sich selbst, »und keiner ist da. Trinken wir einen, alter Junge.«
    Er wollte zur Hausbar hinüber, aber auf halbem Wege blieb er ruckartig stehen.
    Auf der Marmorplatte des Couchtisches lagen einsam ein Foto und ein kleines Streichholzmäppchen.
    Margot und Pension Sonneck.
    Zumbach schloß einen Moment die Augen wie unter einem Schlag, der alles in ihm lähmt. Er schwankte leicht, riß dann die Augen wieder auf und holte tief Atem.
    »Luise!« brüllte er. »Luise! Mach keine Dummheiten! Mein Gott … Luise …«
    Er rannte die Treppe hinauf zu den Schlafzimmern und schrie immer wieder Luises Namen. Als er ihre Tür verschlossen fand, rappelte er an der Klinke, nahm dann einen Anlauf und warf sich mit einem wilden Schwung gegen die Tür.
    Luise saß auf dem Bett, die Hände im Schoß gefaltet, mit großen, aber müden und ausgeweinten Augen. Nur einmal hatte Zumbach sie so gesehen … als ihr einziges Kind nach acht Wochen an einer Infektion starb. Von da an war ihre Ehe kinderlos geblieben, ein Rätsel, an das sie sich gewöhnt hatten.
    Damals hatte Luise auch so auf dem Bett gesessen, stumm und mit einem Blick, in dem alles Unverständnis gegenüber ihrem Schicksal lag. Es war eine schreckliche, schweigende Starrheit, eine Art seelischer Versteinerung.
    »Luise …«, sagte Zumbach schwer atmend. Er hielt sich mit der einen Hand an der aufgebrochenen Tür fest und fuhr sich mit der anderen über das schweißnasse Gesicht. »Luise … ich will dir alles erklären …«
    »Ich weiß alles.« Eine Stimme, die fremd war, klanglos, mechanisch.
    »Du … du warst bei Frau Megges …«
    »Natürlich.«
    »Es war ein natürlicher Tod. Luise, glaub es mir. Ein Unfall. Ein plötzliches Herzversagen. Mein Gott, so sieh

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