Zwei Toechter auf Pump
unsympathisch.«
Buddy streift mich mit einem Seitenblick: »Deshalb wollten Sie’s ihm nicht sagen. Verstehe ich.«
»Er hat über meine Generation geschimpft. Denkt ihr alle so?«
»Nee! Das ist wirklich altmodisch, was er da sagt. So haben wir mal gedacht. Ich selber zwar auch nicht — aber doch ‘ne ganze Menge von uns. Sie waren mächtig mißtrauisch gegen alles, was von euch kam.«
»Das waren wir unseren Eltern gegenüber auch. Sie hatten damals gerade den Ersten Weltkrieg hingelegt, und alles war zum Teufel. Weißt du, mir kommt’s fast so vor, als ob unser Mißtrauen länger anhielt als eures. Oder täusche ich mich?«
Er lächelt zum erstenmal wieder: »Nein, Sie täuschen sich nicht. Die ärgsten Schreier von früher protzen jetzt manchmal direkt mit ihren alten Herrschaften!«
»Also haben sie inzwischen auch so ein bißchen Ahnung bekommen, wie schwer es für uns war, uns in all dem schlimmen Durcheinander damals zurechtzufinden?«
Er ist offensichtlich verblüfft: »Nein — das ist doch, weil die Eltern wieder Erfolg haben! >Der Alte schafft doll an<, sagen sie, >wir müssen aufpassen, wie er’s macht. Man kann wirklich was von ihm lernen.<«
»Ach, so ist das.«
Er grinst: »Tut mir leid! Im übrigen — ich danke Ihnen schön, Colonel — und wenn’s Ihnen nichts ausmacht, könnten Sie doch weiter du zu mir sagen!«
»Na gut, Buddy.«
Plötzlich wird sein Gesicht belebt, als falle ein Schein darauf: »Ei — wer kommt denn da?«
Ich drehe mich um, es ist Margot.
»Du brauchst gar nicht so ironisch zu sein«, sagt sie zu ihm. Ihre Aussprache ist etwas undeutlich, denn sie hat, wie sich herausstellt, ein Konfekt im Mund und bietet mir welches an. Buddy bekommt auch ein Stück, und nun kauen wir alle. Margot holt eine Tüte vor und füttert die Bläßhühner. Aus dem dunklen Horizont kommend, erscheint eine Kette von Wildenten, kreist über der Schar hungrig schlingender Hühner und läßt sich dann draußen auf dem Eis nieder.
»Die kommen nie näher«, meint Buddy, »die bleiben immer scheu. Die werden auch noch anfrieren.«
»Quatsch!« erklärt Margot. »Sie gehen nachts auf den Krebsbach, der friert nicht zu, und da haben sie auch was zu fressen.« Zu mir gewandt fügt sie hinzu: »Wenn du noch ein paar Cognackirschen haben willst, Colonel, mußt du dich gut mit Susanne stellen, sie hat sie von Fred. Ein ganzes Kilo!«
»Man sollte Freds Eltern übers Knie legen«, erwidere ich, »daß sie dem Jungen so viel Geld in die Hand geben.«
Margot wirft einen beziehungsvollen Blick auf Buddy: »Wenigstens gibt er sein Geld für seine Freundin aus und kauft sich nicht ‘n Kasten Bier dafür, an dem er sich dummsäuft, wie gewisse Herren im Internat.«
Buddy grinst: »Können Sie mir zwölf Mark und Ihren Wagen pumpen, Colonel? Dann hole ich schnell einen Kasten Konfekt für Margot aus der Stadt!«
Sie will offenbar etwas Schnippisches antworten, preßt aber plötzlich die Lippen zusammen und blickt über seine Schulter hinweg gegen den Wald: »Bemüh dich nicht, es lohnt sich nicht. Da kommt Luzie. Bei der hast du so was nicht nötig.« Sie geht, dreht sich noch einmal um: »Tschüs, Colonel!«
14
Luzie ist nicht allein. Es ist noch eine zweite neben ihr, die ich nicht erkenne, obwohl mir ihr Gang bekannt vorkommt. Unglaublich übrigens, daß Margot auf diese Entfernung die Luzie ausgemacht hat. Die Eifersucht muß ihren Blick beinahe ins Übersinnliche geschärft haben. Buddy beißt sich nervös auf die Lippen und wirft einen schnellen Blick hinter Margot her, die in gespielter Lässigkeit entschreitet. Ihr ganzer Rücken scheint eine Frage zu sein: Kommt er mir nach?
Offenbar kommt er ihr nicht nach. Er runzelt unwillig die Stirn, schießt mir einen kurzen, ratlos-forschenden Blick zu und dreht sich dann, wie das Stahlspänchen unter dem Zug des Magneten, den beiden anderen Gestalten zu. Jetzt erkenne ich auch die andere. Mein Gott, das ist ja die Sophie — aber was ist denn bloß mit dem Mädel geschehen?
Sie ist ein gutgewachsener, netter Kerl von einer sozusagen normalen Hübschheit. Mit Jungens hatte sie bisher wenig im Sinn und ist statt dessen fieberhaft beschäftigt, sich für eine Reihe ausgesprochen männlicher Berufe zu begeistern.
»Das kommt davon«, hat mir ihre Mutter mal gesagt, »wenn man sich einen Jungen und nur einen Jungen wünscht. Dann kriegt man eine Tochter, die sich benimmt, als wäre sie ein Bub.«
Ich habe bei Sophie schon die verschiedensten
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