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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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mein Lieber! Außerdem würde ich aber mit der sowieso nicht schießen.«
    »Nicht?«
    »Nein. Als ich sie zuletzt ölen ließ, zeigte mir dieser Fritze da im Waffengeschäft in Biederstein — der... der...«
    »Der Waldhuber?«
    »Richtig. Also, der zeigte mir, daß im Lauf so ‘n paar Roststellen sind. Er kriegte sie nicht weg. Es wäre zwar ungefährlich, meinte er, aber ich hab’ Angst, das Ding fliegt mir um die Ohren. Da drüben in der Kommode habe ich doch auch schon nachgesehen... Moment! Mamachen... Ma-ma-chen!«
    Ich stehe in der Diele. Der Mühlner wieder neben mir, offenbar sehr erheitert. Die Mama erscheint oben am Geländer und erklärt nach Schilderung der Sachlage, sie habe das >scheußliche Ding< weggepackt, wegen der Kinder.
    »Wegen der Mädels?«
    Ja. Die nähmen schnell mal so was in die Hand. Im übrigen stände die Schachtel ganz hinten auf ihrem — der Mama — Kleiderschrank und sei infolgedessen nicht zugänglich.
    »Wissen denn die Mädchen, daß eine Waffe im Haus ist?« fragt der Mühlner sie.
    »Natürlich. Mein Sohn hat sie ihnen ja neulich noch gezeigt.« Damit zieht sie sich — in der alten Küchenschürze — zurück. Mühlner kneift ein Auge zu und sieht direkt verwegen aus: »Bleibt die alte Dame jetzt in der Küche?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie nicht doch mal versuchen, ob Sie die Waffe finden? Ich möchte mir gern mal die Roststellen im Lauf ansehen.«
    »Das ist aber wirklich zu liebenswürdig! Würden Sie mir mal den Stuhl dabei halten?«
    »Gern.«
    Wir schleichen uns wie zwei apfelstehlende Buben in das Zimmer der Mama und finden schließlich die Pistole. Irre ich mich, oder sieht der Mühlner etwas enttäuscht aus, als er damit zum Fenster tritt? Er untersucht den Lauf, indem er ihn gegen das Licht hält: »Das ist wirklich nicht schlimm. Feuern Sie die Waffe ein paarmal ab, dann geht’s von selbst weg.« Er schaut auf seine Uhr und hat es plötzlich sehr eilig. »Da habe ich mich aber schön verspätet! Also — das mit dem Waffenschein mache ich. Und vielen Dank auch für das Buch!«
    Weg ist er! Ich sehe ihm unten aus dem Fenster nach. Was hat er nun eigentlich gewollt? Sich vielleicht bei mir Rat holen — immerhin habe ich ein paar hundert Artikel und zwei Bücher über sein Fach geschrieben. Verschämte Form kollegialer Konsultation also? Ich sollte mich vielleicht wirklich mal um die Faschingssache kümmern, unter Umständen kann ich ihm helfen — netter, tüchtiger Mensch übrigens. Meine Phantasie springt sofort wieder an. Ich sehe mich, wie ich die Diebe durch Vorhaltung meiner angerosteten Pistole zur Übergabe zwinge, den Triumph aber dem Mühlner überlasse. Überdies — um meinen Edelmut voll zu machen — nehme ich ihn mit zum Minister. Otto, hier bringe ich dir den Hauptwachtmeister Mühlner. Er hat da draußen bei uns einen Fall sehr geschickt... Mühlner wird befördert und ist ewig dankbar. Das Geflüster der Dorfleute hinter mir her: Ein mächtiger Mann. Sieht man ihm gar nicht an, wenn er so selber seinen Wagen wäscht und die Kohleneimer trägt...
    »In zwanzig Minuten Mittagessen!« verkündet hinter mir die Mama.
    »Hm. Aber das ist ja dann erst Schlag zwölf Uhr!«
    »Zu früh? Wie der Herr belieben. Ich esse jedenfalls um zwölf, schließlich bin ich seit Morgengrauen auf!«
    »Ja, natürlich, ich wollte doch auch nur...«
    »Es paßt dir ja neuerdings gar nichts mehr. Die Essenszeit und die schöne Geschichte mit den Haarnadeln...«
    Ich stelle schnell das Radio an, ganz laut.
    Gleich nach dem Essen gehe ich zum See hinunter. Der Himmel hat sich verdüstert, und unter seiner Bleikuppel liegt die Welt erstarrt in unbarmherziger Kälte. Ich habe Gemüseabfälle, das Weiche der Frühstücksbrötchen und alte Brotreste bei mir, um die Bläßhühner zu füttern. Als ich, die Nase tief im Pelzkragen vergraben, ans Ufer komme, bleibe ich überrascht stehen. Der See hat über Nacht meterhohe Eisblöcke an Land geschoben. Ist etwa die letzte Lebensrinne der armen Kerlchen, der Bachausfluß, blockiert?
    Nein, da ist er ja noch offen. Aber, mein Himmel, wie klein ist er geworden, der Lebensraum aus schwarzem, offenem Wasser; vielleicht noch vierzig Meter lang und zwei Meter breit. Und alles voller Vögel! Bläßhühner, Haubentaucher, Zwergtaucher und verschiedene Arten, die ich nicht kenne. Auf den Eisklippen entlang der Rinne sitzen wieder die Krähen, und in der großen Eiche am Ufer ist ein Schwarm von Dompfaffen eingefallen. Ihre roten Brüste

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