Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
mal wieder mit ihnen ausspricht wie früher. Weffi beginnt vor Rührung zu gähnen und umhüllt mich mit einem Wölkchen Fischduft. Worauf ich ein Stück Watte und die Zahnpasta ergreife und beiden die Zähne putze. Worauf sie ihrerseits sich schleunigst empfehlen und somit der allgemeinen Rührung ein Ende machen.
    Am Frühstückstisch finde ich eine von sanfter Trauer umwehte Susanne in einem freigebig klaffenden Morgenrock und mit leicht blauen Schatten unter den Augen. Sie sieht wie ein kompletter Renoir aus. Den Morgenrock zieht sie ostentativ zusammen, als ich das Zimmer betrete.
    »Brav, daß du mit deinen Reizen sparst«, sage ich, »du mußt ja das wieder einbringen, was du heute nacht ausgegeben hast.«
    Sie klappert mit den Augen, während sie diesen Geistesblitz verdaut, errötet dann, lacht und ist plötzlich wieder meine gute, alte Susanne, frisch und lieb wie eine Wiesenblume. »Ach, Colonel!« sagt sie, läßt den Morgenrock klaffen und gießt mir Kaffee ein.
    »Wenn du gelegentlich mal ‘n bißchen Zeit hast«, sage ich, »kannst du dir die Spitze an deinem Nachthemd annähen.«
    Sie zieht das Hemd vom Körper weg und besieht sich den Defekt: »Ach, wer sieht mich denn schon so!«
    »Na, ich zum Beispiel!«
    »Du bist doch der Colonel. Genug Sahne?«
    »Danke. Also, ich bin nur der Colonel. Demnach gehöre ich also in deinen Augen zum Inventar und rangiere irgendwo zwischen Staubsauger und Zahnbürste.«
    »Aber Colonel!« Sie gibt mir einen Kuß, daß der Kaffee überschwappt, und macht Miene, sich auf meinen Schoß zu setzen.
    Ich kann sie gerade noch abfangen: »Laß das mal heute morgen. Dem fühle ich mich mit diesem Magen nicht gewachsen. Statt dessen sag mir mal etwas genauer, wer dieser merkwürdige Gorilla war, den dein verbeulter Held da im Schlepptau hatte? Der krebst doch schon eine ganze Weile hier herum.«
    Sie setzt sich wieder hin, bestreicht ein Brötchen und sieht plötzlich überraschend intelligent und vorsichtig aus: »Das ist Walter.«
    »Aha — Walter. Nun weiß ich’s genau. Ich meine, was ist er? Er ist doch schon viel zu alt fürs Gymnasium.«
    Die Marmeladendose scheint sie ganz ungewöhnlich in Anspruch zu nehmen: »Ach, der Walter ist ein armer, unglücklicher
    Mensch.«
    »Das ist zwar sehr bedauerlich, aber kein Beruf. Wovon lebt er, und was hat er mit Fred zu tun? Die beiden passen doch überhaupt nicht zusammen.«
    Mit einemmal wird sie lebendig: »Ach, wenn du wüßtest, Colonel, was das für ein fabelhafter Freund ist! Der geht für Fred durchs Feuer! Und Fred...« Sie stoppt und beißt in das Brötchen, daß es kracht.
    Offenbar geht’s hier nicht weiter. Ich ändere die Angriffsrichtung: »Apropos Fred: Was sind eigentlich seine Eltern?«
    Sie würgt einen Riesenbrocken hinunter und hat daraufhin Tränen in den Augen: »Sein Vater ist tot.«
    »Weinst du deswegen?«
    »Nein, wegen der Semmel.«
    »Das ist die erste Antwort, mit der ich was anfangen kann. Also, der Vater ist tot. Das ist auch sehr bedauerlich, genau wie der unglückliche Walter. Man kann aber ebensowenig davon leben.«
    »Die Mutter lebt noch.«
    »Prächtig. Und wovon?«
    »Na, der Vater hatte doch die große Textilfabrik da bei Düsseldorf!«
    »Es gibt Menschen, geliebter Hammel, denen das nicht bekannt ist. Zum Beispiel mich. Also, die Mutter hat die Fabrik geerbt...«
    »Nein, Fred!« Sie richtet sich auf und betrachtet mich mit milder Nachsicht: »Die Mutter ist nur der Nichtsnutz.«
    »Der — was? Ach, du meinst, sie hat die Nutznießung.«
    Sie sackt wieder zusammen und wird rot: »Ja, den Nieß oder wie das heißt.« Dann schwillt sie erneut an: »Fred sollte eigentlich mit einundzwanzig Jahren die Fabrik übernehmen und jetzt schon dafür ausgebildet werden. Er will aber erst das Abi machen.«
    »Das halte ich für sehr vernünftig.«
    »Ja, nicht wahr? Und er hat den Führerschein gemacht und sich ein eigenes Auto gefordert, und das schicken sie ihm jetzt herunter.«
    »Das halte ich für weniger vernünftig.«
    Ihr Blick ist völlig fassungslos: »Aber Colonel! Das ist doch schick! Diese Woche kommt es, und wir fahren gleich alle nach Innsbruck damit!«
    »Nicht, solange ich euch unter der Fuchtel habe, geliebtes Wesen.«
    »Aber — Colonel, das kannst du doch gar nicht machen! Ich habe doch schon zugesagt!«
    »Dann sagst du eben wieder ab.«
    In diesem Augenblick platzt Margot herein. Sie hat kreisrunde rote Flecke auf den Wangenknochen: »Kinder, ist das eine Kälte! Der

Weitere Kostenlose Bücher