Zwei Toechter auf Pump
mal ansehen.«
Die Farbe ist aus ihrem Gesicht gewichen. Plötzlich kann ich mir vorstellen, wie sie als Frau von dreißig oder vierzig aussehen wird: »Ich hab’ dich belogen, Colonel. Sie ist weg. Sie wollte drüben schlafen, das ist wahr, aber dann — ich hörte das Fenster, gleich nachdem du vorhin weggegangen bist. Ich...«
Da bin ich schon draußen und wieder unterwegs zum >Königsbräu<. Also war es keine Vision, daß ich die Range und den Fred gesehen habe, da an der Säule —. Na, warte!
Ich fege durch den großen Saal. Die meisten Lichter hat man schon gelöscht. Nur auf der Bühne, wo die Musik gespielt hat, tanzt noch ein Paar. Es sind Susanne und der mehrfach bepflasterte Fred. Ein Dritter mit breiten Schultern und in einem gestreiften Sweater sitzt im Schatten und spielt Mundharmonika. Susanne hat ihr Gesicht an Freds Schulter gelegt, es ist von Hingabe völlig aufgeweicht.
Mit einem Satz bin ich auf dem Podium, packe sie am Arm und reiße sie weg: »Schluß jetzt. Du kommst mit ‘rüber. Das Weitere verhandeln wir dort.«
Ihre Augen öffnen sich nur einen Spalt: »Colonel — was ist denn — ich habe doch nur...«
Fred fletscht die Zähne: »Ich muß doch bitten...«
»Einen Dreck müssen Sie. Ihr Verhalten ist unverantwortlich!«
Da ist der Breitschultrige neben mir: »Langsam, langsam, Herr!«
Plötzlich fühle ich Gefahr. Sie liegt in der Luft, so dick wie ein Nebel, der aus dem Boden aufsteigt. Dieser Gorilla — das war ja der, den Fred neulich im Schlepptau hatte — sieht unangenehm aus. Auf den enormen Schultern ein kurzer Hals, darüber ein Rundschädel mit niedriger, tief gefurchter Stirn, engstehende Augen, breite Nase. Es entströmt ihm ein merkwürdig unsympathischer Geruch. Er ruft in mir irgendeine trostlose Gedankenassoziation hervor, die ich aber im Moment nicht unterbringen kann.
Ich sehe mich um. Aus dem Dunkel des Saales kommen der Wirt und zwei Kellnerinnen.
»Wer sind Sie überhaupt?« fauche ich den Gorilla an. »Wollen Sie sich nicht wenigstens vorstellen? Was geht Sie das hier an? Ich werde Sie feststellen lassen!«
Als ich das vom Feststellen sage, erlischt das tückische Glimmen in seinen Augen, und statt dessen sehe ich für einen Moment etwas ganz anderes darin: Furcht. Er hebt die Hand, eine breite, kurzfingerige Hand mit abgeknabberten Nägeln: »Nichts für ungut, Herr!« Er schaukelt zu Fred hinüber: »Wir gehen.«
Der wirft die Unterlippe auf: »Ich denke gar nicht dran! Ich...«
Da packt ihn der andere mit einem Griff, daß Fred das Gesicht verzieht: »Wir gehen!« Und sie gehen.
Ich nehme Susannes Mantel, der über einem Stuhl baumelt, und ziehe ihn ihr an: »Los!«
Sie stolpert neben mir von der Bühne: »Das finde ich aber gar nicht nett, Colonel!«
»Halt den Mund.«
Aber sie gibt sich noch nicht geschlagen: »Woher weißt du denn überhaupt, daß ich hier war?«
»Woher ich das weiß? Paß auf die Stufe auf, sie ist glatt. Ich werde nämlich heute nacht im Zimmer eurer Eltern schlafen. Als ich ‘rüberkam, war Margot noch wach...«
Sie bleibt in aufsässiger Trunkenheit stehen, reißt sich los und stemmt die Arme in die Seiten: »Ach, sieh mal an! Margot, mein liebes, braves Schwesterchen! Da hat sie sich wohl wieder mal auf meine Kosten beliebt machen wollen!« Ihre Augen glühen: »Aber ich sage dir eins, Colonel, sie macht dir was vor, dir genau wie den Eltern! Sie liebt Buddy schon seit einem Jahr, und sie ist mit ihm so dicke, wie ich noch nie mit einem Jungen gewesen bin, jawohl! Sie hat euch alle an der Nase ‘rumgeführt, so raffiniert ist sie! Beide sind so raffiniert, der Buddy auch!«
Es läuft mir kalt über den Rücken. Aber vielleicht ist es auch Verleumdung? Das Mädel hier ist ja völlig außer sich, weil ich sie, die junge Dame, vor ihrem im Kampf verwundeten Galan blamiert habe. So nehme ich wieder ihren Arm: »Komm.«
Sie scheint ihre Munition verschossen zu haben und trottet mit. Je näher wir aber dem Hause kommen, desto langsamer wird sie, bleibt plötzlich stehen: »Das war gemein von mir, Colonel! Bitte, vergiß es doch!«
Also stimmt es! Das ist ja eine schöne Bescherung!
»Ich denke nicht daran«, sage ich.
»Bitte, vergiß es! Ich hab’ nicht gewußt, was ich rede!«
»Dein Pech. Weiter.«
»Nein! Ich gehe nicht weiter, wenn du mir nicht versprichst...«
»Ich verspreche gar nichts. Aber wenn du hier noch lange Theater machst, lege ich dich schlicht übers Knie und haue dich durch, das ist das
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