Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
»kriegen diese Burschen sich schnell wieder ein.«
Sie prustete in ihr Glas.
Rhys widmete sich abermals dem Schreiben seines Briefes. »Immer noch überrascht? Ich sagte Ihnen doch bereits, es ist unsere Bestimmung. Sicher, als Bewerber habe ich Ihnen derzeit nicht viel zu bieten, das ist auch der Grund, weshalb ich mit dem Wiederaufbau des Cottages begonnen habe. Ich habe heute die Fundamente gelegt und bin gut vorangekommen. Die Größe sollte für uns drei ausreichen, wenn ich es über zwei Stockwerke baue.« Er kratzte sich den Nacken. »Allerdings wird es eine Weile dauern, bis ich die dafür erforderlichen Steine zusammengetragen habe.«
»Warum sollte es lange dauern?« Sie hob forschend ihre Augenbrauen. »Steine haben Sie da oben auf dem Berg doch genug.«
Damit meinte sie gewiss die Ruinen von Nethermoor Hall. Und sie hatte recht, das verfallene Gemäuer wäre eine wahre Fundgrube für Baumaterial. Aber irgendwie behagte es Rhys nicht, jene Steine aus seiner schrecklichen Vergangenheit zu benutzen, um daraus ein Haus für seine Zukunft zu errichten. Das Cottage sollte einen Neubeginn einläuten.
»Die möchte ich für den Wiederaufbau des Herrenhauses aufsparen«, schwindelte er. »Ich werde Steine aus dem Moor für das Cottage sammeln. Vielleicht auch Granitblöcke aus dem Gestein schlagen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Warum verwenden Sie nicht einfach Lehm und Stroh?«
»Lehm und Stroh?« Merkwürdig, dass ihm die Idee nicht selber gekommen war. Hier unten im Dorf hatten die meisten Gebäude traditionelle Fassaden aus Fachwerk.
»Wenn das Fundament aus Stein einmal steht, brauchen Sie bloß noch Lehm, Stroh und Holz. Das ist viel praktischer und wesentlich preisgünstiger. Sind sie solide gebaut, halten solche Häuser jahrhundertelang.« Sie spähte zur Decke hoch. »So werde ich auch bauen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, das Three Hounds zu vergrößern.«
Er folgte ihrem Blick, seine Miene war verblüfft. »Sie tragen sich mit dem Plan, den Gasthof auszubauen?«
»Oh ja, ich habe viele Pläne für diesen Gasthof.«
Er unterzeichnete seinen Brief und schob ihn sorgsam gefaltet in die Tasche seines Rocks. »Erzählen Sie mir davon.«
Sie bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. »Ich bin erschüttert, dass Sie dergleichen zu interessieren scheint. Wo Sie doch sonst so genau wissen, was das Schicksal für einen vorsieht.«
»Verspotten Sie mich ruhig. Ich würde Ihre Pläne trotzdem gern hören.«
»Also gut.« Sie stellte ein zweites Glas auf die Theke und füllte es zur Hälfte. Obwohl er Alkohol verabscheute, versagte Rhys sich weitere Einwände. Zumal er es allmählich als unhöflich empfand, dass er sie allein trinken ließ. Überdies mochte er sie weder unterbrechen noch dankend ablehnen, folglich nahm er das Glas und trank einen vorsichtigen Schluck.
Der Schnaps brannte wie Feuer in seiner Kehle.
»Um Gottes willen«, keuchte er und hustete. »Das ist nie im Leben Plymouth Gin.«
»Nein, der wurde hier gebrannt. Das Zeug heilt sämtliche Gebrechen.«
»Warum sagen Sie nicht gleich, es bringt einen um?« Er nahm einen weiteren behutsamen Schluck und fand, dass es schon weniger brannte. »Wie dem auch sei, fahren Sie fort. Sie wollten mir doch von Ihren Plänen erzählen.«
Sie füllte ihr eigenes Glas nach. »Also, ich habe vor, einen neuen Flügel anzubauen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Soll heißen, falls ich jemals die finanziellen Mittel dafür aufbringen kann. Gästezimmer im oberen Stockwerk, einen anständigen Speisesaal und einen Aufenthaltsraum im Parterre. Er soll sich gleich hier anschließen.« Sie deutete mit einer Bewegung ihres Kinns in die fragliche Richtung. »Gegenüber von den Ställen. Auf diese Weise wird der Innenhof von drei Seiten eingefriedet statt wie bisher von zweien.«
Rhys nippte gedankenverloren an seinem Glas, derweil sie fortfuhr, ihm ihre Pläne von hochwertigeren Möbeln und einem eleganteren Speiseraum zu schildern. Das Three Hounds habe eine gute Lage, erklärte sie, da es sich an der einzigen Landstraße befinde, die diesen Teil des Moors durchquerte. Der andere Gasthof, sechs Meilen weiter die Straße entlang, hatte zwar noch die meisten Übernachtungsgäste, aber das wollte Meredith künftig ändern.
»Nachdem der Krieg vorbei ist, werden wieder mehr Leute nur zum Vergnügen reisen. Ich sehe nicht ein, warum das Three Hounds nicht auch ein Stück von diesem Kuchen abhaben sollte.« Ihr ganzes Gesicht erstrahlte vor
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