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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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einen von Addi und einen vom Frauchen. Addi fragt, ob denn die Mädels wirklich so brav seien, wie wir sie ihr immer schildern, und daß sie sich jetzt Gewissensbisse mache, uns so überrumpelt zu haben. Im übrigen sei es himmlisch, alles blühe schon, und Teddy sei endlich, nach Jahren, mal richtig entspannt und glücklich. Ich grinse über diese propagandistische Vorbereitung ihrer Heimkehr. Na ja — Hauptsache, sie erholen sich mal, die beiden.
    Im Brief vom Frauchen liegt ein weiteres Foto, und zwar wieder eins mit diesem albernen Kerl von Schilehrer. Der Brief selbst ist mit riesengroßen Buchstaben geschrieben, offenbar um den Raum zu füllen. Scheint ja ziemlich abgelenkt zu sein, die Dame. Bei Linsen und Würstchen (mein Lieblingsgericht, aber nach dem Diätzettel streng verboten) teile ich der Mama diese meine Ansicht mit, worauf sie natürlich sofort das Frauchen in Schutz nimmt.
    Bis zum Abend wühle ich in Arbeit, schreibe weiter an dem Jugendartikel und entwerfe die Disposition eines Kriminalromans. Dann fällt mir die Decke auf den Kopf, und ich beschließe, ins Kino zu gehen. Der Mama erkläre ich, daß ich das zu Studienzwecken tun müsse, weil es einen Kriminalfilm gäbe und ich doch, wenn mein Kriminalroman mal verfilmt würde... Ob sie nicht mitkommen wollte. Sie lehnt — was ich erwartete — ab, weil sie nichts für Leichen und Gangster übrig hat und sich lieber k. und k. Kavallerieleutnants ansieht, die in Wirklichkeit verkleidete Kaiser sind und zum Schluß von ihren bürgerlichen Geliebten tränenreichen Abschied nehmen, weil sie irgendeinen dürren, aber »ebenbürtigem Stecken heiraten müssen.
    Das Kino (gleich neben dem Übungsturm der Feuerwehr) hat durchlaufende harte Sitzbänke und einen großen Eisenofen, in den der Billettabreißer Erich an den dramatischsten Stellen mit Donnergepolter neue Preßkohlen kippt. Ein richtiges >Flohkino<, wie man in meiner Jugend zu sagen pflegte. Ich liebe es, weil es mich an die >Biophon-Lichtspiele< in Berlin vor einem halben Jahrhundert erinnert. Dort roch es ganz ähnlich, und dort sah ich meine ersten Filme mit dem Lindner-Max und der Asta Nielsen. Alle Augenblicke waren die Billetts abgelaufen, und man mußte auf allen vieren unter den Bänken herumkriechen, damit man von dem Platzanweiser, der gleichzeitig das Klavier spielte, nicht an die Luft gesetzt wurde. Später sah ich dort auch die ersten Chaplin-Filme, und bei der >Chaplin-Quelle< mußte ich so lachen, daß ich die Lehne der Vorderbank abbrach und alle nach hinten umfielen. Man machte Licht, erwischte mich, und ich mußte sieben Mark achtzig für eine neue Lehne zahlen.
    An all das muß ich denken, während die Reklame läuft. Dann wird es für einen Augenblick hell, und ich sehe schräg vor mir Buddy und Luzie. Sie grüßen und lächeln mir reichlich gequält zu. Scheint verschiedenes nicht zu stimmen, auch zwischen den beiden. Tut mir leid, besonders auch für Luzie, die es doch so gut mit uns Männern meint. Ich vergesse dieses Problem jedoch schnell, weil jetzt der Hauptfilm beginnt. Er reißt bloß zweimal und ist so zusammengeschnitten, daß man die Haupthandlung kaum noch verfolgen kann. Was aber davon übrigblieb, ist ausgesprochen gut und spannend. Ein ganz hervorragender Film, der mich bis in mein einsames Bettchen verfolgt. Vielleicht habe ich etwas Schnupfenfieber, daß er mich so gar nicht losläßt. Ich erwäge, die Temperatur zu messen, bin aber zu faul, noch mal aufzustehen, knipse das Licht aus und gleite durch einen Taumel von Leichen, Pistolen und Zimmern voll lauernden Grauens in den Schlaf.

19

    Um drei Uhr bin ich wach, hellwach, als habe mich jemand angerufen. Was ist denn los? Ich starre in die Finsternis. Der Wind heult ums Haus, irgend etwas klappert. Wahrscheinlich der eine Laden am Garagenfenster, der mit dem abgebrochenen Haken. Über mir schnarcht die Mama. Dann verstummt das Schnarchen, das Bett knarrt, sie hat sich auf die andere Seite gelegt. Wie spät ist es denn inzwischen — viertel vier. Kein Wunder, daß ich nicht schlafen kann, nach den Aufregungen gestern. Wie frech dieser Bursche war, dieser Fred! Wenn der Gorilla ihn nicht plötzlich abgeführt hätte, wäre er womöglich noch auf mich losgegangen. Seltsamer Kerl. Was er wohl an dem Gorilla findet? Als ich jetzt an den Gorilla denke, sehe ich hinter seinem Gesicht ein anderes, ein verpickeltes mit blaßblauen, aber sehr klugen Augen. Dieser Mühlner — wo kam der eigentlich plötzlich her,

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