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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für mich außer allem Verdacht stand. Wie schön, wie einfach, wie sicher das alles war … und wie bequem. Die Geliebte praktisch im Haus. Je enger die Freundschaft der Familien Zumbach und Großmann, um so unauffälliger der Betrug reihum. Ich gebe zu … ich habe nichts gemerkt. Und wäre Margot nicht … verunglückt … nennen wir es so … wäre euer mieses Spiel nie herausgekommen.«
    »Ich war dabei, das Verhältnis langsam einschlafen zu lassen …«, sagte Zumbach lahm.
    »So langsam, daß sie in deinen Armen einen Herzschlag bekommt! Du mußt die Bremse mit dem Gaspedal verwechselt haben.«
    »Luise …« Zumbach trommelte mit den Fingern auf die Glasplatte des Frisiertisches. »Die Karre liegt im Dreck. Laß uns sie herausziehen.«
    »Ich nicht mehr!«
    Zumbach hob ruckartig den Kopf.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich spiele nicht mehr mit, Heinrich. Ich habe genug. Ich habe die Kraft nicht mehr, weiterhin alles zu ertragen. Es ist zu Ende mit uns …«
    »Luise, ich …« Zumbach suchte nach Worten, aber er fand keine mehr. Er wußte auch, daß sie Luise nicht mehr erreichten.
    Der große Bruch, die gefürchtete Stunde, die Situation, vor der er immer geflohen war, war gekommen.
    »Wer hat die Karten aus Mallorca und Marokko geschrieben?«
    »Ich …«
    »Du hast Benno in der Welt herumgejagt, ihn von einer Verzweiflung in die andere gestürzt, du hast einen Popanz aus ihm gemacht, nur um Spuren zu verwischen, um dich hinter deiner Feigheit zu verkriechen. Heinrich, was für ein Schwein bist du doch!«
    »Die Panik, Luise! Da liegt plötzlich eine Tote neben dir, die Frau deines Freundes … Ich habe einfach den Kopf verloren. Ist das ein Verbrechen? Darf ich keine Nerven haben?«
    »Du hast nie gefragt, was du darfst.«
    Luise drehte sich vom Fenster um. Ihr Gesicht war starr, verschlossen, fremd. Eine Anklägerin, weiter nichts mehr. »Wann gehst du zur Polizei?« fragte sie hart.
    »Polizei?« Zumbach zuckte hoch. »Unmöglich!«
    »Wann sagst du es Benno? Er kommt heute aus Marokko zurück.«
    »Luise … man muß das alles ganz genau überdenken. Ich kann Benno nicht …«
    »Du kannst nie etwas!« Ihr Mund bekam einen harten Zug. »Du kannst Margot nicht verschwunden sein lassen. Ich will klare Verhältnisse. Die Polizei muß wissen, was mit Margot geschehen ist, und Benno muß wissen, was aus seiner Frau geworden ist. Das ist das mindeste.«
    »Das gibt einen Skandal!«
    »Natürlich.«
    »Wir können es verhindern.«
    »Indem ich mit dir schweige? Nein, Heinrich! Zwischen uns gibt es keine Brücke mehr.«
    »Also nur das Ende?«
    »Ja, nur noch das Ende.«
    »Ich habe auch für diesen Fall vorgesorgt«, sagte Zumbach. Er erhob sich, wobei er leicht schwankte; sein Gesicht war bleich und wie verfallen. Wer mit fünfundvierzig Jahren wieder vor dem Nichts steht und von vorn anfangen muß, dem kommt selbst der festeste Boden wie ein Sumpf vor.
    »Ich verschwinde aus eurem Blickfeld«, erklärte er. »Ich werde nach Südamerika gehen … dort braucht man Architekten mit Ideen, und daß ich Ideen habe, wird mir keiner absprechen. Alles, was ich hier zurücklasse, überschreibe ich dir … das Haus, die Firma, die Bankkonten. Ich nehme nur einen kleineren Betrag mit und das Flugzeug. Ich werde mich in die Schweiz absetzen und dort abwarten, bis Südamerika spruchreif ist. Ich werde spurlos aus deinem Leben verschwinden.«
    »So spurlos auch wieder nicht. Du hinterläßt genug Trümmer …«
    »Nur eine Gegenleistung wünsche ich«, fuhr Zumbach fort, als hätte er ihre letzten Worte nicht gehört. »Schweig, bis ich drüben in Brasilien bin.«
    Zumbachs Stimme schwankte bedenklich.
    Aber Luise zwang sich, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Theatralik war Zumbachs zweites Leben … er lebte von der großen Geste.
    »Ich schicke dir ein Telegramm … dann kannst du die Wahrheit sagen. Meine letzte Bitte ist das, Luise!« beschwor er sie. »Als Lohn bekommst du alles, was ich aufgebaut habe.«
    »Bittere Armut, dafür aber ein ehrliches Leben wäre mir lieber«, entgegnete sie. Sie betrachtete ihren Mann wie ein fremdes Wesen. Er ist nicht mehr der Heinrich Zumbach, den ich einmal liebte, dachte sie erschrocken. Hat es diesen Heinrich Zumbach überhaupt gegeben? Oder lebte er nur in meiner verliebten Phantasie? War er immer so, und wir alle haben es nicht gesehen? War er immer nur ein Blender?
    »Gut«, sagte sie schließlich. »Ich schweige solange. Wann wirst du drüben in Südamerika

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