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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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gelaufen. >Walter Dengler<, entziffere ich. Ich mustere den Gorilla, während ich ihm den Schein zurückgebe: »Mein Kompliment Sie haben sich gut gehalten.«
    Seine Augen gehen unsicher hin und her: »Wieso?«
    »Na, für einundvierzig Jahre sehen Sie noch recht jung aus!«
    »Sie auch«, sagt er hastig. »Sie auch, Herr!«
    »Herr!« Merkwürdig. Was ist das bloß für ein Mensch. Benimmt sich wie ein Kammerdiener. Nein, eigentlich auch nicht. Diese Mischung aus Brutalität und Scheu — auf jeden Fall sehr unsympathisch.
    »Ich danke Ihnen sehr, Herr Dengler«, sage ich kühl, »aber in die Fahrt kann ich trotzdem nicht einwilligen. Vielleicht sehen Sie das wenigstens ein. Sie sind ja ein reifer Mann.« Er scheint schon wieder völlig abwesend, seine Augen gleiten erneut auf das Armband und von dort zu Fred. Dabei ziehen sie sich zu Schlitzen zusammen und sehen sehr böse und grausam aus. Dann wandern diese Augen über Fred hinweg die Straße entlang, und plötzlich geschieht etwas Überraschendes: Er geht auf Fred zu, der noch immer ratlos und beleidigt dasteht, und packt ihn am Arm: »Komm, du Idiot!« Und sich dann mit einem schiefen Lächeln zu mir wendend: »Der Herr hat ganz recht!«
    »Aber erlaube mal...«, fängt Fred an, gleich darauf verzieht er schmerzhaft das Gesicht, so hart ist der Griff geworden. Der Gorilla steigt in den Wagen, ihn mit sich ziehend. Er tut es so heftig, daß Freds Kopf an den Türrahmen stößt. Tür zu, starten und ab, daß der Kies unter dem Schnee wegfliegt.
    Ich erhole mich als erster von der allgemeinen Verblüffung. Die Mädchen stehen noch immer mit offenem Mund da. Ihr Traum ist zerplatzt wie eine Seifenblase.
    »Na, das ging ja kurz und schmerzlos«, meine ich.
    Susanne stampft mit dem Fuß auf und heult wie ein kleines Mädchen: »Pfui, Colonel, das hast du uns verdorben! Warum hast du’s uns nicht gegönnt? Wir haben uns so gefreut.«
    Ich lege ihr die Hand tröstend auf die Schulter, aber sie stößt sie weg: »Ach, laß das!«
    Margot sieht nachdenklich hinter dem Wagen her. Schließlich nimmt sie den Arm ihrer Schwester: »Komm ‘rein und gib nicht so an.«
    Ich schaue ihnen nach und bin ärgerlich, über sie, über die beiden abgebrausten Kavaliere und über mich selbst. Vielleicht bin ich übertimpelig gewesen, hätte ihnen doch das Vergnügen gönnen sollen. Die Straßen sind schließlich voll von Autos mit jungen Leuten...
    »Na?« sagt eine Stimme hinter mir, »Vatersorgen?«
    Ich drehe mich um, es ist der Mühlner-Schorsch, diesmal in Uniform.
    Ich seufze: »Es ist zum Kotzen, mein Lieber. Ich muß sagen, ich bewundere den Teddy und die Addi, meine Freunde hier. So ein ganzes Leben lang ununterbrochen Eltern zu sein...«
    »Worum ging’s denn?« erkundigt er sich sanft.
    »Ach, sie wollten mit zwei Kavalieren wegfahren, und ich hab’s ihnen verboten.«
    »Mit dem Fred Frankenfeld aus dem Internat und diesem... diesem... wie heißt er denn?«
    »Sie meinen den Gorilla? Dengler heißt er, Sherlock Holmes.«
    Mühlner lacht: »Weil ich den Frankenfeld kenne? Na, allmählich kennt man doch die Typen. Aber daß Sie den Namen von dem anderen wissen!«
    »Hat sich mein schlechtes Namensgedächtnis auch schon bis zu Ihnen ‘rumgesprochen? Ich kann Sie beruhigen, er hat mir seinen Führerschein gezeigt.«
    Er hebt die Augenbrauen: »Soso. Führerschein hat er auch!«
    »Na ja, natürlich, sonst dürfte er doch nicht den Wagen fahren, Sie Schlaumeier. Übrigens, ich war ganz erstaunt, der Mann sieht aus wie höchstens dreißig, und in Wirklichkeit ist er schon einundvierzig. Aus Biederstein. Walter Dengler.«
    »Ja, da schau her«, meint der Mühlner ironisch. »Der Walter Dengler.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »O ja, ich kenne ihn — den Walter Dengler.«
    Was hat er denn, denke ich, warum tut er bloß so ironisch, das dumme Luder? Er scheint in irgendeinem geheimen Triumph zu schwelgen. Na, soll er. Dann fällt mir etwas anderes ein: »Wissen Sie, Mühlner, finden Sie es nicht auch etwas eigenartig, daß dieser Fred da dauernd mit so einem älteren Mann ‘rumläuft?«
    »Ja, ziemlich.«
    »Ich hab’ immer ein unangenehmes Gefühl, wenn ich so was sehe. Das sind eben diese Jüngelchen aus der Industrie, denen die Eltern viel zuviel Geld in die Tasche stecken. Dann geht’s los mit Konfekt für die Mädchen, Armband für die Mädchen, mit Auto — er soll ja sogar seinen eigenen Wagen hier ‘runtergeschickt kriegen. Vater ist tot, und Söhnchen erbt dann gleich, wenn

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