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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mich doch an … glaub es mir doch! Ich habe Margot nicht umgebracht!« Die letzten Worte schrie er, als peinige man ihn mit glühenden Zangen. »Alles, was dann kam, war eine Folge meiner Panik.«
    »Du bist ein Feigling«, sagte Luise ganz ruhig.
    Zumbach drückte die Stirn an die Tür. »Ja, Herrgott, ja. Ich bin ein Feigling. Ich wollte keinen Skandal, keine Auseinandersetzungen, ich … ich schämte mich vor dir und Benno …«
    »Scham? Hast du jemals Scham besessen?« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Du kennst keine Scham«, fuhr sie fort. »Du kennst nicht einmal ein Gewissen. Du hattest nur Angst vor den Konsequenzen, du hattest Angst vor der Klarheit. Du bist ein ganz kleiner, mieser Feigling.«
    »Luise …«
    »Seit wann betrügst du mich?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Es kam ganz plötzlich, ungewollt …«
    »Soll ich lachen?«
    »Margot und ich waren allein. Benno war noch im Werk, Dieter hatte eine Repitierstunde. Da kam sie plötzlich mit dem Teetablett zurück in den Salon, und sie hatte sich umgezogen. Ein durchsichtiges Neglige mit Spitzen, und darunter nichts … Sie setzte das Tablett ab und sagte nur: ›Bediene dich …‹
    Ich wußte, daß sie seit langem auf diese Stunde gewartet hatte, ich spürte es, wenn ich mit ihr tanzte, wie sie mich ansah, wie sie meine Hand drückte bei ganz normalen Abschieden, wenn ich nur eine Minute mit ihr allein war, an der Bar, auf der Terrasse, im Garten … alles drängte sie zu mir, und ich habe mich immer dagegen gewehrt. Aber an diesem Tag, bei diesem Anblick des verhüllten und doch nackten Körpers … Luise, ich bin kein Heiliger, und in dieser Situation hätte jeder Mann …«
    »Soll das eine Verteidigung sein?« Luise stand auf und ging zum Fenster. Sie drehte Zumbach den Rücken zu und preßte die geballten Fäuste gegen ihren Mund.
    Hör ihn nicht mehr an, dachte sie. Mach endlich Schluß mit der Komödie deiner Ehe. Jahrelang haben wir sie der Umwelt vorgespielt, so perfekt einstudiert, daß die Rolle wie eine zweite Haut uns überzog. Keiner bezweifelte das Glück des erfolgreichen Zumbachs und seiner mit Juwelen, Pelzmänteln, Sportwagen und Kleidern verwöhnten Frau.
    Jeder beneidete sie, die zu Leitbildern der Erfolgreichen wurden: Seht, die haben es geschafft! Einmal so leben zu können! Eine Villa, einen Park herum, eine Schwimmhalle, Reisen nach Afrika und auf die Kanarischen Inseln, im Sommer Salzburg, im Winter St. Moritz, ein Leben voller Fülle … sie sind vom Schicksal gesegnet.
    Und was lag hinter der glänzenden Fassade? Langeweile, das große Gähnen, das Nebeneinanderleben, die Höflichkeit der Gewohnheit, und manchmal nicht einmal die, das Gleichmaß der Tage, Wochen, Monate und Jahre, nur ab und zu unterbrochen von einer Erinnerung an den stillen Glanz vergangener Zeit … ein Kuß, eine Umarmung, eine Liebesnacht wie eine Pflichtübung, die Einlösung eines mehrfach prolongierten Wechsels auf eheliche Liebe, und dann wieder Tage wie Gummi, Abende, die das Fernsehen so problemlos ausfüllte, Müdigkeit, das Bett, schlafen, Ruhe und Flucht vor der Wahrheit.
    Warum? O warum? Luise wußte darauf keine Antwort, und Zumbach wich allen Aussprachen aus.
    Dafür erfuhr sie von anderen Leuten, daß Heinrich seine Lethargie bei anderen Frauen ablegte. Hier ein Abenteuer mit einer Bauherrin, dort eine Romanze mit einer jungen Architektin, vor zwei Jahren ein heftiger Flirt mit einer Dekorateurin.
    Immer nur Ausbrüche, ein Wildern, wie eine hungrige Katze, und dann Rückkehr nach Hause, ein Geschenk für Luise. Drachenfutter gewissermaßen, und dann wieder das Gleichmaß, der kleine Pascha mit einer Frau, die ihn bedienen durfte. Eine Ehe wie Hunderttausende auf dieser Welt, ein Zusammenleben der Täuschungen.
    Luise hatte das alles über Jahre hinweg ertragen, still, geduldig, immer wieder einlenkend, denn sie liebte Heinrich. Nun aber war die Grenze erreicht … es gibt eine Duldung, die schon an Selbstaufgabe grenzt.
    Zumbach setzte sich auf einen der fellbezogenen Hocker neben den Frisierspiegel. Er wußte, daß diese Aussprache nicht so verlaufen würde wie die vergangenen Rechtfertigungen. Sein Herz klopfte wie ein Hammer, und er bewunderte die Ruhe Luises.
    »Keine Verteidigung«, sagte er stockend. »Nur der Versuch einer Erklärung.«
    »Du hast mit uns allen ein schändliches Spiel getrieben. Benno hast du die Frau weggenommen, deinem besten Freund … und mich hast du betrogen mit einer Frau, die als Bennos Frau

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